Frau mit Endometriose

Endometriose: Sind Bakterien der Auslöser?

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Obwohl eine von zehn Frauen betroffen ist, sind die Ursachen von Endometriose weitgehend ungeklärt. Japanische Forschende haben nun einen möglichen Auslöser der teilweise extrem schmerzhaften und schwer zu behandelnden Unterleibserkrankung gefunden: sogenannte Fusobakterien.

Bakterienfund in der Gebärmutterschleimhaut

Dazu untersuchte das Team um Yutaka Kondo das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut von 155 Frauen. Bei 64 Prozent der Studienteilnehmerinnen, die unter Endometriose litten, konnte das Team die Bakterien nachweisen – aber nur bei zehn Prozent der Frauen, die nicht unter der Erkrankung litten.

Bei Frauen mit Endometriose bilden sich Herde von gebärmutterschleimhautähnlichen Zellen im Bauchraum: Sie sitzen am Darm, an den Eierstöcken, am Zwerchfell.

Die Herde reagieren auf die hormonellen Impulse während des Zyklus wie die eigentliche Gebärmutterschleimhaut selbst: Während der Periode sondern sie Blut ab, das dort aber nicht abfliessen kann. In der Folge bilden sich unter anderem blutgefüllte Zysten und Vernarbungen, die extreme Schmerzen verursachen können. Viele Betroffene haben zudem Schwierigkeiten, schwanger zu werden.

Fusobakterien lassen Schleimhautzellen vernarben

Ein Beweis dafür, dass Bakterien die Ursache des Problems sind, sei das zwar nicht, betonen die Forschenden. Doch in Laboruntersuchungen fanden sie weitere Hinweise dafür, dass die Erreger zumindest Teil des Problems sein könnten:

Unter anderem konnten sie zeigen, dass sich Bindegewebszellen menschlicher Gebärmutterschleimhaut bei einer Infektion mit Fusobakterien in Narbengewebe umwandeln. Diese können bei betroffenen Frauen Beschwerden verursachen.

Antibiotika bremsen krankhafte Veränderungen

Ein weiteres Experiment ergab, dass krankhafte Veränderungen (Läsionen) bei Mäuseweibchen mit endometrioseartigem Krankheitsbild nach einer Injektion von Fusobakterien zunahmen. Eine Antibiotikatherapie hingegen reduzierte die Läsionen und verhinderte die Entstehung einer Endometriose. Antibiotika könnten demnach Frauen mit Endometriose helfen, mutmassen die Forschenden.

Bislang sind die Behandlungsoptionen bei Endometriose unbefriedigend. Die Symptome werden mit Schmerzmitteln gedämpft, die oft nur unzureichend wirken, oder die Menstruation wird mithilfe von Hormonen unterdrückt. Zudem wird versucht, die Endometriose-Herde sowie Zysten und Vernarbungen operativ zu entfernen, was oft nur für einen begrenzten Zeitraum Erleichterung bringt.

Das Fazit der Forschenden: „Unsere Daten liefern eine überzeugende und neuartige Begründung für eine gezielte Behandlung von Endometriose mit nicht-hormonellen Antibiotika gegen Fusobakterien." Ob diese Therapie tatsächlich zumindest einem Teil der betroffenen Frauen helfen kann, müssen weitere Studien mit Endometriosepatientinnen zeigen.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Ayako M. et al.: Fusobacterium infection facilitates the development of endometriosis through the phenotypic transition of endometrial fibroblasts, in: Science Translational Medicine 2023; 14. Jun, Vol 15, Issue 700; doi: 10.1126/scitranslmed.add1531
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