Kalium: Bananen senken den Blutdruck von Frauen
Kalium, wie es beispielsweise reichlich in Bananen enthalten ist, kann die negative Wirkung einer salzreichen Ernährung abfedern. Das gilt zumindest für Frauen.
Der Appetit auf Salziges ist den Menschen angeboren: Salz ist lebensnotwendig, war aber einst schwer aufzutreiben. Heute steckt es im Überfluss gezielt in vielen Fertigprodukten, denn die Würze animiert zum Verzehr.
Doch auf solche Salzmengen ist der Körper nicht eingestellt: Zu viel Natriumchlorid, so die chemische Bezeichnung für Kochsalz, treibt den Blutdruck in die Höhe.
Wissenschaftler um Liffert Vogt von der Universitätsklinik Amsterdam (UMC) haben jetzt eine Möglichkeit gefunden, wie man ohne Salzverzicht gegensteuern kann – zumindest als Frau.
Kalium befördert die Ausscheidung von Natrium
Eine kaliumreiche Ernährung verstärkt die Ausscheidung von Natrium über die Nieren. Und eben letzteres Element ist der eigentliche Blutdrucktreiber. Frauen, die sich kaliumreich ernähren, tragen der Untersuchung zufolge, ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Forschenden werteten dazu Daten der EPIC-Norfolk Studie aus. Im Zeitraum von 1993 bis 1997 hatten Wissenschaftler Urinproben von 24.963 Hausarztpatienten (11.267 Männer und 13.696 Frauen) im Alter von 40 bis 79 Jahren analysiert.
Über diese lässt sich die tägliche Ausscheidung von Natrium und Kalium berechnen – und somit auch grob die entsprechende Zufuhr der beiden Mineralien über die Nahrung.
1 Gramm Kalium = minus 2,4 mmHg
Das Ergebnis: Frauen, die zum Drittel mit dem höchsten Kaliumverzehr gehörten, hatten niedrigere Blutdruckwerte. Pro tägliches Gramm zusätzlichen Kaliums reduzierte sich der systolische Wert ihres Blutdrucks um 2,4 mmHg. Bei Männern beobachteten die Forscher keinen entsprechenden Effekt.
Eine mögliche Erklärung für diesen Unterschied der Geschlechter ist, dass Frauen stärker auf Natrium reagieren – sie sind Salz-sensibler. Entsprechend nachhaltiger könnte ein gegensteuernder Einfluss sein.
11 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Ereignisse
Im nachfolgenden Beobachtungszeitraum von durchschnittlich rund 20 Jahren bestätigte sich, dass eine hohe Kaliumzufuhr die weiblichen Teilnehmer tatsächlich auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützte. Frauen in der Gruppe mit dem höchsten Kaliumverzehr hatten ein um 11 Prozent geringeres Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, BMI, Salzverzehr, Rauchen, Alkoholkonsum, Diabetes, Einnahme von Lipidsenkern sowie erlittene Herzinfarkte oder Schlaganfällen hatten das niederländische Forscherteam bei den Berechnungen berücksichtigt.
3,5 Gramm Kalium täglich
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen, mindestens 3,5 Gramm Kalium pro Tag aufzunehmen. Kaliumreiche Lebensmittel sind beispielsweise Trockenfrüchte, Avocados, Bananen, Lachs und Kartoffeln.
Auch sogenanntes „Blutdrucksalz“, bei dem ein Teil des Natriumchlorids durch Kaliumchlorid ersetzt wird, kann eine kaliumreiche Ernährung unterstützen – und entsprechend schützend wirken. Das galt sowohl für Männer als auch Frauen. Das hatte im vergangenen Jahr eine grosse chinesische Studie gezeigt (NetDoktor berichtete: Kaliumchlorid: „Blutdrucksalz“ schützt das Herz).
Menschen mit Nierenerkrankungen sollen allerdings ihre Kaliumzufuhr eher einschränken.
Autoren- & Quelleninformationen
- Rosa D Wouda et al. : Sex-specific associations between potassium intake, blood pressure, and cardiovascular outcomes: the EPIC-Norfolk study, European Heart Journal, Volume 43, Issue 30, 7. August 2022, Pages 2867–2875, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac313