Energydrinks: Auch wer sie selten trinkt, schläft schlechter
Energydrinks stören den natürlichen Schlafrhythmus: Wer sie konsumiert, schläft kürzer und schlechter. Und das gilt nicht nur für Vieltrinker.
Pappsüss, knallbunt und mit reichlich Koffein: Energydrinks sind als Muntermacher seit Jahren vor allem bei jungen Menschen angesagt. Doch die Koffeinbomben haben offenbar in kleinsten Mengen schon ungute Auswirkungen auf den Schlaf: Auch wer wenig davon konsumiert, schläft weniger, kürzer und unruhiger.
Das hat jetzt eine norwegische Untersuchung mit mehr als 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gezeigt. Sie stützt sich auf Daten der „Students’ Health and Well-being Study“ (SHoT Study). Die 18- bis 35-Jährigen gaben an, wie häufig sie Energydrinks konsumieren: täglich, wöchentlich (einmal; 2- bis 3-mal; 4- bis 6-mal), monatlich (1- bis 3-mal) oder niemals/sehr selten.
Ausserdem wurden sie zu Schlafverhalten und Schlafqualität befragt. Dazu gaben sie an, wann sie zu Bett gingen, wann sie aufstanden, wie lange sie zum Einschlafen brauchten und wie oft sie nachts aufwachten.
Verkürzte Schlafdauer
Ein wesentliches Ergebnis: Energydrinks verkürzen den Schlaf. Teilnehmende, die täglich mindestens einen Energydrink tranken, schliefen im Schnitt eine halbe Stunde weniger als jene, die selten bis nie Energydrinks konsumierten. Das klingt erst einmal nicht so dramatisch.
Nicht selten waren es aber insgesamt weniger als sechs Stunden pro Nacht. Verglich man die Viel-Trinker (täglicher Konsum) mit den Wenig-Trinkern (seltener Konsum), waren bei den Männern doppelt so viele Studenten von derart kurzen Nächten betroffen. Bei den Studentinnen waren es sogar 80 Prozent mehr Frauen, die aufgrund des täglichen Konsums nur so wenig schliefen.
Frühere Studien zeigen, dass diese verkürzte Schlafdauer erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann: Wer weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, für den steigt auf Dauer das Risiko für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Gestörter Schlafrhythmus
Mit steigender Menge der konsumierten Energydrinks wurde auch der Schlafrhythmus zunehmend gestört: Die Teilnehmenden brauchten länger, um einzuschlafen, und sie wachten nachts häufiger auf. Auch die Schlafdauer nahm mit steigendem Konsum weiter ab.
Wer viele Energydrinks konsumierte, litt zudem häufiger an Schlaflosigkeit (Insomnie). Das bedeutet, die Teilnehmenden schliefen über einen Zeitraum von drei Monaten an mindestens drei Nächten pro Woche sehr schlecht oder waren tagsüber sehr müde.
Schlafstörungen
Solche Schlafstörungen sind zwar in der Bevölkerung ohnehin verbreitet, doch der Konsum von Energydrinks könnte das begünstigen. Von den Frauen, die diese täglich tranken, waren es die Hälfte. Bei den Frauen, die nur selten Energydrinks konsumierten, war nur ein Drittel betroffen. Bei den Männern waren die Zahlen etwas niedriger: Unter Schlafstörungen litten hier 37 Prozent der täglichen Konsumenten, aber nur 22 Prozent all jener, die Energydrinks selten oder nie tranken.
Klar zeichnete sich auch ab: Je höher der Konsum war, desto gravierender waren auch die Schlafstörungen. „Selbst diejenigen, die angaben, nur ein- bis dreimal im Monat einen Energydrink zu sich zu nehmen, hatten ein erhöhtes Risiko für Schlafprobleme“, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Verstärken sich Schlafprobleme und Energydrinks gegenseitig?
Einen eindeutigen Beleg dafür, dass Energydrinks die Schlafprobleme verursachen, liefert die Studie trotz der vielfältigen Hinweise nicht. Denn auch der umgekehrte Fall ist denkbar: Menschen, die schlecht schlafen, sind müde und greifen häufiger zu Energydrinks, um wacher zu werden. Möglich ist ebenso, dass beides zutrifft und sich Schlafprobleme und Konsum gegenseitig verstärken.
Zu den Schwächen der Studie gehörte, dass es weder Informationen zum Zeitpunkt des Konsums noch zu den genauen Trinkmengen gab. Ausserdem stützte sie sich auf eine Selbsteinschätzung der Teilnehmenden – objektive Messungen des Konsums und der Schlafmuster fehlen.
Mehr Koffein als ein Espresso
Dass Koffein ein Wachmacher ist, ist bekannt und unbestritten. Und davon enthalten die bunten Limonaden reichlich: Eine 250-ml-Dose enthält nach Angaben der Verbraucherzentrale rund 80 mg Koffein. Und dann gibt es auch noch die 500-Milliliter-Dosen, die entsprechend 160 mg enthalten. Das ist mehr als ein Espresso (50-60 mg) oder ein normales Glas Cola (20 mg in 200 ml).
Ausprobieren kann nicht schaden
Wer schlecht schläft und Energydrinks konsumiert, sollte es auf einen Versuch ankommen lassen und für eine Weile darauf verzichten. Schaden kann es nicht.
Im Gegenteil: Der Körper profitiert von einer Energydrink-Abstinenz auch anderweitig: Die Getränke enthalten reichlich Zucker und stehen im Verdacht, durch die Kombination von Koffein und anderen Inhaltsstoffen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen.
Autoren- & Quelleninformationen
- Energy drinks linked to poor sleep quality and insomnia among college students, BMJ Newsroom, 23.01.2024
- Siri Kaldenbach et al.: Energy drink consumption and sleep parameters in college and university students: a national cross-sectional study, BMJ open, 23.01.2024