Zwei Abnehmspritzen

Diabetes-Spritzen: Fälschungen im Umlauf

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Von Fertigpens mit dem Blutzuckersenker Semaglutid (Ozempic), um den seit kurzem auch ein grosser Hype als Abnehmspritze herrscht, sind international vermehrt Fälschungen im Umlauf. Davor warnt das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic. Zuvor hatte bereits Ozempic-Hersteller Novo Nordisk auf eine solche Fälschung in den USA hingewiesen.

Insulin statt Semaglutid

In der Schweiz mussten laut Swissmedic einige Menschen nach der Anwendung von gefälschten Ozempic-Fertigpens wegen akuter Unterzuckerung im Krankenhaus behandelt werden. Sie hätten sich die Fertigspritzen, die oft auch als Abnehmspritzen genutzt werden, aus dem Internet oder von unsicheren Quellen (auch aus dem Ausland) beschafft.

Eines der vermeintlichen Ozempic-Präparate habe sich hinterher als Insulin-Spritze entpuppt. Zu hohe Dosen des blutzuckersenkenden Hormons sind lebensbedrohlich.

In den USA wurde nach Angaben von Novo Nordisk sogar ein in einer Einzelhandelsapotheke gekaufter Ozempic-Fertigpen als Fälschung entlarvt. Auch er enthielt eine Insulin-Zubereitung (Insulin glargin) anstelle von Semaglutid.

Begehrtes Schlankheitsmittel

Der Wirkstoff Semaglutid kam zuerst als Fertigpen zur Behandlung von Typ-2-Diabetes auf den Markt – unter dem Markennamen Ozempic. Durch Zufall entdeckte man dann, dass Anwender auch rasch viel Körperfett verlieren.

Daraufhin entwickelte der Hersteller von Ozempic, die Pharmafirma Novo Nordisk, ein Semaglutid-Präparat, das speziell als Abnehmspritze für (stark) übergewichtige Menschen dient. Es ist unter dem Namen Wegovy auch bereits in der EU, der Schweiz sowie den USA zugelassen.

Allerdings ist das Medikament hierzulande (noch) nicht erhältlich – der Hersteller vertreibe es derzeit in den USA, Norwegen und Dänemark, sagte der Chef von Novo Nordisk, Lars Fruergaard Jørgensen, gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Weitere Länder sollen nach und nach folgen.

Inzwischen weichen viele Abnehmwillige auf das Diabetes-Medikament mit dem gleichen Wirkstoff aus: Ozempic wird oftmals off-label (also ausserhalb seiner Zulassung als Diabetes-Medikament) gegen starkes Übergewicht verschrieben.

Lieferengpässe und Fälschungen

Die in der Folge stark gestiegene Nachfrage nach Ozempic birgt vielerorts die Gefahr von vorübergehenden Lieferengpässen. Für die eigentliche Zielgruppe des Medikaments – Typ-2-Diabetiker – kann das unter Umständen einen Umstieg auf ein anderes Medikament oder eine alternative Therapie bedeuten. Darauf wies zum Beispiel das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits im März hin.

Ein weiterer Effekt der starken Nachfrage: Ozempic ist zunehmend auch für Fälscher interessant, wie die aktuellen Meldungen zeigen. Ganz allgemein besteht bei gefälschten Arzneimitteln die Gefahr, dass sie keinen, einen falschen oder einen zu hoch dosierten Wirkstoff enthalten. Teilweise fanden sich in Fake-Präparaten auch schon giftige oder süchtig machende Stoffe, warnt Swissmedic.

Riskant ist besonders der Medikamenten-Kauf bei dubiosen Anbietern, etwa im Internet.

Unseriöse Anbieter und gefälschte Medikamente erkennen

Deshalb der Tipp: Wer Medikamente im Internet kaufen möchte, sollte dies grundsätzlich nur bei Schweizer Versandapotheken tun, die eine entsprechende kantonale Bewilligung für den Versandhandel haben.

Mehr Tipps dazu gibt der Swissmedic Leitfaden Arzneimittel aus dem Internet.

Autoren- & Quelleninformationen

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Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Ozempic® (Semaglutid) Injektionslösung im Fertigpen: Lieferengpässe, Informationsschreiben für Ärzt:innen vom März 2023, unter: www.bfarm.de
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Abnehmen ist nicht nur eine Frage des Willens“, Artikel vom 24.06.2023, unter: www.faz.net
  • IKT-Sicherheitsportal: Medikamente online bestellen: Die Risiken im Überblick (Stand: 05.04.2023), unter: www.onlinesicherheit.at
  • Novo Nordisk: Novo Nordisk warns of counterfeit Ozempic® (semaglutide injection) pen found in US (Stand: 16.06.2023), unter: www.novonordisk-us.com
  • Schweizerisches Heilmittelinstitut: Swissmedic warnt vor Fälschungen von Ozempic-Pens (Stand: 07.07.2023), unter: www.swissmedic.ch
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