Kinderhand mit Glas voller Vitamingummis

Kindervitamine: Riskante Mogelpackungen

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Vitamine in Bärchenform und Lutschpastillen für Schlaufüchse: Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln haben längst besorgte Eltern als lohnende Zielgruppe entdeckt. Die Verbraucherschutzzentrale NRW hat die bunten Produkte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: meist überflüssig und teuer – und schlimmstenfalls riskant.

Kinder brauchen zweifellos Vitamine und Mineralstoffe zum Gedeihen. Doch auf Obst und Gemüse sind die wenigsten versessen. Viele Eltern greifen darum zu Nahrungsergänzungsmitteln, die sich speziell an Kinder richten. Andere hoffen, so die Leistungsfähigkeit des Nachwuchses zu stärken – oder die Abwehrkräfte.

Und so kaufen sie Präparate mit Namen wie „Kidsmultigummis“ oder „Kinderimmun“. Auf den Packungen tummeln sich Bärchen, lustige Monster oder fröhliche Früchtchen. Mitunter kommt die Vitaminparade gleich in Form von süssen Gummibärchen daher.

Überdosierungen und falsche Versprechungen

Doch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät in einer Pressemitteilung von derartigen Nahrungsergänzungsmitteln deutlich ab. Sie hat 33 speziell für Kinder konzipierte Produkte untersucht. Die wesentlichen Kritikpunkte:

85 Prozent der untersuchten Präparate enthielten für Kinder zu hohe Dosierungen. Das kann negative Konsequenzen haben, beispielsweise Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit. Überdosiertes VitaminD kann sogar Muskelschwäche, Nierenversagen und Herzrhythmusstörungen verursachen.

Die Präsentation verführt zur Mehreinnahme und birgt Verwechslungsgefahr, insbesondere wenn die Präparate tatsächlich in Form von Süssigkeiten produziert werden, die gut schmecken.

Die Packungen suggerieren Wirkungen, die sie nicht erfüllen können. Weder das Immunsystem noch Leistungsfähigkeit, Konzentration oder Gehirnfunktion lassen sich verbessern, wenn kein entsprechender Mangel vorliegt.

Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sind häufig überteuert. Sie schlagen schnell mit mehreren Hundert Euro im Jahr zu Buche.

Vitamin- und Mineralstoffgaben sind nur in Ausnahmefällen bei ärztlich bestätigtem Mangel sinnvoll.

Nahrungsergänzungsmittel werden nicht unabhängig geprüft

Was vielen Eltern ausserdem neu sein könnte: Anders als zulassungspflichtige Arzneimittel werden Nahrungsergänzungsmittel nicht von unabhängigen Stellen auf Qualität und Sicherheit geprüft. Dies birgt weitere Risiken – natürlich auch bei Nahrungsergänzungsmitteln für Erwachsene.

Grundlagen einer gesunden Entwicklung sind eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und ausreichender Schlaf, betonen die Verbraucherschützer. Wer das seinen Kids angedeihen lässt, braucht keine Powerbärlis kaufen.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Nahrungsergänzungsmittel für Kinder oft überdosiert und meist unnötig, Pressemitteilung der Verbraucherzentrale NRW, 10.08.2023
  • Positionspapier der Verbraucherzentralen und des Verbraucherzentrale Bundesverbands e.V. (vzbv) zu Nahrungsergänzungsmitteln, 10.08.2023
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