rote Laufschuhe

Diabetes: Sport schlägt Gene

Von , Medizinredakteurin
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Diabetes tritt in manchen Familien gehäuft auf. Aber auch wenn Oma, Papa und Tante „Zucker“ haben, ist die Krankheit kein Schicksal. Ein mächtiger Gegenspieler ist schon lange bekannt: Bewegung. Sie wirkt auch bei Menschen, deren genetisches Risiko für Typ-2-Diabetes besonders hoch ist.

Zu dieser Einschätzung kamen Forschende um Mengyun Luo von der University of Sydney. Ihre Auswertungen zeigen, wie gross der Unterschied ist, den mehr Bewegung macht: Körperliche Aktivität hat einen stärkeren Einfluss auf das Erkrankungsrisiko als die familiäre Veranlagung.

An der Studie nahmen 59.325 Erwachsene teil, deren Gesundheitsdaten in der UK-Biodatenbank erfasst worden waren. Diese erfasst anonymisierte biomedizinische Daten zu Genetik, Lebensstil und Gesundheit von einer halben Million Briten.

Während viele Untersuchungen auf Selbstauskünften der Teilnehmenden zur körperlichen Aktivität beruhen, erhielten die Teilnehmenden hier zu Beginn der Studie ein Armband, das die körperliche Aktivität misst. Die auf diesem Wege präzise ermittelten Daten verglichen die Forschenden mit der gesundheitlichen Entwicklung der Teilnehmenden über einen längeren Zeitraum (im Schnitt sieben Jahre).

2,4-faches Risiko durch ungünstige Gene:

Das Ergebnis: Personen mit einer starken genetischen Veranlagung für Typ-2-Diabetes hatten ein um 2,4-fach höheres Risiko zu erkranken als Personen mit einer geringen genetischen Veranlagung.

Die Forschenden ermittelten unter anderem, wie sich das Pensum von moderat bis intensiver körperlicher Aktivität auf das Diabetesrisiko auswirkte. Menschen, die sich täglich eine Stunde körperlich betätigten, hatten im Vergleich zu Personen, die es nur auf fünf Minuten Bewegung am Tag brachten, ein um 74 Prozent geringeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Bewegungsarmut ist der stärkere Risikofaktor

Ein Abgleich mit den verschiedenen Risikogenen der Teilnehmenden ergab dabei, dass sich das familiäre Risiko für die Stoffwechselkrankheit mit Sport mehr als ausgleichen liess: Für genetisch vorbelastete Menschen, die sich viel bewegen, lag das Risiko für Typ-2-Diabetes niedriger als für weniger sportliche Personen ohne Risikogene.

Wie Sport vor Diabetes schütze

Welche Faktoren zum positiven Effekt von Sport auf den Zuckerstoffwechsel beitragen könnten, weiss man aus vorangegangenen Untersuchungen:

Körperliche Aktivität hilft, das Gewicht im normalen Bereich zu halten. Das ist insofern wichtig, als dass Übergewicht ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Typ-2-Diabetes ist.

Bei Typ-2-Diabetes reduziertsich zudem die Fähigkeit der Körperzellen, Glukose aus dem Blut aufzunehmen, weil die Zellen zunehmend schlechter auf das Zuckerschleusermolekül Insulin ansprechen (Insulinresistenz). In der Folge steigen die Blutzuckerwerte. Bewegung wirkt dem entgegen: Sie verbessert die Aufnahmefähigkeit der Zellen für Glukose wieder und hilft daher auch übergewichtigen Menschen, ihre Blutzuckerwerte zu verbessern.

Darüber hinaus weiss man, dass der Lebensstil direkt Einfluss auf die Aktivierung von Genen hat. Denkbar ist daher, dass Sport ungünstige Diabetes-Gene ruhigstellt oder auch Gene, die Diabetes entgegenwirken, aktiviert.

Aktiver Lebensstil wehrt genetisches Risiko ab

"Wir können zwar unser genetisches Risiko und unsere Familiengeschichte nicht kontrollieren“, sagt die Leiterin der Studie, Associate Professor Dr. Melody Ding. „Die positive Nachricht ist jetzt, dass man durch einen aktiven Lebensstil einen Grossteil des erhöhten Risikos für Typ-2-Diabetes ‚abwehren' kann."

Auch in Dings Familie väterlicherseits ist Typ-2-Diabetes verbreitet. "Für meine Familie und mich ist das Ergebnis sehr ermutigend. Als bereits aktiver Mensch bin ich jetzt noch motivierter, diesen aktiven Lebensstil beizubehalten.”

Autoren- & Quelleninformationen

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Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Quellen:
  • Mengyun Luo et al.: Accelerometer-measured intensity-specific physical activity, genetic risk and incident type 2 diabetes: a prospective cohort study, British Journal of Sports Medicine, 05 Juni 2023. doi: 10.1136/bjsports-2022-106653
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