Hämatokrit
Der Hämatokrit beschreibt den Anteil der Blutzellen im Gesamtblut und daher die Fliessfähigkeit des Blutes. Er wird in Prozent angegeben. Sinkt der Flüssigkeitsanteil des Blutes, steigt der Hämatokrit. Das Blut wird zähflüssiger und fliesst langsamer. Dadurch steigt das Risiko für Thrombosen und Schlaganfall. Lesen Sie alles Wichtige über den Hämatokrit, wann man ihn bestimmt und was er bedeutet.
Was ist Hämatokrit?
Der Hämatokrit beschreibt den Anteil aller festen Blutbestandteile im Gesamtblut: Dazu gehören die roten und weissen Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten). Der Hämatokrit ist ein Mass für die Zähigkeit des Blutes:
Sinkt der Flüssigkeitsanteil des Blutes zum Beispiel durch starkes Schwitzen, Durchfall oder mangelnder Flüssigkeitsaufnahme, steigt der Hämatokrit. Das Blut wird zähflüssiger. Umgangssprachlich sagt man auch, dass das Blut „zu dick“ ist. Da es nicht mehr so schnell durch die Blutgefässe fliesst, besteht die Gefahr, dass sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) bildet, welches das Gefäss verstopft. Das Herz muss mehr Kraft aufbringen, um das zähere Blut durch den Organismus zu pumpen.
Andererseits ist der Hämatokrit erniedrigt, wenn das Blut zu „dünnflüssig“ ist.
Wann bestimmt man den Hämatokrit-Wert?
Der Hämatokrit wird im Rahmen einer Routineblutuntersuchung im sogenannten „kleinen Blutbild“ dargestellt. Er liefert erste Informationen über die Beschaffenheit des Blutes und den Wasserhaushalt des Patienten.
Der Hämatokritwert wird in Prozent angegeben. Er kann entweder in einem Blutzellzählgerät berechnet oder durch Zentrifugation der Blutprobe bestimmt werden. Dabei setzen sich die roten Blutkörperchen am Grunde des Zentrifugenröhrchens ab. Ihr Anteil wird anschliessend gemessen.
Hämatokrit-Normalwerte
Die Hämatokrit-Normwerte (in Prozent) richten sich nach Alter und Geschlecht:
Alter | weiblich | männlich |
bis 2 Wochen | 39,6 - 57,2 % | 39,8 - 53,6 % |
3 bis 4 Wochen | 32,0 - 44,5 % | 30,5 - 45,0 % |
1 Monat | 27,7 - 35,1 % | 26,8 - 37,5 % |
2 bis 5 Monate | 29,5 - 37,1 % | 28,6 - 37,2 % |
6 bis 24 Monate | 30,9 - 37,9 % | 30,8 - 37,8 % |
2 bis 5 Jahre | 31,2 - 37,8 % | 31,0 - 37,7 % |
6 bis 11 Jahre | 32,4 - 39,5 % | 32,2 - 39,8 % |
12 bis 15 Jahre | 33,4 - 40,4 % | 33,9 - 43,5 % |
ab 16 Jahre | 36,6 - 44,0 % | 40,0 - 49,5 % |
Wann ist der Hämatokrit-Wert erniedrigt?
Ist der Hämatokrit zu niedrig, kann das folgende Ursachen haben:
- Blutarmut (Anämie)
- Überwässerung
- Blutverlust
Wann ist der Hämatokrit-Wert erhöht?
Ist der Hämatokrit zu hoch, sind folgende Ursachen möglich:
- Flüssigkeitsverlust
- Polyglobulie (zu viele rote Blutkörperchen im Blut vorhanden)
- Polyzythämia vera (Überproduktion von Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten im Knochenmark)
Was tun, wenn der Hämatokrit-Wert erhöht oder erniedrigt ist?
Wurde in einer Laborwertkontrolle ein erhöhter Hämatokrit festgestellt, sollte man ausreichend trinken, um den Flüssigkeitsanteil des Blutes zu erhöhen. Kann der hohe Hämatokritwert auf eine Zell-Überproduktion zurückgeführt werden, müssen weitere Untersuchungen folgen. Gegebenenfalls wird ein sogenannter „Aderlass“ durchgeführt. Hierbei wird über eine Nadel in einer Vene Blut abgelassen. Diese Massnahme kann den Hämatokrit schnell und nebenwirkungsarm senken.
Liegt ein niedriger Hämatokrit aufgrund von Blutarmut vor, wird der Arzt diese je nach Ursache behandeln. Allerdings kann auch eine Überwässerung der Grund sein, wenn der Hämatokrit niedrig ist, etwa infolge von exzessivem Trinken von Wasser. Der Hämatokrit steigt dann normalerweise mit der Zeit wieder von selbst an.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
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