LDH

Von 
und , Ärztin
Dr. med. Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die LDH (Laktatdehydrogenase) kommt in jeder Zelle und damit in allen Organen vor. Bei jeder Zellmembranschädigung und bei jedem Zelluntergang gelangt das Enzym in die Blutbahn. Es reichert sich aufgrund seiner Stabilität im Blut an und kann damit als Laborparameter für Zellschäden genutzt werden. Eine erhöhte LDH kann beispielsweise auf einen Herzinfarkt hinweisen, der bis zu zwei Wochen zurückliegt. Erfahren Sie hier alles Wichtige über den LDH-Wert.

Was ist LDH?

LDH (Laktatdehydrogenase) ist ein Enzym, das an der Milchsäuregärung beteiligt ist. Mithilfe der Milchsäuregärung gewinnen Zellen Energie aus Blutzucker (Glucose), ohne dass dazu Sauerstoff benötigt wird. Die Laktatdehydrogenase kommt in allen Zellen vor: Die höchste Enzymaktivität lässt sich in der Skelettmuskulatur, im Herzmuskel, in den Nieren, im Gehirn und in der Leber nachweisen.

Die Laktatdehydrogenase befindet sich im Inneren der Zellen. Werden die Zellen zerstört, wird das Enzym freigesetzt und ist im Blut messbar. Ein erhöhter LDH-Laborwert weist also darauf hin, dass irgendwo im Körper Zellen zugrunde gegangen sind. Weil die Laktatdehydrogenase in so vielen Geweben vorkommt, ist sie ein unspezifischer Marker, der bei vielen Krankheiten erhöht sein kann.

Wann bestimmt man LDH?

Die LDH wird gemessen, wenn der Arzt irgendwo im Körper einen Gewebeuntergang vermutet, zum Beispiel bei einer durch Zerfall der roten Blutkörperchen bedingten Blutarmut (hämolytische Anämie) oder bei einem Herzinfarkt.

Die Laktatdehydrogenase ist aus vier Untereinheiten aufgebaut, von denen es zwei Typen gibt: den H-Typ (Herz) und den M-Typ (Muskel). Je nach Kombination ergeben sich daraus fünf verschiedenen LDH-Isoenzyme. Das sind Varianten des Enzyms mit gleicher Funktion, die aber jeweils in bestimmten Organen häufiger vorkommen. Von der Art des Isoenzyms, das erhöht ist, kann man deshalb darauf schliessen, welches Organ vermutlich geschädigt ist.

Die fünf LDH-Isoenzyme sind:

Isoenzym

Untereinheiten

Anteil an der Gesamt-LDH

Hauptvorkommen

LDH-1

H H H H (H4)

15 - 23 %

v.a. Herzmuskel, auch rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Nieren

LDH-2

HHHM (H3M)

30 - 39 %

Erythrozyten, Nieren, Herz, Lunge

LDH-3

HHMM (H2M2)

20 - 25%

Lunge, Blutplättchen (Thrombozyten), lymphatisches System

LDH-4

HMMM (HM3)

8 - 15 %

verschiedene Organe

LDH-5

M M M M (M$)

9 - 14 %

v.a. Skelettmuskulatur, auch Leber

Der Körper baut die verschiedenen Laktatdehydrogenase-Typen unterschiedlich schnell ab. So ist die Hälfte der LDH-5 schon nach acht bis zwölf Stunden abgebaut, die Hälfte der LDH-1 erst nach drei bis sieben Tagen.

Diese lange Abbauzeit der LDH-1 nutzen Ärzte bei der Diagnose eines Herzinfarktes: Das Isoenzym bleibt nach einem akuten Herzinfarkt am längsten deutlich erhöht und ist damit zur Spätdiagnostik geeignet. Es kann auf einen Herzinfarkt bis zum 10. bis 14. Tag danach hinweisen. Dabei beträgt der Anteil dieses Isoenzyms meist über 45 Prozent an der Gesamt-Laktatdehydrogenase.

Neuere Messgrössen in der Herzmedizin wie Troponin T oder Troponin I können im Blut bis sieben bis zehn Tage nach einem Infarkt im Blut nachgewiesen werden. Diese Marker sind empfindlicher für einen Herzinfarkt als LDH. Geht es aber um den Nachweis eines nicht mehr frischen Herzinfarkts, kann der Nachweis der Laktatdehydrogenase notwendig sein.

Auch bei anderen Herzmuskelschädigungen wie einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und nach Herzoperationen ist die LDH erhöht.

Die Laktatdehydrogenase wird ausserdem als zusätzlicher Marker bestimmt bei:

  • bestimmten Formen der Blutarmut (Anämie)
  • Erkrankungen der Skelettmuskeln
  • Leberkrankheiten
  • Vergiftungen
  • Lungenembolie
  • bösartigen Tumoren

LDH-Referenzwerte

Der Blutwert LDH wird im Blutserum bestimmt. In Abhängigkeit von Alter und Geschlecht gelten folgende LDH-Normalwerte:

Alter

männlich

weiblich

bis 30 Tage

178 - 629 U/l

187 - 600 U/l

31 Tage bis 3 Monate

158 - 373 U/l

152 - 353 U/l

4 bis 6 Monate

135 - 376 U/l

158 - 353 U/l

7 bis 12 Monate

129 - 367 U/l

152 - 327 U/l

1 bis 3 Jahre

164 - 286 U/l

164 - 286 U/l

4 bis 6 Jahre

155 - 280 U/l

155 - 280 U/l

7 bis 9 Jahre

141 - 237 U/l

141 - 237 U/l

10 bis 11 Jahre

141 - 231 U/l

129 - 222 U/l

12 bis 13 Jahre

141 - 231 U/l

129 - 205 U/l

14 bis 19 Jahre

117 - 217 U/l

117 - 213 U/l

ab 20 Jahre

100 - 247 U/l

120 - 247 U/l

Das Kürzel "U/l" steht für Enzymeinheit pro Liter.

Wann ist der LDH-Wert erhöht?

Wenn die LDH zu hoch ist, kann das verschiedene Gründe haben:

Erkrankungen des Blutes

Die höchsten Laktatdehydrogenase-Werte findet man bei Erkrankungen des Blutes wie beispielsweise der megaloblastären, perniziösen oder hämolytischen Anämie. Dabei handelt es sich um verschiedene Formen von Blutarmut. Bei der megaloblastären Anämie ist die Bildung der roten Blutkörperchen gestört; die perniziöse Anämie beruht auf einem Vitamin-B12-Mangel und die hämolytische Anämie auf dem Zerfall der roten Blutkörperchen.

Aber auch bei intravasaler Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen innerhalb der Gefässe) und infektiöser Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) ist LDH erhöht.

Herzschäden

Bei Erkrankungen des Herzens ist besonders das Isoenzym LDH-1 erhöht, so etwa bei Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Herzbeutelentzündung (Perikarditis), Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) oder Herzrhythmusstörungen.

Auch bei Zellschäden nach diagnostischen und therapeutischen Eingriffen am Herzen ist die Laktatdehydrogenase erhöht.

Erkrankungen der Skelettmuskulatur

LDH-5 ist bei Erkrankungen oder Schädigungen der Skelettmuskulatur erhöht. Dazu zählen Muskeldystrophie, Speicherkrankheiten, Muskelentzündungen, Verletzungen sowie toxische Muskelschädigungen.

Erkrankungen von Leber und Gallenwegen

Krankheiten von Leber oder Gallenwegen führen zum Anstieg des LDH-3, so zum Beispiel eine akute Leberentzündung (akute Hepatitis) oder eine akute Schädigung der Leberzellen durch Vergiftungen (etwa durch giftige Pilze).

Sonstige Ursachen

Ausserdem kann bei Lungenembolie (LDH-3) und bei bösartigen Tumoren die LDH erhöht sein.

Fälschlich hohe Werte (ohne Krankheitswerte) können gemessen werden bei:

  • Hämolyse (Zerfall von Blutzellen) in der Blutprobe
  • körperlicher Belastung

Was tun bei verändertem LDH-Wert?

Ein erhöhter Laktatdehydrogenase-Wert ist oft schwer zu interpretieren, weil er bei sehr vielen Erkrankungen auftreten kann. Daher sind weitere klinische Untersuchungen oder Laborparameter notwendig, um die genaue Ursache der veränderten Blutwerte abzuklären.

Der LDH-Wert kann auch nach starker körperlicher Arbeit oder Sport oder nach einer schwierigen Blutentnahme erhöht sein und hat dann keinen Krankheitswert. Es ist daher sinnvoll, die Blutentnahme bei erhöhter LDH zu wiederholen. 

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger
Autoren:
Dr. med. Mira Seidel
Dr. med.  Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Dörner, K.: Klinische Chemie und Hämatologie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2013
  • Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 20.03.2019)
  • Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie für den Einstieg, Georg Thieme Verlag, 2006
  • Königshoff, M. & Brandenburger, T.: Kurzlehrbuch Biochemie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Rassow, H.: Duale Reihe Biochemie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2016
  • Universitätsklinikum Essen, Zentrallabor: Referenzwerteverzeichnis für Erwachsene und Kinder (Stand: Juni 2018)
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