Spermien

Späte Vaterschaft: Auch Spermien werden älter

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Auch für Männer tickt die biologische Uhr: Je später sie Väter werden, desto häufiger treten bei den Kindern Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen sowie Schwangerschaftskomplikationen auf. Letztere gefährden auch die Mütter. Der negative Effekt macht sich schon ab einem Alter des Mannes von 45 Jahren bemerkbar.

Lange schien die Sache klar: Während bei Frauen der Vorrat an Eizellen bereits bei der Geburt angelegt ist – die dann altern, produzieren Männer im Laufe ihres Lebens jeden Tag Millionen neue Spermien. „Daher nahm man an, männliche Keimzellen würden nicht altern“, erklärt Prof. Stefan Schlatt, Direktor des Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster.

Erbgut der Keimzellen verändert sich

Doch diese Annahme ist überholt: Auch bei Männern treten mit fortschreitendem Alter häufiger genetische Defekte auf. So hat eine spermienbildende Stammzelle bei einem 50-Jährigen schon mehrere Hundert Teilungen hinter sich. Und mit jeder von ihnen geht das Risiko eines Erbgutfehlers einher.

Teilweise sind die Gene selbst verändert. Teilweise sind auch sogenannte epigenetische Veränderungen das Problem. Sie beeinflussen, welche Gene im Erbgut aktiv oder stummgeschaltet sind – bei einem ungesunden Lebensstil ist das oft eine ungünstige Konstellation. „Das kann sowohl die Embryonal- als auch die Plazentaentwicklung beeinträchtigen“, so Schlatt.

Die Folgen sind mannigfaltig, zeigt eine US-Studie. Die Forscher werteten die Daten von mehr als 40,5 Millionen Lebendgeburten zwischen 2007 und 2016 aus. Neben verschiedenen Angaben zur Person wie soziale Herkunft, Schulbildung, Nationalität, erfassten sie auch das Alter der Mütter und Väter.

Schwieriger Start ins Leben

Das Ergebnis zeigt, dass die Schwangerschaften mit älteren Vätern besonders häufig einen ungünstigsten Verlauf nahmen. Im Vergleich zu Kindern, deren Väter bei der Zeugung zwischen 25 und 34 Jahre alt waren, hatten Kinder von Vätern die 45 Jahre alt oder älter waren, ein höheres Risiko, zu früh oder zu leicht zur Welt zu kommen. Die Säuglinge benötigten nach der Geburt auch deutlich häufiger eine Atemunterstützung oder mussten öfter auf die Intensivstation.

Höheres Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes

Auch für die Mütter bleibt das Alter der Väter nicht folgenlos. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, nahm bei einem Partner im Alter zwischen 45 und 54 Jahren um 28 Prozent und bei einem Partner ab 55 Jahre um 34 Prozent zu. Die überhöhten Blutzuckerwerte schädigen nicht nur die Mutter, sie können sich auch aufs Kind auswirken, sofern sie nicht gut eingestellt werden.

Entwarnung gab es für die schwerwiegenden Schwangerschaftskomplikationen Präeklampsie und Eklampsie. Sie waren für Mütter mit älteren Partnern nicht erhöht.

Autismus und Schizophrenie

„Diese Studie macht deutlich, dass ein höheres Alter des Vaters Komplikationen beim Kind und der Mutter begünstigt. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie ebenfalls mit dem Alter des Vaters in Zusammenhang stehen“, ergänzt Schlatt.

Paare mit Kinderwunsch sollten darauf hingewiesen werden, dass mit steigendem väterlichem Alter die Spermaqualität ab- und die Gefahr weiterer altersbedingter Risikofaktoren zunimmt, raten Experten. Männer, die sich mit dem Vaterwerden Zeit lassen wollen, könnten darüber nachdenken, ihr Sperma vor dem 40. Lebensjahr einzufrieren.

Pressemitteilung: DGE-Kongress: Auch Spermien altern − späte Vaterschaft birgt Risiken für Mutter und Kind, 18.03.2019

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Gromoll J, Tüttelmann F, Kliesch S. Social freezing – the male perspective. Der Urologe 55(1),· November 2015. DOI: 10.1007/s00120-015-3943-8. https://www.springermedizin.de/andrologie/fertilitaet-und-kinderwunsch/social-fr...
  • Khandwala YS et al. Association of paternal age with perinatal outcomes between 2007 and 2016 in the United States: population based cohort study. BMJ 2018; 363: k4372. DOI: 10.1136/bmj.k4372. https://www.bmj.com/content/363/bmj.k4372
  • Lorenz J. Höheres Alter der Väter begünstigt neonatale Komplikationen. Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(01): 11-12. DOI: 10.1055/a-0818-8072. https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-0818-8072
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