Kreuzband

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Ohne das vordere und hintere Kreuzband wäre das Knie extrem instabil. Die beiden Bänder verstärken die Gelenkkapsel und führen das Knie bei jeder Bewegung. Alles Wichtige über die Aufgaben der Kreuzbänder, ihre genaue Position im Kniegelenk sowie über häufige Verletzungen der Kreuzbänder (wie Kreuzbandriss) erfahren Sie hier!

Was ist das Kreuzband?

Das Kreuzband (Ligamentum cruciatum) ist eines von mehreren Bändern, die dem Kniegelenk seine Stabilität garantieren. Genau genommen besitzt jedes Knie zwei Kreuzbänder: ein vorderes (Ligamentum cruciatum anterius) und ein hinteres Kreuzband (Ligamentum cruciatum posterius). Die beiden Bänder bestehen aus kollagenen Faserbündeln (Bindegewebe) und verbinden Oberschenkel (Femur) und Schienbein (Tibia). Sie sitzen zentral zwischen den Gelenkflächen der beiden Beinknochen und überkreuzen sich, wie der Name verrät. Die vorderen Kreuzbänder ziehen jeweils von hinten aussen nach vorne innen, die hinteren gegensinnig.

Hinteres Kreuzband

Das aus zwei Bündeln bestehende hintere Kreuzband ist dicker als das vordere und unter allen Bändern des Kniegelenks das stärkste. Es reisst bei rund 80 Kilogramm. Intraartikulär erreicht es eine Länge von etwa drei bis vier Zentimetern und eine Breite von rund 13 Millimetern.

Vorderes Kreuzband

Das vordere Kreuzband setzt sich aus drei Kollagenbündeln zusammen, die gegeneinander verdreht sind, ähnlich wie Stränge eines Seils. Im Vergleich zum hinteren Kreuzband ist es länger und wird schlechter durchblutet. Es hält einer Belastung von rund 40 Kilogramm stand.

Welche Funktion hat das Kreuzband?

Das Kniegelenk ist mit seiner relativ grossen Gelenkfläche am Oberschenkel und seiner verhältnismässig kleinen Gelenkfläche am Schienbein ein ziemlich instabiles Konstrukt. Ohne die beteiligten Bänder wäre es nicht funktionsfähig. Insbesondere die zentral gelegenen Kreuzbänder verhelfen dem Knie – zusammen mit den Seitenbändern – zu mehr Stabilität. Die beiden Kreuzbänder verstärken die Gelenkkapsel, indem sie den Anpressdruck zwischen Ober- und Unterschenkel erhöhen und den Kontakt bei einer Drehbewegung aufrechthalten. Sie führen das Kniegelenk bei jeder Bewegung und sorgen dafür, dass wir unser Schienbein im Kniegelenk nicht überstrecken und unseren Unterschenkel nicht nach innen überdrehen. Das vordere Kreuzband stoppt ein Verrutschen des Unterschenkels nach vorne, das hintere Kreuzband verhindert, dass der Schienbeinkopf nach hinten wegrutscht. Hauptverantwortlich für die Rotationsstabilisierung sind – schon allein aufgrund ihres Durchmessers – die hinteren Kreuzbänder.

Durch ihre schräge Stellung sind die Kreuzbänder – sowohl vorderes als auch hinteres Kreuzband – immer gespannt, egal, ob wir das das Knie strecken oder beugen. Bei der Aussenrotation drehen sich die Kreuzbänder auseinander, bei einer Drehung nach innen verhindern sie eine zu starke Einwärtsdrehung, indem sie sich umeinander wickeln.

Wo befindet sich das Kreuzband?

Die Kreuzbänder zählen zu den zentralen beziehungsweise inneren Bändern des Knies. Sie liegen im Gelenk (intraartikulär) zwischen den Gelenkflächen von Femur und Tibia, setzen aber ausserhalb der Gelenkkapsel (extrakapsulär) an Oberschenkel- und Unterschenkelknochen an. Umgeben sind die Kreuzbänder von den Menisken. Die Blutversorgung der Kreuzbänder übernimmt die Arteria genus media, die über die Beinrückseite zum Kniegelenk zieht.

Welche Probleme kann das Kreuzband verursachen?

Wie bei jedem Band ist auch beim Kreuzband eine Zerrung, Verstauchung, Überdehnung und letztlich ein Riss möglich.

Vor allem der Riss des vorderen Kreuzbands ist eine relativ häufige Sportverletzung. Als besonders gefährdet gelten Sportler, die ihre Knie stark beanspruchen wie Skifahrer, Tennisspieler oder Fussballer. Defekte Kreuzbänder können sich durch Schmerzen, Schwellung beziehungsweise Gelenkerguss und ein Instabilitätsgefühl äussern. Ist ein Kreuzband kaputt, betrifft dies oftmals auch die Menisken, die Kapsel oder andere Bänder. Langfristig begünstigt ein Kreuzbandriss eine Arthrose.

Einen ersten Hinweis auf einen Kreuzbandriss erhält der Arzt über das sogenannte Schubladenphänomen (Hyperextensionstest). Kann der Unterschenkel in Beugestellung ein bis zwei Zentimeter wie eine Schublade nach vorne gezogen werden, ist das vordere Kreuzband gerissen. Bei einem Verschieben nach hinten ist das hintere Kreuzband betroffen. Eindeutig wird dies vor allem, wenn auch die Funktion der Kollateralbänder beeinträchtigt ist.

Aufgrund der schlechten Durchblutung heilen Verletzungen der vorderen Kreuzbänder kaum von alleine und müssen daher in der Regel operiert werden. Die hinteren Kreuzbänder trifft es vorwiegend bei Stürzen und Unfällen mit Knochenbrüchen am Ober- oder Unterschenkel (Femurfraktur, Tibiakopffraktur). Weil das hintere Kreuzband besser durchblutet ist, kann es eher spontan heilen.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Aumüller, G.: Duale Reihe: Anatomie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage 2014
  • Jagodzinski, M. et al.: Das Knie: Form, Funktion und ligamentäre Wiederherstellungschirurgie, Springer Verlag, 2. Auflage 2016
  • Lippert, H.: Lehrbuch Anatomie, Urban & Fischer, 6. überarbeitete Auflage 2003
  • Platzer, W.: Taschenatlas der Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Georg Thieme Verlag, 11. Auflage 2013
  • Schewe B, Fritz J.: Die Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes – Operationstechnik, Deutsche Gesellschaft für Arthroskopie und Unfallchirurgie, in: Arthroskopie Aktuell, Ausgabe Nr. 20, 2007
  • Weigel et al.: Praxisbuch Unfallchirurgie. Springer Verlag, 2. Auflage 2011
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