Kaiserschnittrate in Deutschland sehr hoch
Die deutsche Kaiserschnittrate liegt nach der ersten Leitlinie medizinischer Fachgesellschaften mit rund 30 Prozent weitaus höher als ratsam.
Es gelte als gesichert, dass eine Sectiorate über 15 Prozent keinen günstigen Einfluss auf die Häufigkeit von Erkrankungen und Sterberaten von Müttern und Neugeborenen habe, teilte die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Freitag in Berlin mit. Kaiserschnitte sollten deshalb medizinisch gut begründet sein. Wie ein Kaiserschnitt abläuft und welche Risiken er birgt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Mithilfe der Leitlinie beste Entscheidung treffen
Die Leitlinie legt keinen Grenzwert fest, weil in der Forschung bislang zuverlässige Aussagen über eine optimale Kaiserschnittrate fehlten. Sie wolle aber den aktuellen Stand des Wissens zur einheitlichen Orientierung zusammenfassen - für Mediziner und werdende Eltern.
Es gehe darum, auf dieser Basis die beste Entscheidung zu fällen, sagte Leitlinien-Koordinator Frank Louwen. Das betreffe auch die Beratung, den sichersten Zeitpunkt zur Geburt, die optimale Durchführung und den frühestmöglichen direkten Hautkontakt von Mutter und Kind. Die Leitlinie setze sich zudem mit den häufigsten Gründen für einen geplanten Kaiserschnitt und mit möglichen Alternativen auseinander.
Unterschiede in Bundesländern
In Deutschland hat sich die Kaiserschnittrate nach Zahlen des Statistischen Bundesamts seit Beginn der 1990er Jahre verdoppelt. Wie entbunden wird, hängt auch vom Wohnort ab: Die Raten zwischen den Bundesländern unterscheiden sich erheblich. In Ostdeutschland kommen nach einer Analyse des Science Media Centers deutlich weniger Kinder per Kaiserschnitt zur Welt als im Westen. Die niedrigste Rate hatte zuletzt Sachsen mit 24 Prozent, die höchste das Saarland mit 40 Prozent.
Ein Check des Centers auf Basis von Qualitätsberichten der Krankenhäuser für 2018 ergab, dass auf Bundesebene gut jede Zehnte der insgesamt 686 Geburtskliniken weit über dem Toleranzbereich für Kaiserschnittraten liegt. Die Quoten schwankten demnach erheblich - zwischen 10,4 und 66,7 Prozent. (ca/dpa)
Autoren- & Quelleninformationen
- Deutsche Presse-Agentur (dpa)