Hand mit Putzschwamm

Frühjahrsputz: Hausarbeit bremst Alterungsprozesse

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Fensterputzen, Bad schrubben, Staubsaugen: Hausarbeiten sind bei vielen unbeliebt. Motivierend könnten hier verschiedene Studien wirken: Sie zeigen die positiven Effekte von Hausarbeit auf die körperliche und geistige Fitness.

Forschende aus Singapur hatten rund 500 Männer und Frauen zwischen 21 und 90 Jahren zu ihrem Engagement im Haushalt befragt und dies mit ihren physischen und kognitiven Leistungen abgeglichen.

Dazu ermittelten die Forschenden unter anderem die jeweilige durchschnittliche Schrittgeschwindigkeit oder das Tempo beim Aufstehen aus einem Sessel. Ausserdem absolvierten die Teilnehmenden verschiedene Tests, die Hinweise auf die geistigen Fähigkeiten liefern, beispielsweise zum Gedächtnis oder der Konzentrationsfähigkeit.

Ältere profitieren besonders

Das Ergebnis: Vor allem Männer und Frauen ab 65 Jahren profitieren von der Haushaltsarbeit. Sie verfügten über mehr Muskelkraft, konnten schneller aufstehen und hatten ein besseres Gleichgewichtsgefühl als gleichaltrige Putzmuffel.

„Hausarbeit macht einen grossen Teil der Alltagsaktivität älterer Menschen aus“, schreiben die Forschenden um Shiou-Liang Wee vom Geriatric Education and Research Institute (GERI) in Singapur.

Bei Tests zur geistigen Fitness schnitten sie um fünf bis acht Prozent besser ab als weniger im Haushalt aktive Teilnehmende der Studie. Wer häufiger putzte, kochte, bügelte, konnte sich zudem besser konzentrieren und erzielte mehr Punkte in Gedächtnistests.

Bessere Konzentration und besseres Gedächtnis

Wer besonders oft schwere Haushaltsaufgaben erledigt, hatte sogar eine um 14 Prozent längere Aufmerksamkeitsspanne. Leichte Hausarbeit ging mit einem um acht Prozent besseren Kurz- und einem um 12 Prozent besseren Langzeitgedächtnis einher.

Als schwere Hausarbeit bewerteten die Forschenden unter anderem Fensterputzen, Betten beziehen, Staubsaugen und den Boden wischen. Bei diesen Tätigkeiten ist der Kalorienverbrauch am höchsten.

Der tatsächliche Energieaufwand variiert allerdings stark mit dem Körpergewicht und der Intensität des Putzens. Abwaschen, Abstauben, Aufräumen, Bügeln und Kochen fallen daher unter die leichten Haushaltstätigkeiten.

WHO-Bewegungsziele allein mit Hausarbeit erreicht

Interessant war auch, wie hoch der Anteil der Hausarbeit an der gesamten Bewegungsbilanz war: Rund zwei Drittel aller Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erreichten das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Mindestmass an Bewegung (150 Minuten pro Woche mässig anstrengende Aktivität) allein mit Hausarbeit.

Bei den jüngeren Teilnehmenden schlugen die positiven Effekte der Hausarbeit noch nicht messbar durch. Möglicherweise zeigen sich diese erst, wenn Alterungsprozesse beginnen, die kognitive und körperliche Leistung einschränken.

Mehr Hirnvolumen, mehr graue Substanz

Dass auch das Gehirn von Hausarbeit profitiert, darauf weisen zudem Untersuchungen hin, die kanadische Forschende an Erwachsenen durchführten. Je mehr Hausarbeiten die 66 Teilnehmenden verrichteten, desto grösser war tendenziell ihr Hirnvolumen und die Menge an grauer Substanz.

Die graue Substanz bildet unter anderem die äussere Hirnrinde, den Kortex. Sie steuert sämtliche Funktionen des Gehirns und des Zentralnervensystems. Die weisse Substanz hingegen besteht vorwiegend aus den langen Nervenenden (Axonen), die die Nervenzellen untereinander verbindet.

Das Geheimnis der „Super-Ager“

Die Masse an grauer Substanz scheint direkt mit der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit zu korrespondieren: Sogenannte „Super-Ager“ beispielsweise erzielen einer spanischen Studie zufolge Gedächtnisleistungen wie Menschen, die 30 Jahre jünger sind. In motorischen Tests schnitten sie ebenfalls besser ab.

Auch bei ihnen fand man mehr graue Substanz - sowohl im Hippocampus, der für die Gedächtnisbildung zuständig ist, als auch in den mittleren Temporallappen, die als Informationsspeicher dienen. Mehr graue Substanz fanden sie ausserdem im basalen Vorderhirn, das an der Kontrolle der Aufmerksamkeit beteiligt ist und auch an den motorischen Thalamus-Kernen.

Augen auf beim Putzmittelkauf!

Männer oder Frauen, die sich animiert von den wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Frühjahrsputz stürzen, sollten allerdings ihre Putzmittel mit Bedacht wählen. Aggressive Reiniger können Haut und Lunge schädigen. Letzteres ist insbesondere bei Sprühreinigern der Fall. Für die Umwelt schädlich sind sie ausserdem.

Problematisch sind Putzmittel, die ätzende Stoffe oder flüchtige organische Verbindungen enthalten. Einige davon können Sinnesreizungen, Kopfschmerzen und Asthma, aber auch Organschäden und sogar Krebs begünstigen. Auf der sicheren Seite ist man beim Putzen mit Omas Haushaltsreinigern. Für fast alle Putzarbeiten im Haushalt genügen:

  • natürliche Reinigungsmittel wie Kernseife, Zitrone bzw. Zitronensäure und Essig
  • ein basischer Reiniger wie Natron
  • ein Scheuermittel
  • ein Neutralreiniger

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Koblinsky N. H. et al.: Household physical activity is positively associated with gray matter volume in older adults, in: BMC Geriatrics 2021; Feb 5;21(1):104; doi: 10.1186/s12877-021-02054-8
  • Lee, S. Yee: Cross-sectional associations of housework with cognitive, physical and sensorimotor functions in younger and older community-dwelling adults: the Yishun Study, in: BMJ 2021; Nov 22;11:e052557; doi: 10.1136/bmjopen-2021-052557
  • Marta Garo-Pascual et al.: Brain structure and phenotypic profile of superagers compared with age-matched older adults: a longitudinal analysis from the Vallecas Project, in: Lancet Healthy Longev. 2023; Aug;4(8):e374-e385; doi: 10.1016/S2666-7568(23)00079-X
  • Temkin, A.M. et al.: Volatile organic compounds emitted by conventional and “green” cleaning products in the U.S. market, in: Chemosphere 2023; November; doi:10.1016/j.chemosphere.2023.139570
  • Verbraucherzentrale: Umweltfreundliche Putzmittel: Vier Mittel reichen für den Hausputz, unter: www.verbraucherzentrale.de (Abrufdatum: 27.03.2023)
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