Süßigkeiten

Weniger Zucker, länger leben?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Zucker gilt manchen Ernährungspuristen als reinstes Gift. Doch dass hoher Zuckerkonsum tatsächlich krank machen kann, konnte man bisher nicht endgültig beweisen. Nun ist immerhin der Umkehrschluss gelungen: Menschen, die nur schlecht Zucker aus dem Darm aufnehmen können, bleiben gesünder.

Zucker steht schon lange unter Verdacht, im Übermass genossen krank zu machen. So zeigen verschiedene grosse Studien, dass wer viel Zucker isst, ein höheres Risiko für diverse chronische Krankheiten trägt – beispielsweise Diabetes. Doch ein eindeutiger Beweis, dass wirklich Zucker der Übeltäter ist, ist das nicht.

Mutationen bremsen den Zuckertransport im Darm

Nun haben Forscher gezeigt, dass weniger Zucker gut für den Stoffwechsel ist und das Risiko für verschiedene Erkrankungen und einen vorzeitigen Tod reduziert. Sie untersuchten dazu Menschen, die von Haus aus wenig Zucker aufnehmen – und zwar aufgrund einer genetischen Besonderheit.

Insgesamt drei Mutationen bewirken, dass das Rezeptormolekül SGLT-1 im Darm nicht richtig funktioniert. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Zuckerverwertung, indem es Zucker aus dem Darm in den Blutkreislauf schleust. Personen mit den entsprechenden Mutationen nehmen also ein Leben lang deutlich weniger Zucker auf.

Vorteil für schlechte Zuckerverwerter

Datenmaterial lieferten den Forschern verschiedene Studien, darunter auch die sogenannte ARIC-kohorte mit fast 8500 Teilnehmern. 16 Prozent der europäischstämmigen und 7,5 Prozent der afrikanischstämmigen Rekruten waren schlechte Zuckerverwerter.

Die Forscher fanden heraus, dass die Mutationsträger nach Mahlzeiten niedrigere Konzentrationen von Glukose im Blut hatten. Sie waren seltener fettleibig als Teilnehmer ohne die Genmutation und hatten seltener eine Vorstufe von Diabetes entwickelt – einen sogenannten Prädiabetes.

Die Forscher errechneten, was ein um 20 mg/dl reduzierter Blutzuckerspiegel für die zukünftige Gesundheit bedeuteten würde: Über einen Zeitraum von 25 Jahren betrachtet, wäre dann das Risiko für Fettleibigkeit um 57 Prozent geringer, das Risiko für Diabetes um 42 Prozent und die Gefahr einer Herzschwäche um 47 Prozent. Entsprechend reduziert wäre auch die Gefahr eines vorzeitigen Todes: Sie läge um 34 Prozent niedriger.

Die Studie unterstützt die Empfehlung, nicht zu viel Zucker zu konsumieren. Die Forscher regen jedoch auch an, Wirkstoffe zu entwickeln, die die Funktion von SGLT-1 im Darm bremsen. „Das könnte Therapien ermöglichen, die die schädlichen Konsequenzen einer westlichen Ernährungsweise reduzieren“, schreiben sie.

Nicht nur in Haushaltszucker steckt Glukose

Haushaltszucker (Saccharose) wird im Darm in ein Glukose- und ein Fruktosemolekül aufgespalten. Doch auch in Milchzucker (Laktose) und Stärke, wie sie in Brot, Müsli, Nudeln, Kartoffeln und Reis enthalten ist, steckt Glukose.

Ernährungsmediziner empfehlen, wenig von Lebensmitteln zu verzehren, die den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe treiben. Dazu zählen Weissmehlprodukte, Süssigkeiten und süsse Früchte. Besonders empfohlen als Kohlenhydratlieferanten werden dagegen alle Sorten von Gemüse sowie Vollkornprodukte.

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Sara B. Seidelmann et a.: Genetic Variants in SGLT1, Glucose Tolerance, and Cardiometabolic Risk, Journal of the American College of Cardiology, Volume 72, Issue 15, October 2018 DOI: 10.1016/j.jacc.2018.07.061
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