Übergewichtige Frau, viszerales Fett am Bauch

Rauchen begünstigt Bauchfett

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Nikotin gilt als Schlankmacher: Es dämpft Hungergefühle, kann beruhigend wirken und bietet kalorienfreie orale Befriedigung. Sind Menschen, die rauchen, deshalb aber schlanker? Nicht unbedingt!

Zwar haben Ex-Raucher im Schnitt tatsächlich einen etwas höheren BMI als Raucher. Menschen, die noch nie geraucht haben, sind jedoch seltener übergewichtig oder adipös. Gründe kann das viele haben – beispielsweise einen insgesamt gesünderen Lebensstil.

Jetzt zeigt sich, dass Raucher nicht nur weniger schlank sind als Personen, die nie geraucht haben – das Fett reichert sich bei ihnen auch in einer gesundheitlich besonders heiklen Region an: dem Bauchraum. Das zeigt eine Untersuchung der Universität Kopenhagen.

Riskantes Fett im Bauchinneren

Anders als die Polster unter der Haut ist das sogenannte viszerale Fett von aussen oft kaum sichtbar: Es sammelt sich im Inneren der Bauchhöhle rund um die Organe an. Auch äusserlich schlank wirkende Menschen mit normalem BMI können davon reichlich besitzen. Das Problem: Viszerales Fett geht mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, nicht-alkoholischer Fettleber, Diabetes, Schlaganfall und Demenz einher.

Die dänischen Forschenden werteten Daten von mehr als 1,2 Millionen Rauchern aus, darunter mehr als 460.000 Menschen, die durchgehend geraucht hatten, und fast 340.000 starken Rauchern. Die Untersuchung zur Körperfettverteilung umfasste Daten von 600 000 Menschen.

Den ermittelten Rauchstatus verglichen sie unter anderem mit Körpermassen wie dem Verhältnis von Bauchumfang zu Hüftumfang. Dieses Verhältnis liefert bessere Hinweise auf viszerale Fetteinlagerungen als beispielsweise der Body-Mass-Index (BMI). Bei ihrer Auswertung berücksichtigten sie auch Einflussfaktoren wie Alkoholkonsum und soziokulturellen Hintergrund, die sowohl Bauchfett als auch Rauchverhalten begünstigen könnten.

Genuntersuchungen erhärten den Verdacht

Allerdings liefern solche Analysen zwar Hinweise, aber keinen Nachweis dafür, dass es tatsächlich der Zigarettenkonsum ist, der die Bildung von viszeralem Fett fördert. Um den Verdacht zu untermauern, mussten sie weitere genetische Analysen hinzuziehen: Das Verfahren nennt sich Mendelsche Randomisierung.

Zunächst ermittelten die Forscher dazu anhand früherer Erbgutstudien, welche Gene mit den Rauchgewohnheiten und der Körperfettverteilung in Zusammenhang stehen. Anschliessend nutzten sie diese Informationen, um zu überprüfen, ob Menschen mit Genen, die mit dem Rauchen in Verbindung stehen, zu einer unterschiedlichen Körperfettverteilung neigen.

„Rauchen scheint unabhängiger Faktor für Bauchfett“

„Der Einfluss des Rauchens auf das Bauchfett scheint unabhängig von anderen Faktoren zu sein, wie dem sozioökonomischen Status, Alkoholkonsum, ADHS oder der Risikobereitschaft einer Person“, erklärt Dr. Germán D. Carrasquilla. Je früher eine Person mit dem Rauchen begonnen hatte und je mehr Zigaretten sie konsumierte, desto höher war ihr Risiko für mehr Viszeralfett im Bauchraum.

Nicht untersucht wurde hingegen, ob sich ein Rauchstopp günstig auf die Fettverteilung auswirken könnte. Denkbar wäre immerhin, dass ehemalige Rauchende etwas an Gewicht zulegen, sich das viszerale Fettgewebe aber dennoch reduziert.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Autor:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Germán, D. Carrasquilla et al.: Estimating causality between smoking and abdominal obesity by Mendelian randomization, in: Addiction 20.03.2024; doi: 10.1111/add.16454
  • Statistisches Bundesamt (Destatis): Mikrozensus 2017 – Fragen zur Gesundheit, Körpermaße der Bevölkerung, 02.08.2018, unter: www.destatis.de (Abrufdatum: 02.04.2024)
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich