
Herpes in der Schwangerschaft

Herpes in der Schwangerschaft kann vor allem für das Kind gefährlich werden. Auch während einer Schwangerschaft ist es daher wichtig, sowohl eine Infektion mit Genitalherpes (Herpes genitalis) als auch Lippenherpes (Herpes labialis, Fieberblasen) zu erkennen und zu behandeln, um das Kind vor einer Übertragung zu schützen.
Kurzfassung:
- Sowohl der Herpes-simplex-Virus-Typ-1 (HSV-1) als auch der Typ 2 (HSV-2) können während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden.
- Erkrankungen mit Herpes simplex können bei Neugeborenen meist verhindert werden und sind sehr selten.
- Symptome bei Neugeborene mit einer Herpes-Infektion sind u.a.: Hautbläschen, Fieber, Lethargie, Krämpfe. In schweren Fällen: Gehirnhautentzündung, Leberentzündung, Lungenentzündung oder Schock.
- Die Behandlung erfolgt durch Gabe des Virustatikums Aciclovir.
- Ist die Schwangere zum Zeitpunkt der Geburt mit Herpes genitalis infiziert, wird ein Kaiserschnitt empfohlen.
Es gibt zwei Haupttypen des Herpes-simplex-Virus (HSV):
- Typ 1: Der Typ 1 verursacht vor allem Lippenherpes mit Lippenbläschen.
- Typ 2: Der Typ 2 führt vornehmlich zu Genitalherpes (Herpes genitalis).
Sowohl HSV-1 als auch HSV-2 können während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden.
Wichtig: Auch HSV1 kann Genital-Infektionen auslösen und umgekehrt können Viren vom Typ 2 Lippenbläschen hervorrufen. Die Strukturen der beiden Erregertypen unterscheiden sich nur wenig voneinander.
+++ Mehr zum Thema: Herpes Simplex +++
Warum ist eine Infektion mit Herpes während der Schwangerschaft gefährlich?
Genitalherpes: Eine Infektion mit Herpes simplex kann beim Neugeborenen mit Gehirnhaut-, Lungen- und/oder Leberentzündung sehr schwer bis tödlich verlaufen. Wenn die Schwangere zum Zeitpunkt der Geburt einen Ausbruch von Herpes genitalis hat, wird daher ein Kaiserschnitt empfohlen, um eine Infektion des Kindes durch eine vaginale Geburt zu verhindern.
Fieberblasen: Wenn das Virus im Blutkreislauf der Mutter vorhanden ist (Virämie) und es sich um eine Erstinfektion mit dem Herpesvirus handelt, kann auch das Kind über den Mutterkuchen infiziert werden. Eine solche Infektion kann vor allem in der Frühschwangerschaft Komplikationen auslösen (z.B. Missbildungen des Fötus oder Fehlgeburt). Die Infektion kommt allerdings nur äußerst selten vor. Eltern sollten nach der Geburt während der akuten Herpes-Phase außerdem einen Mundschutz tragen und die Hände sorgfältig desinfizieren, bevor sie das Baby berühren.
+++ Mehr zum Thema: Kaiserschnitt +++
Ist eine natürliche Geburt trotz Infektion möglich?
Ist die werdende Mutter mit Herpes simplex infiziert, zur Geburt jedoch symptomlos, besteht keine Notwendigkeit für einen Kaiserschnitt. Hatte die Mutter in der Vergangenheit des Öfteren Episoden von Herpes simplex, kann ab der 36. Schwangerschaftswoche (36. SSW) außerdem eine Therapie mit Virustatika eingeleitet werden, um einen eventuellen Kaiserschnitt zu umgehen.
Wichtig: Steckt sich die Schwangere bis zwei Monate vor der Geburt erstmals mit Herpes an, ist auf alle Fälle ein Kaiserschnitt angezeigt, weil in diesem Fall das Risiko einer Ansteckung des Babys am größten ist.
+++ Mehr zum Thema: Wie erkennt man Herpes genitalis? +++
Wie erfolgt die Infektion?
Die überwiegende Zahl der Neugeborenen-Infektionen findet bei der Passage des Geburtskanals statt. Aber auch nach der Geburt kann das Virus durch engen Kontakt von der Mutter auf das Kind übertragen werden (Schmierinfektion). Kommt es bei einer Erstinfektion mit Herpesviren der Schwangeren zu einer Virämie - einer Ausbreitung der Viren im gesamten Organismus -, besteht auch die Gefahr, dass die Erreger über den Mutterkuchen zum Kind gelangen. Dieser extrem seltene Fall kann mit einer Fehlgeburt einhergehen. Auch im weiteren Schwangerschaftsverlauf besteht die Möglichkeit, dass die Viren aus dem Scheidenbereich aufsteigen und in die Fruchthöhle gelangen.
HSV-Infektion in der Frühschwangerschaft
Diese Problematik ist – wie bereits erwähnt – ausgesprochen selten, weshalb in der Literatur nur von Einzelfällen berichtet wird.
HSV- Infektion im Geburtskanal
Erfolgt die Infektion während des Geburtsvorgangs, kann es beim Neugeborenen zu sepsisähnlichen Zustandsbildern kommen. Es gibt aber auch asymptomatische Verläufe. Besonders gefährdet sind frühgeborene Kinder.
+++ Mehr zum Thema: Sepsis +++
Symptome der Herpes-simplex-Infektion beim Neugeborenen
Folgende Symptome können bei Neugeborenen mit Herpes-Simplex-Infektion auftreten:
- Hautbläschen
- Augenentzündungen bis hin zur Blindheit
- Bläschen im Mundbereich
- Hautexanthem mit Blutungen
- Fieber, Erbrechen, Nahrungsverweigerung, Lethargie
- Entzündungen des Gehirns, begleitet von Krampfanfällen, Zerstörung von Gehirnstrukturen mit der Folge schwerer geistiger Defekte
- Befall von Lunge, Magen, Nieren, Leber, Milz etc.
In etwa der Hälfte der Fälle bleiben die Symptome auf Haut und/oder Augen bzw. Mund beschränkt.
Etwa ein Drittel der infizierten Neugeborenen entwickelt eine Gehirnhautentzündung, die sich mit Lethargie und Krämpfen zeigt, häufig zu bleibenden Schäden führt und auch tödlich enden kann.
In etwa einem Sechstel der Fälle kommt es zu Leberentzündung, Lungenentzündung , übermäßiger Blutgerinnung sowie Schock und in weiterer Folge häufig zum Tod des Neugeborenen.
Ob auch das Gehirn von der Infektion betroffen ist, kann man etwa zwei Wochen nach der Geburt feststellen.
Welche Folgeschäden bestehen für das Kind?
Sind Organe und Gehirn in Mitleidenschaft gezogen, ist die Sterblichkeit trotz antiviraler Therapie sehr hoch. Die Angaben liegen zwischen 50 und 80 Prozent. Die überlebenden Kinder tragen ein hohes Risiko für bleibende Schäden: Kleine Kopfform, Intelligenzdefizite, Krampfanfälle, Augenschäden bis hin zur Blindheit sind typische Spätfolgen einer Herpesinfektion bei Neugeborenen.
Wichtig: Zu betonen ist, dass Erkrankungen mit Herpes simplex bei Neugeborenen meist verhindert werden können und sehr selten sind. Das häufigste Symptom, das bei infizierten Säuglingen auftritt, sind:
- Bläschen auf der Haut
- Fieber
- Lethargie
- Krämpfe
Die Symptome liegen meist bei der Geburt noch nicht vor, sondern entwickeln sich meist erst einige Tage danach. In machen Fällen dauert es vier bis sechs Wochen, bis sich die Symptome zeigen.
Welche Möglichkeiten der Diagnostik gibt es?
Die klinische Diagnostik spielt eine wichtige Rolle. Der Virusnachweis erfolgt mit Hilfe von Zellkulturen bzw. mittels Polymerase-Chain-Reaction (PCR, labordiagnostische Methode zur Erkennung von Virusinfektionen). Zudem kann eine Antikörperbestimmung im Labor durchgeführt werden.
Pränatale Diagnostik
Eine pränatale Diagnostik ist dann angezeigt, wenn in der Frühschwangerschaft eine Erstinfektion der Mutter mit dem Herpesvirus stattgefunden hat und eine Virämie vorliegt. In diesen Fällen ist eine Fruchtwasserentnahme oder eine Nabelschnurpunktion, bei der Blut aus der Nabelschnur des Ungeborenen entnommen wird, anzuraten. Werden bei Ultraschalluntersuchungen Veränderungen festgestellt, so ist eine weiterführende Diagnostik angeraten.
+++ Mehr zum Thema: Pränataldiagnostik +++
Diagnostik beim Neugeborenen
Bei Neugeborenen, die Symptome der Infektion zeigen, sollte sofort eine Probenentnahme zum Virusnachweis erfolgen, unabhängig davon, ob bei der Mutter Hinweise auf eine Infektion oder eine Reaktivierung der Herpes-Infektion erkennbar sind. Für den Virusnachweis kommen Rachenabstrich, Punktion der Bläschen bzw. des Hirnwassers (Liquor) oder eine Blutabnahme in Frage.
Wie erfolgt die Behandlung?
Herpes-Infektionen werden mit dem Virustatikum Aciclovir behandelt. Die Verabreichung erfolgt entweder lokal, oral oder intravenös. Tritt eine Erstinfektion des HSV1 zum Zeitpunkt des Geburtstermins auf, so sollte lokal und systemisch (oral/intravenös) Aciclovir verabreicht werden. Das Medikament ist auch für den Einsatz im letzten Schwangerschaftsdrittel zugelassen. Kommt es bei Schwangeren zu einer Erstinfektion mit Genitalherpes, wird eine Aciclovir-Therapie ab der 30. SSW und eine Wiederholung der Therapie kurz vor der Entbindung empfohlen. Treten vor dem Einsetzen der Wehentätigkeit Anzeichen einer Genitalherpes-Infektion auf, ist ein Kaiserschnitt angeraten. Handelt es sich dabei um eine Erstinfektion, ist das Risiko für das Neugeborene ungleich höher als bei einer reaktivierten Infektion.
Finden sich keine Bläschen oder Geschwüre in der Scheide, kann eine vaginale Entbindung unter der vorbeugenden Gabe von Aciclovir angestrebt werden.
In der Frühschwangerschaft ist dieses Präparat zurückhaltend einzusetzen, weil ein potenzielles Risiko für das Ungeborene nicht vollständig ausgeschlossen werden kann. Die lokale Therapie auf den Lippen kann jedoch erfolgen.
Wird in der Anamnese (Erhebung der Krankheitsgeschichte durch den Arzt) von häufigen Herpes-Reaktivierungen berichtet, kann eine prophylaktische Aciclovir-Gabe etwa zehn Tage vor dem Entbindungstermin durchgeführt werden.
+++ Mehr zum Thema: Herpes genitalis Behandlung +++
Autoren:
Britta Bürger, Mag.(FH) Silvia Hecher, MSc
Redaktionelle Bearbeitung:
Matthias Thalhammer, Tanja Unterberger, Bakk. phil.
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