Menstruationszyklus - 40 Jahre im Kreis

Von , Ärztin
Dr. med. Katharina Larisch

Katharina Larisch ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Weiblicher Zyklus; Freundinnen

Schwankender Zyklus

Von der ersten Menstruationsblutung bis zu den Wechseljahren vergehen fast 40 Jahre. Jeden Monat rüstet sich der weibliche Körper für den Fall einer Schwangerschaft. Im Durchschnitt dauert der Zyklus 28 Tage. Allerdings ist der weibliche Körper keine Maschine, und sowohl eine Dauer von 21 Tagen als auch 35 Tagen sind normal. Bei den meisten Frauen schwankt der Zyklus im Lauf der Jahre auch innerhalb dieser Grenzen.

Der weibliche Zyklus wird durch Hormone gesteuert. Die wichtigsten Sexualhormone sind Östrogen und Progesteron (Gelbkörperhormon). Letzteres ist der wichtigste Vertreter der Gestagene. Östrogene werden hauptsächlich im Eierstock gebildet, Progesteron vorwiegend im Gelbkörper (Corpus luteum) und Mutterkuchen (Plazenta). Eine wichtige Rolle spielen aber auch zwei Hormone der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse): FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon).

Auf und Ab der Hormone

» Proliferations- oder Aufbauphase: Unter dem Einfluss des Hormons FSH beginnen mehrere Eibläschen (Follikel) im Eierstock zu reifen. In der Regel setzt sich dabei bald ein Follikel durch, der als einziger weiter wächst. Das reifende Eibläschen produziert mehr und mehr Östrogen. Das weibliche Hormon sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut wächst.

» Eisprung: Hat das Östrogen eine bestimmte Konzentration im Blut erreicht, schüttet die Hirnanhangsdrüse vermehrt LH aus. Der plötzliche, steile LH-Anstieg löst den Eisprung aus.

Die reife Eizelle ist jetzt etwa 24 Stunden befruchtungsfähig.

» Sekretions- oder Gelbkörperphase: Nach dem Eisprung bleibt das leere Eibläschen im Eierstock zurück. Dieser sogenannte Gelbkörper stellt nun die Hormonproduktion um und schüttet vermehrt Progesteron aus. Dieser Botenstoff bereitet die Gebärmutter auf eine befruchtete Eizelle vor: In die Schleimhaut lagern sich Nährstoffe ein. Gleichzeitig sinken die Östrogen-Spiegel im Körper.

Wird die Eizelle nicht befruchtet, verkümmert der Gelbkörper innerhalb der nächsten zehn bis elf Tage; er produziert auch kein Progesteron mehr. Dieser Hormonentzug bewirkt, dass die Gebärmutterschleimhaut schlechter durchblutet wird und teilweise abstirbt.

» Menstruation: Das überflüssige Gewebe aus der Gebärmutter wird bei der Menstruationsblutung abgestossen.

Der erste Tag der Regelblutung ist auch schon wieder der erste Tag des neuen Zyklus: Erneut reifen Follikel, und die Gebärmutterschleimhaut baut sich unter dem Einfluss steigender Östrogenspiegel neu auf. Sinn der Menstruation ist es also, die alte Gebärmutterschleimhaut abzustossen und Platz für eine neue Schleimhaut zu machen, die im nächsten Zyklus wieder eine Schwangerschaft ermöglicht.

Zyklus nachgeahmt

Hormonelle Verhütungsmittel schalten den natürlichen Zyklus ab. Weil dem Körper die Geschlechtshormone von aussen zugeführt werden, stoppt er die Produktion eigener Botenstoffe. Die Eierstöcke werden "lahmgelegt", Eizellen und Gebärmutterschleimhaut reifen nicht mehr heran.

Die Erfinder der östrogenhaltigen Pille haben versucht, den natürlichen Rhythmus im weiblichen Körper nachzuahmen. Theoretisch könnte man auch einen anderen Zyklusverlauf wie etwa 30 oder 40 Tage wählen. Aus medizinischer Sicht gibt es keinen zwingenden Grund, den natürlichen Zyklus zu imitieren. Vielmehr scheinen soziale und kulturelle Aspekte eine Rolle zu spielen. Die regelmässige Menstruation wird oft als Ausdruck des körperlichen Wohlbefindens und der Normalität verstanden.

Östrogene - 21 + 7 Tage

Normalerweise wenden Frauen, die mit der Pille verhüten, ein einfaches Schema an: Sie imitieren einen natürlichen Menstruationszyklus, indem sie 21 Tage lang die Pille einnehmen und dann 7 hormonfreie Tage einlegen. Die Blutkonzentration der zugeführten Hormone sinkt dadurch rasch ab und es kommt zu einer sogenannten Hormonentzugsblutung. Dies ist keine natürliche Blutung, da der Schleimhautaufbau von der Pilleneinnahme beeinflusst und die Abstossung dieser Zellschichten künstlich ausgelöst wird.

Gestagene - 28 Tage

Verhütungsmittel auf Gestagenbasis (neue Minipille, Minipille, Verhütungsstäbchen, Dreimonatsspritze) reduzieren die Aktivität der Gebärmutterschleimhaut. Da kein Östrogen zugeführt wird (wie bei der kombinierten Pille), bleibt der zyklische Aufbau der Schleimhaut aus. Die Blutungen werden seltener und schwächer, bei einigen Frauen bleibt die Blutung sogar ganz aus.

Neue Minipille und Minipillen werden durchgehend ohne Pause genommen. Vor allem zu Beginn der Hormoneinnahme kommt es immer wieder zur Abstossung von Gebärmutterschleimhaut. Diese ist aber im Gegensatz zur Hormonentzugsblutungen bei den östrogenhaltigen Pillen keine zyklisch vorhersehbare Blutung, sondern tritt unregelmässig mit wechselnder Stärke auf.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med.  Katharina Larisch

Katharina Larisch ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Quellen:
  • Breckwoldt M. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme Verlag, 5. Auflage 2008
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.familienplanung.de (Abrufdatum: 13.11.2021)
  • Ein "kleines Wunder". Die Fortpflanzung, Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2005)
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