Blutprobe für PSA-Test

Prostata: PSA-Test effektiver als Tastuntersuchung

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Beim Screening auf Prostatakrebs sehen die Leitlinien eine Tastuntersuchung über den Enddarm vor. Doch wie zuverlässig ist sie im Vergleich zum Bluttest?

Zur Früherkennung von Prostatakrebs gibt es zwei Verfahren: Zum einen die digital-rektale Untersuchung (DRU), die eine Kassenleistung für Männer ab 45 Jahren ist. Dabei tastet der Urologe oder die Urologin die Prostata des Patienten vom Anus ausgehend durch die Darmwand auf Auffälligkeiten hin ab.

Alternativ gibt es den PSA-Bluttest. Hier wird der Wert des Prostata-spezifischen Antigens untersucht. Erhöhte Werte können auf ein Prostatakarzinom hinweisen. Es sind aber auch andere Ursachen wie beispielsweise eine Entzündung der Prostata möglich. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für den PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs bislang nicht.

Bei verdächtigen Befunden wird in beiden Fällen eine Gewebeprobe aus der Prostata entnommen (Biopsie) und auf Krebszellen hin untersucht.

Wie treffsicher sind die Tests?

Forschende der Universität Wien haben die Studienlage zur Vorhersagekraft der Früherkennungsmethoden ausgewertet. Dazu berücksichtigten sie die Daten von acht verschiedenen Untersuchungen mit insgesamt rund 86.000 Teilnehmern.

Zur Beurteilung zogen die Forschenden zum einen den „positive predictive value“ (PPV) heran. Der PPV erfasst das Verhältnis der positiv diagnostizierten Testteilnehmer, die tatsächlich Prostatakrebs hatten, zu allen positiv getesteten - inklusive jener Teilnehmer mit positivem Ergebnis, die sich bei weiteren Untersuchungen als krebsfrei herausstellten.

Der PPV sagt also aus, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand im Falle eines positiven Testergebnisses wirklich an Prostatakrebs erkrankt ist. Hier schnitten der PSA-Test und der rektale Tastbefund etwa gleich ab.

Bei der Krebsdetektionsrate („cancer detection rate“, CDR) hingegen war der PSA-Test dem Tastbefund deutlich überlegen: Er zeigt, wie viele bösartige Prostatatumore die beiden Untersuchungsmethoden jeweils aufspürten.

Rektale Untersuchung weniger effektiv

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Rektaluntersuchung allein oder in Kombination mit dem PSA-Test bei der Früherkennung von Prostatakrebs möglicherweise nicht effektiver ist als der PSA-Test allein. Insbesondere entdeckte die rektale Tastuntersuchung allein weniger Tumoren als der PSA-Test.

Das könnte bedeuten, dass die rektale Untersuchung bei der routinemässigen Früherkennung von Prostatakrebs nicht so wirksam sei wie erhofft, insbesondere wenn keine auffälligen Symptome vorlägen, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Die Ergebnisse befeuern die Diskussion über Wirksamkeit und Nutzen der Tastuntersuchung über den Enddarm. "Die Validität der rektalen Untersuchung zur Erkennung von Prostatakrebs ist nicht besonders beeindruckend“, sagt Studienleiter Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der MedUni Wien. Sofern keine entsprechenden Krankheitsanzeichen vorlägen, sei es möglicherweise nicht notwendig, diese Untersuchung routinemässig als Teil des Screenings durchzuführen.

Viele Fehlalarme beim PSA-Test

Allerdings ist auch der PSA-Test nicht frei von Kritik. Da er nicht nur bei Krebs anschlägt, ist der Anteil der falsch-positiven Ergebnisse relativ hoch. Daher ist er bisher eine Leistung, die die Patienten selbst zahlen müssen.

Ein grundsätzliches Problem der Screenings ist: Da Prostatakrebs häufig sehr langsam wächst, spüren die Tests auch Tumore auf, die den Betroffenen lebenslang keine Probleme bereitet hätten.

Shariat betont, wie wichtig weitere Forschung sei, um die besten Methoden zur Früherkennung von Prostatakrebs zu identifizieren: "Die kontinuierliche Verbesserung der Prostatakrebs-Früherkennungsmethoden ist nach wie vor von grösster Bedeutung, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Männern weltweit zu schützen."

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Akihiro Matsukawa et al.: Comparing the Performance of Digital Rectal Examination and Prostate-specific Antigen as a Screening Test for Prostate Cancer: A Systematic Review and Meta-analysis, 04.01.2024 European Urology Oncology, doi: 10.1016/j.euo.2023.12.005
  • Dachverband der Sozialversicherungsträger, Österreich: Broschüre „Informationen zur Prostatakrebs-Früherkennung – Der PSA-Test“ (Stand: August 2019), unter: www.sozialversicherung.at
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