Stabile Seitenlage bei Kindern
Die stabile Seitenlage bei Kindern soll bei Bewusstlosigkeit sicherstellen, dass die Atemwege frei bleiben und nicht etwa durch eine zurückgefallene Zunge blockiert werden. Auch Erbrochenes und Blut bei inneren Verletzungen kann die Luftröhre verlegen, wenn ein bewusstloses Kind nicht in die stabile Seitenlage gebracht wird. Wie Sie dabei vorgehen und was Sie beachten sollten, erfahren Sie hier.
Kurzübersicht
- Was ist die (stabile) Seitenlage bei Kindern? Eine stabile Lagerung des Körpers auf der Seite, um die Atemwege freizuhalten.
- So geht die Seitenlage bei Kindern: Den Ihnen nahen Arm des Kindes angewinkelt nach oben legen, anderen Arm am Handgelenk greifen und über die Brust legen, den weiter von Ihnen entfernten Oberschenkel greifen und Bein anwinkeln, Kind in Seitenlage ziehen.
- In welchen Fällen? Bei Kindern, die bewusstlos sind, aber noch eigenständig atmen.
- Risiken: Schäden wie Knochenbrüche oder Wirbelsäulenverletzungen können sich verschlimmern, wenn das Kind bewegt wird. Zudem wird in der stabilen Seitenlage ein mögliches Aussetzen der Atmung eventuell erst (zu) spät bemerkt. Eine Überstreckung des Kopfes kann vor allem bei Säuglingen und kleinen Kindern die Atemwege verengen.
Achtung!
- Ein bewusstloses Baby oder Kleinkind (bis etwa zwei Jahre) bringen Sie bevorzugt in die Bauchlage (statt in die stabile Seitenlage, da die Jüngsten dafür meist zu klein) und drehen seinen Kopf zur Seite. Erbrochenes und Blut im Mundraum kann dann ebenfalls nach aussen abfliessen.
- Seit einigen Jahren existieren zwei Varianten der (stabilen) Seitenlage. Beide haben Vor- und Nachteile. Falsch ist keine, machen Sie die, die Sie im Kurs gelernt haben und mit der Sie sich sicher(er) fühlen.
Wie funktioniert die Seitenlage bei Kindern?
Wenn ein Kind das Bewusstsein verliert, erschlafft seine Muskulatur, und die Schutzreflexe kommen zum Erliegen. Dadurch kann die Zunge in den Rachen kippen und die Luftröhre verschliessen. Auch Erbrochenes, Blut und Speichel kann bei Bewusstlosen leicht in die Atemwege gelangen und sie blockieren.
In der stabilen Seitenlage aber bleiben die Atemwege frei.So gehen Sie bei der Seitlage bei Kindern vor:
- Setzen Sie einen Notruf ab.
- Überprüfen Sie, ob das Kind nicht doch noch bei Bewusstsein ist. Sprechen Sie es an und berühren Sie es am Arm.
- Überprüfen Sie die Atmung: Halten Sie Ihr Ohr an Mund und Nase des Kindes.
- Falls das Kind nicht atmet, starten Sie die Reanimation. Wenn das Kind atmet, bringen Sie es in Rückenlage.
- Knien Sie sich seitlich daneben und legen Sie den Ihnen nahen Arm des Kindes angewinkelt nach oben, die Handfläche zeigt nach oben.
- Den anderen Arm fassen Sie am Handgelenk und legen ihn über die Brust des Kindes. Die Hand dieses Arms auf die Wange des kleinen Patienten legen.
- Greifen Sie den weiter von Ihnen entfernt liegenden Oberschenkel knapp oberhalb des Knies und beugen Sie das Bein.
- Packen Sie das Kind an Schulter und Hüfte und rollen Sie es in Ihre Richtung auf die Seite.
- Richten Sie das oben liegende Bein so aus, dass Hüfte und Oberschenkel einen rechten Winkel bilden. Säuglinge können Sie zusätzlich mit einer Decke oder einem Kissen im Rücken abstützen.
- Bei Kindern, die älter sind als zwölf Monate, überstrecken Sie den Kopf leicht, damit die Atemwege frei werden. Positionieren Sie die Hand, die an der Wange des Kindes liegt, so, dass der Hals leicht überstreckt bleibt. Bei Säuglingen (also Babys bis 12 Monate) kann das Überstrecken des Kopfes die Atemwege zusätzlich verengen. Belassen Sie den kleinen Kopf daher in einer normalen (neutralen) Position. Zudem ist bei derart kleinen Kindern die Bauchlage ratsam (siehe unten).
- Öffnen Sie den Mund des Kindes, damit Flüssigkeiten wie Speichel ablaufen können.
- Kontrollieren Sie Puls und Atmung des Kindes regelmässig, bis der Notarzt eintrifft.
- Kontrollieren Sie regelmässig die Atmung und den Puls des ohnmächtigen Kindes.
Damit die Handgriffe im Notfall auch sicher sitzen, empfiehlt es sich, einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder zu machen und das Wissen regelmässig aufzufrischen.
Es gibt zwei Varianten der stabilen Seitenlage beim Kind und Erwachsenen. Da die neue Variante zwar weniger stabil, aber leichter zu erlernen und zu merken ist, wird diese hier vorgestellt. Rettungskräfte nennen die neue Variante nur noch "Seitenlage".

Sonderfall: Die Bauchlage
Säuglinge und junge Kleinkinder sind meist noch zu klein für die stabile Seitenlage. Notfallexperten empfehlen daher für die ersten beiden Lebensjahre (Säuglings- und Kleinkindalter) die Bauchlage. So geht die Bauchlage:
- Legen Sie das Baby bzw. Kleinkind auf einer warmen Unterlage (z.B. Decke) auf den Bauch.
- Drehen Sie den Kopf des Kindes zur Seite. Bei Kleinkindern können Sie ihn zusätzlich ganz leicht nach hinten neigen.
- Öffnen Sie den Mund des Kindes.
- Prüfen Sie Atmung und Puls des Kindes, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Wann mache ich die stabile Seitenlage bei Kindern?
Bringen Sie ein Kind in die stabile Seitenlage, wenn es das Bewusstsein verliert, aber noch eigenständig atmet. Ist keine Atmung und/oder kein Herzschlag mehr vorhanden, entfällt die stabile Seitenlage. Sie müssen dann umgehend mit der Reanimation (Herzdruckmassage und Atemspende) beginnen!
Risiken der stabilen Seitenlage beim Kind
Wissenschaftler kamen in einer Studie aus dem Jahr 2017 zu dem Schluss, dass die stabile Seitenlage (beim Kind wie beim Erwachsenen) es erschweren kann, eine unregelmässig werdende oder aussetzende Atmung zu erkennen. Dadurch könnten sich die lebensrettenden Sofortmassnahmen (Herz-Druck-Massage, Mund-zu-Mund-/Mund-zu-Nase-Beatmung) verzögern. Überprüfen Sie daher die Atmung und den Puls des Kindes regelmässig und aufmerksam.
Wenn Sie den Kopf eines Säuglings zu sehr überstrecken, verengen sich die Atemwege. Sicherheitshalber sollten Sie bei Babys daher auf das Überstrecken verzichten.
Bei Knochenbrüchen oder einer Wirbelsäulenverletzung kann die Seitenlage dem Kind zusätzlichen Schaden zufügen: Indem man das Kind bewegt, kann die Verletzung verschlimmert werden.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Arbeiter-Samariter-Bund: Erste Hilfe, 21. überarbeitet Auflage 2020, unter: www.abs.de (Abrufdatum: 22.10.2021)
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, unter: www.dlrg.de (Abrufdatum: 22.10.2021)
- Deutsches Rotes Kreuz: Stabile Seitenlage, unter: www.drk.de (Abrufdatum: 22.10.2021)
- Freire-Tellado M, Navarro-Patón R, Pavón-Prieto MDP, Fernández-López M, Mateos-Lorenzo J, López-Fórneas I. Does lying in the recovery position increase the likelihood of not delivering cardiopulmonary resuscitation? Resuscitation. 2017 Jun;115:173-177. doi: 10.1016/j.resuscitation.2017.03.008. Epub 2017 Apr 9. PMID: 28404450.
- Keggenhoff, F.: Erste Hilfe - das offizielle Handbuch: Sofortmaßnahmen bei Babys, Kindern und Erwachsenen, Südwest Verlag, 2021
- Köhnlein, E. et Weller, S.: Erste Hilfe, Georg Thieme Verlag, 10. Auflage, 2004
- Universitätsklinikum Bonn/Kindernotfall Bonn: Stabile Seitenlage beim Kind, unter: www.kindernotfall-bonn.de (Abrufdatum: 22.10.2021)