Spielsucht – Therapie

Von , Masterstudium in Psychologie
Julia Dobmeier

Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.

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Eine Spielsucht-Therapie ermöglicht es den Betroffenen, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Der Weg aus der Spielsucht ist kein leichter: Eine Spielsucht-Therapie ist meist die einzige Chance, um die Sucht zu überwinden, die Schulden in den Griff zu bekommen und das soziale Netzwerk wieder aufzubauen. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Spielsucht-Therapie.

Spielsucht: Therapie

Wie kann man Spielsucht therapieren?

Viele Betroffene oder Angehörige fragen sich verzweifelt: "Was tun gegen die Spielsucht?" Es gibt verschiedene Ansätze, eine Spielsucht zu behandeln. An erster Stelle steht eine Psychotherapie. Im Gespräch mit einem Psychotherapeuten werden die Hintergründe zur Spielsucht erläutert und Methoden erarbeitet, mit denen die Betroffenen die Spielsucht bekämpfen.

Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie decken die Betroffenen verkehrte Denkmuster auf, zum Beispiel die Annahme, dass sie selbst in der Lage sind, das Glücksspiel zu steuern oder langfristig gewinnen und nicht verlieren werden. Diese Denkmuster werden durch realistische Versionen ersetzt. Die Erkenntnis, dass der Spieler keinen Einfluss auf das Ergebnis des Glücksspiels hat, hilft ihm, sich vom Spiel zu distanzieren.

Ansätze aus der Motivationstherapie fokussieren sich darauf, dass die Betroffenen die Vor- und Nachteile des Glücksspiels detailliert abwägen. Diese Argumente dienen ihnen als Stütze für den Fall, dass sie sich wieder zum Glücksspiel verleitet fühlen.

Eine individuelle Psychotherapie ermöglicht es, die persönlichen Gründe für das Spielen herauszufinden. Neben möglichen negativen oder traumatischen Erfahrungen in der Kindheit spielen auch aktuelle Konflikte in der Familie, in der Partnerschaft oder im Beruf eine Rolle.

Wenn der Druck und die Konflikte zu Hause oder in der Arbeit zu gross werden, ziehen sich die Betroffenen immer weiter in die Spielwelt zurück. Das Glücksspiel bietet nicht nur eine willkommene Ablenkung von den alltäglichen Problemen, es dient dazu, Gefühle zu regulieren. Der Therapeut bearbeitet zusammen mit dem Betroffenen diese hintergründigen Konflikte.

Ambulante oder stationäre Therapie?

Die Therapie bei Spielsucht erfolgt entweder ambulant in einer therapeutischen Praxis oder stationär in Kliniken. Eine stationäre Spielsucht-Hilfe empfiehlt sich, wenn die Sucht nach dem Spielen bereits stark ausgeprägt ist, psychische Begleiterkrankungen wie Depressionen sowie andere Süchte hinzukommen oder die Betroffenen selbstmordgefährdet sind.

Vielen Betroffenen fällt es in der Klinik leichter, auf das Glücksspiel zu verzichten, da sie nicht ständig der Versuchung ausgesetzt sind. Einige Kliniken bieten spezielle Programme zur Behandlung für Spielsüchtige an. Nach dem stationären Aufenthalt ist die Wiedereingliederung in die Gesellschaft entscheidend, damit der Betroffene in der realen Welt wieder Fuss fasst.

Die ambulante Therapie hat vor allem dann gute Erfolgschancen, wenn der Patient zu Hause Unterstützung von Freunden oder der Familie erhält. Wichtig für eine ambulante Behandlung ist auch, dass der Glücksspielsüchtige gewillt und motiviert ist, mit dem Spielen aufzuhören und nicht wieder anzufangen, also abstinent zu bleiben. Der Vorteil der ambulanten Behandlung ist, dass es den Betroffenen möglich ist, ihrem normalen Alltag nachzugehen und gelernte Verhaltensweisen sofort in die Praxis umzusetzen.

Behandlung mit Medikamenten?

Zur medikamentösen Behandlung der Glücksspielsucht gibt es bisher keine erfolgversprechenden Untersuchungen. Häufig leiden Spielsüchtige jedoch noch unter weiteren psychischen Störungen, wie zum Beispiel Alkoholabhängigkeit oder Depression. Diese müssen dementsprechend medikamentös und therapeutisch behandelt werden, damit die Spielsucht-Therapie wirkungsvoll ist.

Spielsucht: Hilfe und Beratung für Betroffene

Eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene mit einer Spielsucht sind Suchtberatungsstellen. Sie informieren über die Sucht und vermitteln Beratungs- und Selbsthilfeangebote, die den Betroffenen in vielen Lebensbereichen helfen. Selbsthilfegruppen erleichtern es zum Beispiel, im Anschluss an eine Therapie abstinent zu bleiben. Hier geben sich Betroffene untereinander Rückhalt.

Auch Beratungs- und Therapie-Angebote, die sich auf die soziale Wiedereingliederung konzentrieren, sind wichtig. Denn die Spielsucht belastet häufig auch Freundschaften und familiäre und Liebesbeziehungen. Hier leisten Familien- oder Paar-Therapien einen wichtigen Beitrag. Zusätzlich werden Betroffene dazu animiert, wieder Freizeit-Beschäftigungen und Hobbys ausserhalb des Glücksspiels aufzunehmen.

Der Umgang mit Geld und Schulden ist ein wichtiges Thema, wenn es darum geht, die Spielsucht zu bekämpfen. Denn diese verursacht in der Regel hohe Geldverluste und Schulden. Der Bezug zum realen Wert des Geldes geht verloren.

Klarheit über die Finanzen und mögliche Wege aus der Schuldensituation entlasten den Betroffenen jedoch enorm. Denn gerade diese Geldsorgen führen die Betroffenen immer wieder zu den Geldspiel-Automaten zurück, in der Hoffnung, dass der grosse Gewinn alle Probleme lösen wird. Die Spieler müssen den Umgang mit Geld Schritt für Schritt wieder erlernen.

Spielsucht: Hilfe für Angehörige

Angehörige leiden oft ebenso sehr unter der Spielsucht wie der Betroffene selbst. Auch sind sie oft in die Problematik verstrickt. Zunächst spielen viele das Problem herunter und nehmen den Spieler vor Kritikern in Schutz. Manchmal verlängern sie auch die Dauer der Sucht, weil sie die Spielschulden des Betroffenen oder seine anstehenden Rechnungen begleichen. Es bleibt die Hoffnung, dem Betroffenen helfen zu können und ihn zur Vernunft zu bewegen. Dieser Wunsch wird durch falsche Versprechungen des Spielers noch befeuert.

Viele Angehörige merken erst spät, dass sie keinen Einfluss auf das Spielverhalten nehmen können. Häufig leidet auch ihr eigenes Sozialleben unter der Sucht des Freundes oder Partners und sie müssen seine Schulden mittragen.

Wer einen pathologischen Spieler in der Familie oder im Freundeskreis hat, darf sich selbst nicht aus den Augen verlieren: Pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk aus Freunden und Bekannten und gehen Sie offen mit dem Problem Ihres Angehörigen um. Holen Sie sich frühzeitig Unterstützung bei Beratungsstellen für Spielsucht, der Schuldnerberatung und Familienhelfern.

Wie helfen Eltern ihren spielsüchtigen Kindern?

Wenn das eigene Kind Anzeichen einer Spielsucht zeigt, werden Eltern hellhörig – zu Recht. Experten empfehlen Eltern, dies zu tun:

  • Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über das Thema. Bringen Sie in Erfahrung, was das Kind an den Spielen fasziniert.
  • Klären Sie realistisch über Risiken und Gewinnchancen bei Glücksspielen auf.
  • Geben Sie niemals Ihre Kreditkartendaten heraus.
  • Stärken Sie das Selbstbewusstsein des Kindes.
  • Vereinbaren Sie ein Zeitlimit für Online-Spiele.
  • Bestärken Sie Ihr Kind darin, Hobbys und Freundschaften zu pflegen.

Spielsucht: Tipps zum Aufhören

Der Ausstieg aus dem Teufelskreis Spielsucht, ist nicht leicht. Diese Tipps helfen möglicherweise dabei, die Spielsucht zu bekämpfen:

  • Fordern Sie sich selbst heraus, einige Wochen gar nicht zu spielen.
  • Halten Sich die Grundregeln des Glücksspiels vor Augen: Über Gewinn oder Verlust entscheidet der Zufall, nicht das Können. Kleine Gewinne zwischendurch wirken wie Belohnungen zum Ansporn, mehr Geld zu investieren. Und am Ende gewinnt immer der Anbieter.
  • Listen Sie die Vor- und Nachteile des Spielens und Nicht-Spielens auf.
  • Beschränken Sie Ihren Zugang zu Geld, etwa durch eine Abhebungs- oder Überweisungsgrenze.
  • Füllen Sie Ihren Tag oder die neu gewonnene Freizeit mit alternativen Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten.
  • Holen Sie sich professionelle Hilfe, zum Beispiel bei Beratungsstellen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Fabian Seyfried
Autor:
Julia Dobmeier
Julia Dobmeier

Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.

ICD-Codes:
F63
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Check Dein Spiel: Bewältigung von Spielproblemen, unter: www.check-dein-spiel.de (Abruf am: 24.02.2022)
  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Pathologisches Glücksspielen, unter: www.dhs.de (Abruf am: 24.02.2022)
  • Spielen ohne Sucht: Fragen & Antworten für Angehörige, unter: www.sos-spielsucht.ch (Abruf am: 24.02.2022)
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