Frankreich: Corona-Lage verschärft sich
Schon vor Wochen mahnte Frankreichs Regierung vor einem Wiederaufflammen der Corona-Ausbreitung. Gebracht hat es offenbar nichts - die Zahlen steigen weiter rasant an.
In Frankreich spitzt sich die Corona-Lage besorgniserregend zu. Das Gesundheitsministerium sprach von einem „exponentiellen“ Anstieg. Auch in Krankenhäusern und auf den Intensivstationen steige die Zahl der Patientinnen und Patienten wieder an - wenn auch auf niedrigem Niveau. Gleichzeitig treten immer schärfere Regelungen bei der Maskenpflicht in Kraft. Präsident Emmanuel Macron warnte angesichts der steigenden Zahlen vor Grenzschliessungen innerhalb Europas.
In 21 Départements erhöhte Ansteckungsgefahr
Am Freitagabend zählte das Gesundheitsministerium mehr als 7000 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Am Samstag und Sonntag verzeichneten die Behörden dann einen leichten Rückgang mit mehr als 5000 Neuinfektionen. Seit einigen Wochen steigen die Fallzahlen im ganzen Land. Mediziner fordern daher in einem offenen Brief eine Maskenpflicht für alle, die älter als sechs Jahre sind - insbesondere in Anbetracht des Schulstarts am Dienstag.
Die Regierung hat unterdessen 21 Départements im Land als Risikogebiete klassifiziert. Dort herrscht erhöhte Ansteckungsgefahr. Diese sogenannten roten Zonen liegen vorwiegend - aber nicht ausschliesslich - an der Mittelmeerküste und rund um die Hauptstadt Paris. Für die Region Provence-Alpes-Côte d'Azur am Mittelmeer wie auch für den Grossraum Paris gilt eine Reisewarnung der Bundesregierung. Viele fürchten, dass sich eine solche Reisewarnung auf ganz Frankreich ausweiten könne.
Regionales Vorgehen statt Grenzschliessung
Macron betonte am Freitag erneut, dass generelle Grenzschliessungen nicht der richtige Weg seien, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Schliessung von Grenzen zwischen zwei Ländern mache keinen Sinn, wenn es Gebiete mit aktiver Virus-Zirkulation gebe, die identifiziert seien, sagte er. „Lassen Sie uns in dieser Frage nicht die Fehler von März wiederholen“, warnte er. Er erinnerte an die zahlreichen Grenzgänger, die von generellen Reisebeschränkungen betroffen wären - auch wenn sie zum Beispiel in keinem der beiden Länder in einem Risikogebiet unterwegs sind.
„Ich glaube, es gibt noch viel zu tun, um die Koordinierung zu verbessern“, so Macron. Wichtig sei es, Risikogebiete zu identifizieren und regional gegen die Verbreitung des Virus vorzugehen. Darüber habe er sich bei ihrem Besuch Ende vergangener Woche auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgetauscht. Man werde in den kommenden Tagen daran arbeiten, in diesem Punkt voranzukommen, so Macron. Die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Frankreich hatten im Frühjahr für erhebliche Verstimmungen - vor allem in den Grenzregionen - gesorgt.
Maskenpflicht auch unter freiem Himmel
Frankreich versucht unterdessen, mit verschärften Massnahmen gegen die Epidemie vorzugehen. Seit Freitag gilt in ganz Paris und den angrenzenden Départements eine Maskenpflicht unter freiem Himmel. Ab Samstag gibt es auch strengere Regeln im an Deutschland grenzenden Département Bas-Rhin. So ist die Maske hier in Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern Pflicht - dazu zählt auch die Elsass-Metropole Strassburg. Ähnliche Regelungen gibt es auch andernorts - in der Hafenstadt Marseille müssen Bars um 23 Uhr schliessen.
Die Regierung betonte zuletzt immer wieder, landesweite Ausgangsbeschränkungen vermeiden zu wollen. Wichtig sei es, in sogenannten Clustern entsprechende Massnahmen zu ergreifen. (hh/dpa)
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- Deutsche Presse-Agentur (dpa)