Gürtelrose: Hoher Impfschutz auch im Alltag
Eine Gürtelrose ist keine Lappalie: Jenseits der unangenehmen Hauterscheinungen ist sie nicht nur ausgesprochen schmerzhaft - sie kann zudem langfristig schwere und chronische Nervenschmerzen verursachen. Ungeimpft erkrankt jeder Dritte im Laufe seines Lebens daran.
Davor schützt eine Impfung gegen Herpes zoster, die die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) allen gesunden Menschen ab 65 sowie Personen mit Immunschwäche ab 50 beziehungsweise Personen mit schwerer Immunschwäche ab 18 Jahren empfiehlt. Studien hatten ihr eine hohe Wirksamkeit bescheinigt. Alternativ ist für gesunde Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren ein zweiter Impfstoff zugelassen.
Doch ausserhalb optimaler Studienbedingungen fällt die Wirkung von Medikamenten wie Impfungen oft etwas geringer aus. Eine Untersuchung bringt nun für die Gürtelrose-Impfung Gewissheit: Auch im Alltag bewahrt sie zuverlässig vor der Erkrankung.
Forscher um Yuwei Sun von der University of California in San Francisco hatten Daten von rund fünf Millionen Erwachsenen ausgewertet. 3,6 Prozent von ihnen waren zweifach gegen Herpes zoster geimpft. Die Teilnehmenden waren nicht immungeschwächt und somit auch nicht ungewöhnlich anfällig für Herpes zoster.
Schutz von mehr als 85 Prozent
Geimpft wurde ein sogenannter rekombinanter, adjuvantierter Totimpfstoff gegen Herpes zoster mit dem Handelsnamen Shingrix. Er ist in der Schweiz für gesunde Personen ab 65 Jahren sowie für Menschen mit Immunschwäche ab 50 Jahren, mit schwerer Immunschwäche ab 18 Jahren zugelassen.
Grundlage der Auswertung waren sogenannte Personenjahre. Sie entsprechen dem Studienzeitraum multipliziert mit der entsprechenden Zahl an Teilnehmern. Das Ergebnis: Von den Ungeimpften erkrankten 893 in 100.000 Personenjahren an Gürtelrose, von den Geimpften waren es nur 259.
Damit lag die Wirksamkeit des Impfstoffes bei 85,5 Prozent. Für Teilnehmende zwischen 50 bis 79 Jahren war sie mit 86,8 Prozent etwas höher, für Personen ab 80 lag sie immer noch bei 80,3 Prozent.
Damit war die Wirksamkeit im Alltag zwar erwartungsgemäss geringer als die Werte von über 90 Prozent, die man in den Zulassungsstudien ermittelt hatte. Sie war aber immer noch sehr hoch, insbesondere auch für ältere Menschen. Hinzu kommt, dass eine Gürtelrose bei Personen, die trotz Impfung erkranken, in der Regel deutlich milder verläuft.
Auch langfristig stabiler Schutz
Die langfristige Wirksamkeit der Gürtelrose-Impfung wollen Forscher über eine Gesamtdauer von 12 Jahren nachverfolgen. Schon jetzt liegen Daten von rund 5 bis 7 Jahren nach der Impfung vor. Die Ergebnisse zeigen, dass die Impfwirkung erfreulich stabil bleibt. Sie liegt nach diesem Zeitraum noch bei rund 84 Prozent.
Gürtelrose wird von Herpes zoster-Viren verursacht. Die meisten ungeimpften Menschen stecken sich damit bereits in der Jugend an und erkranken dann an Windpocken. Nach Abheilen der Infektion bleiben aber Restbestände der Viren in Ganglien (Nervenknoten) zurück. Reicht die Schlagkraft des Immunsystems nicht aus, um sie zurückzudrängen, brechen die Erreger entlang der betroffenen Nervenbahnen erneut aus. Dann bildet sich häufig ein gürtelförmiger Ausschlag, der der Erkrankung den Namen gab.
Betroffen sind zum einen vor allem ältere Menschen, deren Immunkräfte altersbedingt abnehmen. Zum anderen sind auch Jüngere, die Medikamente einnehmen, die das Immunsystem bremsen (z.B. aufgrund von Rheuma oder nach einer Transplantation), sowie Menschen mit erworbener oder angeborener Immunschwäche anfälliger für Gürtelrose.
Autoren- & Quelleninformationen
- Bundesamt für Gesundheit (BAG), BAG-Bulletin 47 vom 22. November 2021, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 03.06.2022)
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Impfplan Österreich 2022, Stand Jänner 2022, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 03.06.2022)
- Yuwei Sun et al.: Effectiveness of the Recombinant Zoster Vaccine in Adults Aged 50 and Older in the United States: A Claims-Based Cohort Study Get access Arrow, Clinical Infectious Diseases, Volume 73, Issue 6, 15 September 2021, Pages 949–956, https://doi.org/10.1093/cid/ciab121