Kartoffeln, Reis und Nudeln

Resistente Stärke verschlankt Fettleber

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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In manchen Lebensmitteln steckt eine besondere Form der Stärke, die vom menschlichen Verdauungssystem nicht aufgespalten werden kann. Diese Verbindung aus Kohlenhydraten beeinflusst die Darmflora – und unterstützt den Fettabbau in der Leber.

Beim Thema Fettleber denken viele Menschen automatisch an einen hohen Alkoholkonsum. Dabei ist mit der zunehmenden Verbreitung von Übergewicht in der bevölkerung inzwischen eine Fehlernährung die häufigste Ursache für die Verfettung des Organs. In der Medizin spricht man dann von einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL). Gewichtsabnahme und Bewegung sind bislang die wichtigsten Massnahmen, um das Organ wieder zu verschlanken.

Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass NAFL mit einem gestörten Darmmikrobiom zusammenhängt. So weisen Menschen mit Fettleber im Frühstadium bereits ein verändertes Darmbakterienprofil auf.

Resistente Stärke: Futter für Darmbakterien

Forschende um Yueqiong Ni von der Sechsten Volksklinik in Shanghai haben untersucht, welche Ernährungsstrategien den Abbau von Leberfett am besten unterstützen. Das Ergebnis: Eine Schlüsselrolle könnte dabei sogenannte resistente Stärke zu spielen. Sie kann vom menschlichen Verdauungssystem nicht zerlegt werden, dient aber bestimmten Darmbakterien als „Futter“.

Diese bauen sie unter anderem zu einer kurzkettigen Fettsäure der Buttersäure (Butyrat) um, die Entzündungsprozessen entgegenwirkt und die Darmschleimhaut unterstützt.

Das Team um Ni rekrutierte 200 Personen mit nicht-alkoholischer Fettleber und setzte die Teilnehmenden für vier Monate auf eine ausgewogene Diät. Die Hälfte von ihnen trank zusätzlich zweimal täglich eine Portion von 20 Gramm resistenter Maisstärke in 300 ml Wasser verrührt. Die andere Hälfte trank die entsprechende Menge nicht-resistenter Maisstärke in Wasser.

Halbierter Leberfettanteil

Am Ende der Studie konnte die Gruppe, die resistente Stärke zu sich genommen hatte, ihren Leberfettanteil von 24,99 Prozent auf 13,14 Prozent nahezu halbieren. In der Kontrollgruppe war der Leberfettanteil nur von 23,51 Prozent auf 21,44 Prozent gesunken.

Zudem hatten die Kur mit resistenter Stärke den Gewichtsverlust verstärkt: Die Teilnehmenden dieser Gruppe speckten von durchschnittlich 83,52 kg auf 78,05 kg und damit um rund 5,4 kg ab. In der Kontrollgruppe nahmen die Teilnehmenden nur etwa ein Kilogramm ab – von durchschnittlich 84,24 kg auf 83,29 kg. Zudem besserten sich durch den Verzehr resistenter Stärke die Leberwerte wie ALT, AST und GGT, aber auch die Blutfettwerte der Teilnehmenden.

Die Forschenden führen die unterschiedlichen Ergebnisse dabei nicht auf die stärkere Gewichtsabnahme, sondern vor allem auf eine Veränderung des Mikrobioms im Darm zurück.

Stoffwechselprodukte der Darmbakterien beeinflussen die Leber

Analysen zeigten, dass sich unter anderem der Anteil des Stuhlkeims Bacteroides stercoris durch die Kur mit resistenter Stärke reduziert hatte – wohl, weil andere Bakteriengruppen stärker wuchsen. Das Bakterium setzt die Fettsäure Valin frei, die durch die Darmschleimhaut ins Blut und anschliessend in die Leber gespült wird. Dort begünstigt sie Zellexperimenten zufolge die Anreicherung von Fett.

Die Forschenden überprüften ihre Hypothese, indem sie Stuhlproben der Teilnehmenden auf Mäuse übertrugen, deren Mikrobiom sie zuvor mithilfe von Antibiotika ausgelöscht hatten. Tiere, die Fäkalkeime von Personen erhielten, die resistente Stärke konsumiert hatten, verloren an Gewicht und bauten Leberfett ab. Bei ihren Artgenossen liess sich das nicht beobachten – ihnen war aufbereiteter Stuhl von Teilnehmenden verabreicht worden, die gewöhnliche Stärke konsumiert hatten.

Kartoffelsalat für die Leber?

Die Forschenden empfehlen daher den gezielten Verzehr von resistenter Stärke. Diese entsteht innerhalb von 12 bis 24 Stunden in stärkehaltigen Lebensmitteln, die zuvor gekocht und dann abgekühlt sind – beispielsweise Nudeln und Kartoffeln und Hülsenfrüchte. Die umgewandelte Stärke bleibt selbst nach dem erneuten Aufwärmen erhalten. Auch noch leicht grüne Bananen und Vollkornprodukte enthalten resistente Stärke.

„Unsere Studie Hinweise liefert darauf, dass resistente Stärke eine neuartige, relativ einfache und kostengünstige Therapieoption für NAFL sein könnte, schreiben die Forschenden. Im Vergleich zu einem Abbau des Leberfetts durch Gewichtsabnahme und Sportprogramme sei es für viele Betroffene einfacher, resistente Stärke zu einer normalen und ausgewogenen Ernährung hinzuzufügen, sagt Li.

Fettleber bleibt meist lange unbemerkt

Eine Fettleber verursacht lange Zeit keine Beschwerden. Lediglich ein Druckgefühl im Oberbauch aufgrund der Vergrösserung kann darauf hinweisen. Mit ihr ist ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verbunden. Problematisch wird es vor allem, wenn sich die Leber irgendwann entzündet und eine Leberzirrhose entsteht. Auch die Gefahr von Leberkrebs ist bei einer Fettleber erhöht.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Yueqiong Ni et al.: Clinical and Translational Report Resistant starch decreases intrahepatic triglycerides in patients with NAFLD via gut microbiome alterations, Cell Metabolism, 5. Sep 2023, doi: ttps://doi.org/10.1016/j.cmet.2023.08.002
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