Radiologin begutachtet Mammografiebild

Mammografie: Erhöhtes Krebsrisiko nach Fehlalarm

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Frauen, die ein falsch-positives Mammografie-Ergebnis erhalten, sollten die Früherkennung weiterhin ernst nehmen: Sie erkranken in den nachfolgenden Jahren häufiger an Brustkrebs.

Mammografien sind gute Instrumente zur Früherkennung von Brustkrebs, aber sie sind nicht perfekt. Problematisch ist vor allem, wenn Tumoren bei der Untersuchung übersehen werden (falsch-negatives Ergebnis).

Aber auch ein falsch-positives Ergebnis hat negative Konsequenzen: Die Frau und ihre Angehörigen machen sich unnötig Sorgen. Und die Biopsie, die bei einigen zur weiteren Untersuchung nötig ist, ist unangenehm.

So mancher Frau, die wegen eines zunächst auffälligen Befundes einen Rückruf erhalten hat, der sich dann als Fehlalarm entpuppt hat, könnte die Motivation fehlen, künftig am Screening-Programm teilzunehmen. Eine Studie des Karolinska Instituts zeigt jedoch, dass die Früherkennung gerade für diese Gruppe besonders wichtig ist:

60 Prozent höheres Krebsrisiko

Im Vergleich zu Frauen, deren Befund unauffällig war, ist ihr Risiko für eine Brustkrebsdiagnose in den nachfolgenden 20 Jahren um 60 Prozent erhöht. Besonders hoch scheint das Risiko in den vier bis sechs Jahren nach dem falsch-positiven Befund zu sein.

"Es könnte vorteilhaft sein, in den darauffolgenden Jahren für diese Frauen persönliche Überwachungsprogramme mit sorgfältigen Nachuntersuchungen zu erstellen“, erklärt Xinhe Mao, Postdoktorandin in der Abteilung für medizinische Epidemiologie und Biostatistik am Karolinska Institut.

Für die Studie hatte das Forschungsteam Daten von mehr als 45.000 Frauen ausgewertet, deren Mammografie-Screening-Ergebnis sich als falsch-positiv herausgestellt hatte, sowie von mehr als 450.000 Teilnehmerinnen, deren Befund unauffällig gewesen war. Zusätzlich berücksichtigten die Forschenden Daten von 12.000 Frauen, für die Informationen zur Dichte des Brustgewebes (mammografischer Dichte) vorlagen.

Hohe Brustdichte, kniffliger Befund

„Zwei Gründe könnten das erhöhte Brustkrebsrisiko nach falsch-positiven Ergebnissen erklären“, sagt Mao auf Nachfrage von NetDoktor. Erstens sei bei Frauen mit hoher mammografischer Dichte die Wahrscheinlichkeit eines falsch-positiven Rückrufs grösser.

„Auf diesen Mammografiebildern ist es schwierig, zwischen normalem Gewebe und Tumoren zu unterscheiden“, so die Wissenschaftlerin. Insofern erhalten diese Frauen häufiger Rückrufe als Frauen mit geringerer Brustdichte. Ein dichtes Brustgewebe geht zugleich mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einher.

Zudem könnten auch gutartige Veränderungen einen Rückruf nach sich ziehen. Und auch diese gehen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einher.

Falsch-positive Ergebnisse sind zwar insgesamt nicht häufig, sie betreffen aber immerhin drei Prozent der Frauen, die zum Screening gehen.

Künftig weniger falsch-positive Befunde dank KI?

Dank dem Einsatz von künstlicher Intelligenz könnten falsch-positive Ergebnisse künftig seltener werden: "Die Radiologie und das Brustkrebs-Screening befinden sich derzeit in einer Phase der rasanten Entwicklung", sagt Studienleiterin Prof. Kamila Czene von der Abteilung für medizinische Epidemiologie und Biostatistik am Karolinska Institut.

In der Schweiz gibt es in zahlreichen Kantonen organisierte Brustkrebs-Früherkennungs-Programme. Dabei werden Frauen ab 50 Jahren routinemässig alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen. Je nach Kanton läuft das Screening bis zu einem Alter von 69 oder 74 Jahren.

Mehr zu den Voraussetzungen und zur Durchführung lesen Sie in unserem Beitrag: Mammografie.

Mehr zu den Voraussetzungen und zur Durchführung lesen Sie in unserem Beitrag: Mammografie.

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Bundesministerium Soziales Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: früh erkennen - Österreichisches Brustkrebs-Früherkennungsprogramm (Stand: 05.05.2022), unter: www.sozialministerium.at (Abruf: 07.11.2023)
  • Gemeinsamer Bundesausschuss: Brustkrebs-Früherkennung - Mammographie-Screening-Programm, unter: www.g-ba.de (Abruf: 07.11.2023)
  • Swiss Cancer Screening: Teilnahme an einem Programm zur Brustkrebsfrüherkennung (Stand: 06.11.2023), unter: www.swisscancerscreening.ch (Abruf: 07.11.2023)
  • Xinhe Mao et al.: Breast Cancer Incidence After a False-Positive Mammography Result, JAMA Oncol., 03. Nov 2023, doi:10.1001/jamaoncol.2023.4519
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