Kind erhält Impfung im Oberarm

HPV: Kein einziger Krebsfall nach früher Impfung

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Humane Papillomviren (HPV) werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Manche Typen lassen Feigwarzen an den Geschlechtsorganen wachsen, andere können später im Leben Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) hervorrufen – aber auch Penis-, Rektal- und Rachenkrebs. Als eines der ersten Länder hat Schottland 2007 ein Impfprogramm gegen HPV aufgesetzt.

Kein Krebsfall innerhalb von 18 Jahren

Die Impfung soll möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr im Alter zwischen 9 und 14 Jahren erfolgen und Teenager vor einer Ansteckung schützen. Da die Folgekrebserkrankungen erst im Erwachsenenalter auftreten, lässt sich erst heute besser abschätzen, wie gut die Impfung tatsächlich schützt.

Nach nunmehr 18-jährigem Beobachtungszeitraum zeigen die Daten: Von den Teilnehmerinnen, die zwischen Januar 1988 und 5. Juni 1996 zur Welt gekommen waren und vor dem 14. Geburtstag geimpft wurden, ist bislang keine einzige an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Das galt sogar für Mädchen, die nur eine Impfdosis erhalten hatten.

Doch auch die Mädchen, die die Impfung erst mit 14 bis 22 Jahren erhalten hatten, profitierten. Von ihnen entwickelten bisher 3,2 von 100.000 ein Zervixkarzinom, in der Gruppe der Ungeimpften waren es 8,4 von 100.000. Bei den später geimpften Mädchen nahm der Schutz mit jeder weiteren Impfdosis zu.

Zwar hatte man die jungen Teilnehmerinnen auch schon im Alter von 20 Jahren untersucht – das ist zwar in der Regel zu früh, als dass sich schon ein Zervixkarzinom hätte entwickeln können. Aber auch damals stellte das damalige Forschungsteam bereits fest, dass Geimpfte seltener an Vorstufen des Tumors litten (intraepitheliale Neoplasie).

Auch die Impfung bietet keinen garantierten Schutz

Weder die aktuelle noch die damalige Studie bedeuten allerdings, dass selbst jung geimpfte Mädchen ganz auf der sicheren Seite sind.

Zum einen schützt die Impfung nicht gegen alle der mehr als 100 HPV-Typen, sondern nur gegen die wichtigsten. Aus diesem Grund wurde in der ersten zugelassenen Impfung zunächst nur gegen die Typen 16 und 18 geimpft. Sie werden für rund 75 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht.

Inzwischen gibt es einen Impfstoff, der vor den neun wichtigsten HPV-Typen schützt. Doch auch gegen diese bieten die Impfungen keinen 100-prozentigen Schutz: Eine Infektion ist – wie bei allen Impfungen – dennoch möglich.

Zudem sind auch die Mädchen, die 2007 mit 12 oder 13 Jahren geimpft wurden, heute entsprechend erst 29 oder 30 Jahre alt. Durchschnittlich erkranken Frauen jedoch erst im Alter von 34 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Dass später Fälle noch hinzukommen, wäre daher nicht überraschend.

Andere gefährliche HP-Viren nach den Impfkampagnen nicht durchgesetzt

Bedenken, dass sich aufgrund der Impfungen nun andere HPV-Typen durchsetzen könnten, die dann Krebs auslösen, haben sich jedoch nicht bestätigt.

Noch eine gute Nachricht: Wie bei anderen Impfungen schützt das Vakzin auch jene, die sich nicht impfen lassen, ein Stück weit mit: Seit in Schottland im grossen Stil geimpft wird, finden sich auch bei ungeimpften Frauen weniger Vorstufen dieses Krebses. Dieser Schutz dürfte also auch für junge Männer gelten, auch wenn dazu die Daten fehlen.

Heute empfehlen Experten allen Mädchen und Jungen ab neun Jahren die HPV-Impfung. Dank des Herdenschutzes liessen sich die krebsauslösenden Viren künftig gut zurückdrängen, das hoffen Mediziner und Medizinerinnen.

Alle wichtigen Informationen zur Impfung erhalten Sie im Artikel HPV-Impfung.

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Palmer TJ et al. Invasive cervical cancer incidence following bivalent human papillomavirus vaccination: a population-based observational study of age at immunization, dose, and deprivation. Journal of the National Cancer Institute, Onlinevorabveröffentlichung am 22. Januar 2024, https://doi.org/10.1093/jnci/djad263
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