Hand hält Fischölkapsel

Omega-3: Erhöhte Zufuhr kann Vorhofflimmern begünstigen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Präparate mit Omega-3-Fettsäuren begünstigen in höherer Dosierung Vorhofflimmern bei Risikopersonen.

Präparate mit Omega-3-Fettsäuren können dosisabhängig das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen, und zwar bei Menschen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden oder entsprechende Risikofaktoren aufweisen. Darauf weist das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hin.

Omega-3-Fettsäuren wie EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) sind in Massen gesund und sogar lebensnotwendig. Im Körper sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren zum Beispiel ein Bestandteil von Zellmembranen und eine Vorstufe verschiedener Botenstoffe.

Daneben können Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken und die Blutfettwerte normalisieren. Deshalb gelten sie unter anderem für das Herz-Kreislauf-System als besonders gesund.

Auf dem Teller oder als Präparat

Lebensmittel mit vielen Omega-3-Fettsäuren sind zum Beispiel fettreiche Fischsorten (wie Lachs oder Hering), aber auch Leinöl. Zudem sind manche Lebensmittel (wie einige Streichfette) mit Omega-3 angereichert.

Der Einfachheit halber oder weil vom Arzt verordnet, greifen viele Menschen aber zu Präparaten mit Omega-3-Fettsäuren. Diese sind teils als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, teils als Arzneimittel zugelassen. Dabei enthalten Nahrungsergänzungsmittel oftmals ähnlich hohe Omega-3-Dosierungen wie Arzneimittel, so das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Höhere Zufuhr ist schlecht für das Herz

Der herzgesunde Effekt einer Omega-3-Zufuhr kann sich bei steigender Dosierung aber ins Gegenteil verkehren – die Präparate können dann die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern begünstigen. Das zeigen laut BfArM systematische Übersichten und die zusammenfassenden Auswertungen mehrerer Studien (Metaanalysen) zu dem Thema. Über eine solche Metaanalyse hatte NetDoktor bereits berichtet.

Insgesamt hatten an den überprüften Untersuchungen mehr als 80.000 Patienten und Patientinnen teilgenommen. Die meisten litten an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder wiesen Risikofaktoren für solche Erkrankungen auf. Ein Teil erhielt ein Präparat mit Omega-3-Fettsäuren, der Rest ein Placebo (Scheinpräparat).

Vier Gramm pro Tag am gefährlichsten

Der Vergleich zwischen diesen beiden Patientengruppen ergab:

Die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren kann bei Menschen mit oder Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dosisabhängig das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen. Am grössten war diese Gefahr bei der höchsten Testdosis, nämlich vier Gramm pro Tag.

Hinweis in Beipackzettel

Auf der Basis dieser Ergebnisse empfiehlt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), einen entsprechenden Hinweis in die Produktinformation von Arzneimitteln mit Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen:

Im Beipackzettel soll das beobachtete Risiko von Vorhofflimmern erwähnt und Vorhofflimmern als häufige Nebenwirkung genannt werden.

Tipps für Anwender und Anwenderinnen

Egal, ob Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren: Menschen, die eine Herzerkrankung oder entsprechende Risikofaktoren (wie Bluthochdruck, Diabetes oder starkes Übergewicht) haben, sollten solche Präparate nur in ärztlicher Absprache einnehmen – vor allem über einen längeren Zeitraum. Das empfiehlt das BfR.

Wer unter der Einnahme von Omega-3-Präparaten mögliche Symptome von Vorhofflimmern entwickelt (z.B. Kurzatmigkeit, Herzklopfen, Benommenheit), sollte laut BfArM unbedingt mit seinem Arzt oder seiner Ärztin darüber sprechen.

Übrigens: Wer regelmässig ein- bis zweimal pro Woche Fisch verzehrt, muss kein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern durch Omega-3 befürchten. Die Aufnahmemenge reiche dafür nicht aus, so das BfR.

Autoren- & Quelleninformationen

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Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Rote-Hand-Brief zu Omega-3-Fettsäure-haltigen Arzneimitteln: Dosisabhängig erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern bei Patienten mit etablierten kardiovaskulären Erkrankungen oder kardiovaskulären Risikofaktoren (Stand: 16.11.2023), unter: www.bfarm.de
  • Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Präparate mit Omega-3-Fettsäuren können bei Herzpatienten das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen (Stand: 16.11.2023), unter: www.bfr.bund.de
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