Riesenzecke Hyalomma marginatum

Exotische Riesenzecke: Eine drohende Gefahr?

Von , Medizinredakteurin
Mag. Astrid Leitner

Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

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In letzter Zeit häufen sich Meldungen über das Vorkommen der exotischen Riesenzecke in Europa. Sie ist nicht nur viel grösser als die hierzulande bekannten Zeckenarten, sondern hat auch einen neuartigen Krankheitserreger im Gepäck: Bunyaviren, die das mitunter lebensbedrohliche Krim-Kongo-Fieber verursachen.

Derzeit in Europa heimische Zeckenarten

Dass Zecken in Europa vorkommen und mitunter Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen, ist nicht neu. Allen voran der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), die bekannteste und am häufigsten vorkommende Zeckenart. Daneben gibt es unzählige weitere Zeckenarten, hauptsächlich aus der Familie der Schild- und Lederzecken.

Neu ist allerdings eine Zeckenart, die sich aufgrund steigender Temperaturen und der geringeren Luftfeuchtigkeit zunehmend auch in Mitteleuropa wohlfühlt: die Hyalomma-Zecke. Sie stammt ursprünglich aus wärmeren Gefilden und wird immer öfter auch hierzulande gesichtet. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Hyalomma marginatum, bekannt ist sie aber auch unter der Bezeichnung „Exotische Riesenzecke“.

Sichtungen der Zecke in Europa bereiten Sorgen, da sie potenzieller Überträger einer mitunter lebensbedrohlichen Erkrankung ist. Hyalomma-Zecken können, sofern sie mit Bunyaviren infiziert sind, das Krim-Kongo-Fieber verursachen. Die Erkrankung nimmt oft einen schweren, sogenannten hämorrhagischen Verlauf, der mit Blutungen einhergeht, und ist nur schwer behandelbar.

Hyalomma-Zecke: Grosser, aktiver Jäger

Im Gegensatz zu den Ixodes-Zecken, die sich an vorbeikommenden Menschen oder Tieren bei Kontakt festhalten, kriechen Hyalomma-Zecken aktiv auf ihre Opfer zu. Ausserdem erreichen sie eine Körpergrösse von bis zu zwei Zentimetern und sind damit bis zu drei Mal so gross wie herkömmliche Zecken. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die langen, gestreiften Beine.

Globale Erderwärmung als Wohlfühlfaktor für die Riesenzecke

Derzeit ist die Hyalomma-Zecke in Teilen Afrikas und Asiens, aber auch in Südosteuropa (Balkan) heimisch, breitet sich aber zunehmend auch in Mitteleuropa aus.

Als „Transportmittel“ nutzen die jugendlichen und noch winzigen Zecken (Larven und Nymphen) Zugvögel, die aus ihrem Winterquartier im Süden die Heimreise antreten. Wissenschaftler gehen laut dem deutschen Robert-Koch-Institut davon aus, dass Millionen von Hyalomma-Larven und -Nymphen jedes Jahr auf diesem Weg Europa erreichen.

Aufgrund der globalen Erderwärmung wird Experten zufolge auch die exotische Riesenzecke in Mitteleuropa zunehmend optimale Lebensbedingungen vorfinden, um sich hier zu vermehren und letztlich heimisch zu werden. Dadurch steigt auch das Risiko für eine Übertragung potenzieller Krankheitserreger auf den Menschen an.

Riesenzecke überträgt Erreger des Krim-Kongo-Fiebers

Das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber-Virus (CCHFV) hat laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ein epidemisches beziehungsweise pandemisches Potenzial. Das bedeutet, dass das Virus in bestimmten Regionen oder gar weltweit ein enormes gesundheitliches Problem darstellen könnte.

Grund dafür ist, dass die exotische Riesenzecke potenzieller Überträger des mitunter lebensbedrohlichen Krim-Kongo-Fiebers ist. Dabei handelt es sich um eine Viruserkrankung, die in bis zu 40 Prozent aller Krankheitsfälle tödlich endet und für die derzeit noch keine Behandlung verfügbar ist. Ebenso gibt es bislang keine Impfung, die vor der Erkrankung schützt.

Nur Einzelfälle infizierter Zecken in Europa

Allerdings ist nicht jede Zecke mit dem Virus infiziert. Die Zecke muss den Krankheitserreger zuvor von einem infizierten Wild- oder Nutztier aufgenommen haben. Bunyaviren kommen jedoch derzeit in Mitteleuropa – mit Ausnahme von Südfrankreich – nicht vor.

Nach derzeitigem Stand handelt es sich bei den Funden von infizierten Zecken in Frankreich und Spanien um Einzelfälle. Sämtliche bislang in Deutschland, Österreich und in der Schweiz untersuchten Hyalomma-Riesenzecken waren frei von Krankheitserregern und stellten damit keine Gefahr für die Bevölkerung dar.

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Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.

Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG), Krim-Kongo-Fieber, Stand: 06.11.2023, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 07.06.2024)
  • Medizinische Universität Wien, Krim-Kongo-Fieber: Molekularer Mechanismus der Infektion entdeckt, Stand: 29.03.2024, unter: www.meduniwien.ac.at (Abrufdatum: 07.05.2024)
  • Robert-Koch-Institut (RKI), Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion, Stand: 02.05.2024, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 07.05.2024)
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