Rückenschmerzen in der Schwangerschaft
Rückenschmerzen in der Schwangerschaft beeinträchtigen mitunter sehr stark die Lebensqualität der werdenden Mutter. Ausgelöst werden sie oft durch körperliche Veränderungen und das zunehmende Gewicht des Bauches. Doch die Schmerzen zu ertragen, ist nicht nötig. Denn körperliches Training an Land und im Wasser, Akupunktur sowie Schwangerschaftsgürtel helfen, die Schmerzen zu lindern. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen und Behandlung von schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen.
Schwangerschaft: Häufig schmerzt der Rücken
Mehr als die Hälfte aller Schwangeren klagen über Beckenboden- oder Rückenschmerzen in der Schwangerschaft. Litten die Frauen schon vor der Empfängnis an Rückenschmerzen, so verstärken sich die Beschwerden häufig während der Schwangerschaft. In der Regel verschwinden sie nach der Geburt. Manche Frauen haben aber auch länger mit den Beschwerden zu kämpfen.
Schwangerschaftsbedingte Rückenschmerzen treten unterhalb der Rippen auf, Beckenbodenschmerzen im Bereich zwischen Gesäss und Beckenkamm. Letztere können bis in die Oberschenkel ausstrahlen, seltener bis in die Unterschenkel. Etwa 50 Prozent der Frauen leiden ausschliesslich an Beckenbodenschmerzen, 17 Prozent nur an Rückenschmerzen und bei 33 Prozent schmerzen sowohl der Beckenboden als auch der Rücken.
Die Beschwerden, die ihr Maximum meist zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche erreichen, können die Lebensqualität stark beeinträchtigen: Den Schwangeren fällt es schwerer zu sitzen, aufzustehen, sich an- beziehungsweise auszukleiden oder geringe Lasten zu tragen. Häufig leiden auch die Schlafqualität und das Sexualleben mit dem Partner unter den Rückenschmerzen.
Schwangerschaft: Gründe für Rückenschmerzen
Schwanger sein bringt eine Menge an körperlichen Veränderungen mit sich, die Rückenschmerzen verursachen können:
Die hormonelle Umstellung lockert Sehnen und Bänder im Beckenbodenbereich, um eine unkomplizierte Geburt zu ermöglichen. Dadurch fehlt es allerdings an Stabilität im Becken- und unteren Rückenbereich, was Schmerzen auslösen kann.
Ausserdem verlagert sich mit fortschreitender Schwangerschaft der Körperschwerpunkt: Je grösser und schwerer das Kind wird, desto stärker zieht der Bauch nach vorne. Häufig gleichen Schwangere dies durch Fehlhaltungen aus – ein weiterer Auslöser für Rückenschmerzen in der Schwangerschaft.
Nicht zuletzt nimmt die Schwangere ordentlich an Gewicht zu und kann sich schlechter bewegen: Knochen, Gelenke und Muskeln haben schwer zu tragen. Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sind dann nahezu vorprogrammiert.
Schwangerschaft: Was hilft gegen Rückenschmerzen?
In der Schwangerschaft nimmt die Beweglichkeit ab, weshalb viele Schwangere weniger körperlich aktiv sind. Doch gerade Bewegung und körperliches Training helfen besonders gut, Beckenboden- und Rückenschmerzen in der Schwangerschaft zu lindern.
Machen Sie zum Beispiel regelmässig Schwangerschaftsgymnastik im Wasser oder an Land: Das stärkt die Muskulatur und verringert die Beschwerden. Auch Yoga kann helfen.
Im Alltag sollten Sie auf eine gesunde Körperhaltung achten, um Fehlhaltungen zu vermeiden. Denn diese können Rückenschmerzen sowohl verursachen als auch verstärken.
Akupunktur kann ebenfalls helfen, Beckenboden- und Rückenschmerzen in der Schwangerschaft zu verringern. Lassen Sie sich hierzu von einem erfahrenen Therapeuten beraten. Er kennt die für Schwangere geeigneten Akupunkturpunkte zur Behandlung von Beckenboden- und Rückenschmerzen, einschliesslich einer Ischiasnervreizung („Ischias“).
Schwangerschaft im fortgeschrittenen Stadium ist durch den nun schon grossen Bauch oft besonders mühselig, und auch die Rückenschmerzen nehmen vielfach zu. Um den Bauch zu stützen und den Rücken zu entlasten, gibt es spezielle Schwangerschaftsgürtel. Im Liegen kann ein Schwangerschaftskissen für eine entlastende Schlafposition sorgen.
Physiotherapie und Manuelle Therapien (wie Osteopathie) können ebenfalls Rückenschmerzen in der Schwangerschaft lindern.
Bei akuten Rückenschmerzen können Sie es auch mit einem warmen Bad oder einer sanften Massage versuchen. In vielen Fällen vertreibt dies die Beschwerden. Doch achten Sie darauf, keine Wärmepackungen auf den Bauch zu legen oder sich im Bereich des Kreuzbeins massieren zu lassen. Dies birgt die Gefahr für Kontraktionen der Gebärmutter und vorzeitige Wehen in der Schwangerschaft.
Rückenschmerzen: Wann zum Arzt?
In der Regel sind Beckenboden- und Rückenschmerzen in der Schwangerschaft zwar unangenehm, aber harmlos. Es gibt jedoch Ausnahmen. So sollten Sie bei Rückenschmerzen in der Frühschwangerschaft zum Arzt gehen, weil die Beschwerden auf mögliche Komplikationen wie eine Eileiterschwangerschaft hinweisen können. Auch bei anhaltenden, sehr starken Rückenschmerzen in der Schwangerschaft sollten Sie zur Abklärung zu Ihrem behandelnden Frauenarzt gehen.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
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