RSV-Impfung

Von , Medizinredakteurin
und , Medizinredakteurin
Aktualisiert am
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Eine RSV-Impfung schützt vor Infektionen der oberen und unteren Atemwege mit dem RS-Virus. RS-Viren lösen meist erkältungsähnliche Symptome aus – bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei älteren Erwachsenen und chronisch Kranken können schwere Atemwegsinfektionen die Folge sein. Lesen Sie hier, welche RSV-Impfungen es gibt, wem Experten die Impfung empfehlen und welche Nebenwirkungen sie haben kann.

Ärztin impft Baby

Was ist die RSV-Impfung?

Die RSV-Impfung schützt vor Atemwegserkrankungen, die durch das RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus, RSV) ausgelöst werden. RS-Viren verursachen Infektionen der oberen und unteren Atemwege, die insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, aber auch bei älteren Erwachsenen oder chronisch kranken Menschen schwere Erkrankungen hervorrufen können.

Die Impfung gegen RSV schützt Risikopatienten vor einer Infektion mit dem RS-Virus und damit vor einem schweren Verlauf. Zudem trägt sie dazu bei, die Ausbreitung der Viren einzudämmen.

Mehr darüber, welche Symptome RS-Viren auslösen und wie die Atemwegserkrankung behandelt wird, lesen Sie in unserem Beitrag zum RS-Virus.

Welche RSV-Impfungen gibt es?

Bei RSV-Impfungen unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Impfstoffen.

Die beiden RSV-Impfstoffe für Frühchen und Kleinkinder zählen zu den Passivimpfstoffen. Das bedeutet, dass man dem Impfling bereits fertige, künstlich hergestellte Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das RS-Virus verabreicht. Das Immunsystem erhält dadurch einen „Zeitvorsprung“: Es muss die Antikörper nicht selbst herstellen, sondern kann unmittelbar nach der Impfung mit der Abwehr eingedrungener Viren beginnen.

Die Antikörper verhindern, dass die Viren in die Zellen eindringen. Man spricht auch von einer passiven Immunisierung.

Aktivimpfstoffe gegen RSV enthalten gentechnisch hergestellte Eiweissstoffe (Proteine), die auch im RS-Virus vorhanden sind. Diese Proteine können jedoch keine Erkrankung auslösen, aber das Immunsystem anregen, Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das RS-Virus zu bilden. Derzeit sind aktive RSV-Impfstoffe für Schwangere und ältere Erwachsene zugelassen.

RVS-Impfung: Wer sollte geimpft werden?

Zurzeit ist in der Schweiz noch kein aktiver Impfstoff gegen RSV verfügbar.

Passive RSV-Impfung für Frühchen und Babys

Frühchen und Babys bis sechs Monate sowie Kleinkinder mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet, durch RSV schwer zu erkranken.

Passive Impfung mit Nirsevimab: Der passive Impfstoff wurde Ende 2023 von der Swissmedic zugelassen, ist in der Schweiz aber noch nicht verfügbar. Eine Impfempfehlung der EKIF soll bis Herbst 2024 vorliegen.

Der Impfstoffhersteller empfiehlt eine einmalige Injektion im ersten Lebensjahr zwischen September und März.

Passive Impfung mit Palivizumab: Die passive Impfung mit dem Antikörper Palivizumab ist zugelassen für:

  • frühgeborene Kinder (35. Schwangerschaftswoche oder weniger), die zum Zeitpunkt des Beginns der RSV-Saison höchstens 6 Monate alt sind,
  • Kinder mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD), die höchstens 2 Jahre alt sind und die innerhalb der letzten 6 Monate wegen BPD behandelt werden mussten sowie
  • Kinder mit angeborener Herzerkrankung.

Aktive RSV-Impfung für ältere Erwachsene

In der Schweiz läuft derzeit das Zulassungsgesuch für eine aktive RSV-Impfung für Erwachsene. Sie soll Menschen ab einem Alter von 60 Jahren vor Erkrankungen der unteren Atemwege schützen, die durch das RS-Virus ausgelöst werden. Ob die Impfempfehlung nach erfolgter Zulassung in der Schweiz für alle Personen ab 60 Jahren oder nur für bestimmte Risikogruppen gilt, ist noch offen.

Der Impfstoff ist in der EU bereits zugelassen. Die Ergebnisse der Zulassungsstudie mit 25.000 Erwachsenen zeigen, dass die RS-Impfung für sechs Monate zu etwa 83 Prozent vor einer RSV-Erkrankung schützt. Nach derzeitigem Wissensstand ist es daher ausreichend, wenn Betroffene sich einmal jährlich vor Beginn der RSV-Saison impfen lassen.

Aktive RSV-Impfung in der Schwangerschaft

Eine aktive RSV-Impfung in der Schwangerschaft ist ebenfalls in der EU bereits zugelassen, während in der Schweiz noch das Zulassungsverfahren läuft.

Die Impfung soll das Neugeborene nach der Geburt vor einer RS-bedingten Atemwegserkrankung schützen. Die werdende Mutter bildet nämlich nach der aktiven Impfung Abwehrstoffe (Antikörper), die sie über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergibt. Dadurch erhält das Kind einen Immunschutz, der während der ersten Lebensmonate anhält – das Ungeborene wird also bereits vor der Geburt passiv immunisiert.

Eine gross angelegte Impfstudie ergab, dass 81 Prozent aller Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft gegen das RS-Virus geimpft wurden, in den ersten sechs Lebensmonaten vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt waren.

RSV-Impfung: Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen der aktiven RSV-Impfung bei Erwachsenen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Schmerzen an der Injektionsstelle. Die Beschwerden sind in der Regel harmlos und klingen innerhalb von etwa 10 Tagen wieder ab.

Die passive RSV-Impfung bei Frühgeborenen, Babys und Kleinkindern kann ebenfalls Impfreaktionen und Nebenwirkungen auslösen. Typischerweise kommt es mitunter zu Fieber, Hautausschlag und Reaktionen an der Impfstelle, beispielsweise Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen. Solche Impfreaktionen sind jedoch harmlos und verschwinden nach wenigen Tagen von selbst.

Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen der Impfung zählt der anaphylaktische Schock (Anaphylaxie). Dabei handelt es sich um die schwerste Form einer Überempfindlichkeitsreaktion gegen einen Bestandteil des Impfstoffs. Um im Falle einer Anaphylaxie rasch eingreifen zu können, werden Impflinge nach der Injektion noch einige Zeit überwacht.

RSV-Impfung: Kosten

Bei Frühchen, Babys und Kleinkindern übernimmt die obligatorische Krankenversicherung die Kosten der passiven Impfung mit dem Antikörper Palivizumab gegen das RS-Virus, wenn diese der Hochrisikogruppe angehören. Die Kostenübermahme der Passivimpfung mit Nirsevimab wird derzeit abgeklärt.

Ob künftig die Kosten der aktiven RSV-Impfungen (sobald zugelassen) übernommen werden, ist derzeit noch unklar. Die Kostenübernahme der RSV-Impfung durch die Krankenversicherung hängt davon ab, ob und für welche Personengruppen die Eidgenössische Kommission für Impffragen eine Empfehlung ausspricht.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Aktualisiert am :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

ICD-Codes:
J21J12J20B97
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG), Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV), Stand: 07.11.2023, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), CHMP Monatsmeldung, Stand: 10.05.2023, unter: www.basg.gv.at (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Impfplan Österreich 2023/2024, Stand: 05.09.2023, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 15.02.2024)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Impfung gegen Respiratorisches Syncytial-Virus (RSV), unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 15.02.2024)
  • Consensus statement / recommendation on the prevention of respiratory syncytial virus (RSV) infections with the monoclonal antibody Nirsevimab (Beyfortus®), Stand: Januar 2024, unter: www.mcusercontent.com (Abrufdatum: 26.02.2024)
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Stellungnahme zur RSV-Impfung für Schwangere, Stand November 2023, unter: www.dggg.de (Abrufdatum: 14.02.2023)
  • Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), Produktinformation, unter: www.ema.europa.eu (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Konsensuspapier der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde: Resch et al., Monatsschr Kinderheilkd 2008; 156: 381–383
  • Konsensus Statement zur Prävention von Respiratory Syncytial Virus (RSV)-Infektionen mit dem humanisierten monoklonalen Antikörper Palivizumab, Stand: 2016, unter: www.pigs.ch (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGP), Leitlinie zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern, Stand 2023, unter: https://register.awmf.org (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Pädiatrie Schweiz: Prävention einer RSV-Infektion, Stand: 23.02.2024, unter: www.paediatrieschweiz.ch (Abrufdatum: 26.02.2024)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Weitere Zulassung für Impfstoff gegen Respiratorisches Syncytial-Virus (RSV) erteilt, Stand 29.08.2023, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Zulassung für Impfstoff gegen Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) empfohlen, Stand: 28.04.2023, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Robert Koch Institut (RKI), RKI-Ratgeber: RSV-Infektionen, Stand: 02.02.2024, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 14.02.2024)
  • Schweizerisches Heilmittelinstitut Swissmedic, Neuzulassungen, Stand: 22.12.2023, unter: www.swissmedic.ch (Abrufdatum: 15.02.2024)
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich