Narben-Tattoo
Während manche Menschen ihre Narben akzeptieren, sind sie für andere ein ästhetischer Makel. Eine Möglichkeit, sie zu kaschieren, ist ein sogenanntes Narben-Tattoo. Lesen Sie hier, was genau dahintersteckt, ob es mit jeder Narbe möglich ist und was Sie beachten müssen.
Narben tätowieren lassen: Geht das?
Sie entstehen bei Unfällen, Verletzungen, Verbrennungen oder einer Operation: Narben sind für manche Menschen ein offensichtlicher Makel. Vor allem, wenn sie sich an einer sichtbaren Stelle am Körper befinden oder besonders gross sind. Oft haben die Betroffene dann den Wunsch, die Narbe zu überdecken. Eine Möglichkeit ist das sogenannte Narben-Tattoo, auch als Cover-up bekannt.
Dabei bedeckt ein Tattoo das Narbengewebe, sodass es augenscheinlich in den Hintergrund rückt. Um vernarbte Haut zu tätowieren, muss die Tätowiererin einige Punkte beachten. So ist es beispielsweise schwieriger, eine gerade Linie zu ziehen, als es auf intakter Haut möglich ist.
Narben-Tattoo: Das müssen Sie beachten!
Generell eignet sich fast jede Narbe für ein Narben-Tattoo. Wichtig ist, dass sie komplett abgeheilt ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich das Gewebe nachträglich zusammenzieht und sich das Motiv dadurch verändert.
Die Narbenheilung verläuft bei jedem Menschen und jeder Narbe individuell. Während manches Gewebe wenige Monate benötigt, brauchen andere Narben Jahre, bis sie komplett verheilt sind. Sprechen Sie daher am besten mit Ihrem Hautarzt, bevor Sie sich für ein künstlerisches Cover-up entscheiden.
In einigen Fällen ist das Tätowieren auf einer Narbe aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht möglich – beispielsweise, wenn die Narbe nicht flach, sondern sehr erhaben ist. Ausserdem dürfen Leberflecke und Muttermale nicht tätowiert werden.
Was Sie bei einem Narben-Tattoo beachten müssen, haben wir für Sie zusammengefasst.
Alter der Narbe
Auch, wenn es hierfür keine konkrete Frist gibt: Im besten Fall ist die Narbe etwa zwei Jahre alt, bevor Sie sie mit einem Cover-up überstechen lassen – dann ist sie in der Regel vollständig ausgebildet. Das Gewebe ist nach dieser Zeit stabil genug und das Risiko sehr viel geringer, dass sich die Haut nochmal zusammenzieht – in beiden Fällen würde sonst das Motiv darunter leiden.
Beschaffenheit
Narben mit einer stark ausgeprägten Wulst oder besonders ledrigem Gewebe sind unter Umständen nicht für ein Narben-Tattoo geeignet. Auch Dehnungsstreifen stellen häufig ein Problem dar: An dieser Stelle ist das Gewebe weniger fest. Daher besteht die Gefahr, dass die Farbe beim Stechen verläuft. Es ist dann von einem Blow-up die Rede.
An welcher Stelle ist ein Narben-Tattoo möglich?
Hier unterscheiden sich Narben-Tattoos nur wenig von herkömmlichen Tätowierungen. Sitzt die Narbe an einer Stelle, die viel bewegt wird – beispielsweise an den Fingern – verzieht sich die Haut an dieser Stelle oft und das Motiv leidet mit der Zeit.
Das passende Motiv
Welches Motiv Sie sich stechen lassen, ist ebenfalls von der Narbe abhängig: Grössere Gewebeschäden brauchen genügend Fläche, um in ihr verschwinden zu können. Lassen Sie sich daher am besten in einem Studio beraten, welches auf Tattoos für Narben spezialisiert ist. In einem Vorgespräch erklärt Ihnen der Experte, was möglich ist.
Ist das Stechen schmerzhaft?
Grundsätzlich besteht in puncto Schmerzempfinden kein Unterschied zwischen dem Stechen auf intakter Haut und einem Tattoo auf vernarbtem Gewebe. In manchen Fällen sind an der Narbe jedoch weniger Schmerzrezeptoren vorhanden, sodass es möglich ist, dass Sie nur wenig bis gar keinen Schmerz an der Stelle spüren.
Wie schmerzhaft Sie das Stechen des Tattoos empfinden, ist aber sehr subjektiv und von Mensch zu Mensch verschieden.
Heilungsdauer
Vernarbtes Gewebe verhält sich anders als normale Haut. Bis das Cover-up vollständig verheilt ist, kann es durchaus länger dauern als bei einem herkömmlichen Tattoo. Auch ist es manchmal notwendig, an bestimmten Stellen mehrmals nachzustechen.
Pflege
Von Ihrem Studio bekommen Sie normalerweise eine spezielle Creme für die ersten Tage mit. Halten Sie sich an die Pflegehinweise und sprechen Sie mit Ihrer Hautärztin darüber, wie Sie die Narbe fortan am besten pflegen, ohne dabei die Farbe des Tattoos zu beeinträchtigen.
So entstehen Narben
Bei einer Verletzung der zweiten oder einer tieferen Hautschicht (untere Lederschicht oder Unterhaut), bildet sich neues Gewebe, um die Wunde zu verschliessen. Aber auch bei oberflächlichen Verletzungen der Oberhaut (Epidermis) ist eine Narbenbildung möglich – wenn die Wundheilung gestört ist beispielsweise.
Vollständig ausgebildet ist eine Narbe nach etwa zwei Jahren. Das entstandene Ersatzgewebe ist jedoch weniger widerstandsfähig und elastisch als normale Haut. Zudem fehlen typische Merkmale wie Härchen, Schweissdrüsen, Gefässe und Pigmentzellen.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Allen, D.: Moving the needle on recovery from breast cancer – The healing role of postmastectomy tattoos. JAMA 317 (7), 672–674, 2017
- Engel, A.: Medical Tattooing. In Tattoos und Tattooentfernung: Alles, was man wissen muss (pp. 71-77). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, 2023
- Jung, E. G.: Tätowieren und Tattoo. Aktuelle Dermatologie, 31(11), 527-530, 2005
- .S2k-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: Therapie pathologischer Narben unter: www.awmf.org (Stand: 27.03.2020)