Bilirubin
Bilirubin entsteht, wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden. Es hat eine kräftige gelb-bräunliche Färbung und wird mit der Galle in den Darm abgegeben. Der grösste Teil wird mit dem Stuhl ausgeschieden, etwas Bilirubin aber auch über den Urin. Einen kleinen Teil nehmen die Darmzellen wieder auf. Sind Abbau und Ausscheidung des Bilirubins gestört, können sich Haut und Augen gelb färben. Lesen Sie alles Wichtige über den Laborwert und wann man ihn bestimmt!
Was ist Bilirubin?
Bilirubin ist ein Gallenfarbstoff. Er entsteht, wenn der rote Blutfarbstoff ausgemusterter roter Blutkörperchen abgebaut wird. Es bindet sich im Blut an das Eiweiss Albumin und wird so zur Leber transportiert. Den an Albumin gebundenen Farbstoff nennt man „indirektes“ Bilirubin. In der Leber wird die Verbindung mit dem Albumin aufgelöst, und es entsteht als Gallenfarbstoff „direktes Bilirubin“.
Direktes Bilirubin gibt der Körper mit der Gallenflüssigkeit in den Darm ab. Dort wird es weiter zu den Farbstoffen Urobilinogen und Sterkobilin abgebaut. Sterkobilin gibt dem Stuhl seine charakteristische braune Farbe. Ein kleiner Teil des Urobilinogens wird erneut über die Darmschleimhaut aufgenommen und wiederverwertet. Ein sehr kleiner Teil des Bilirubins wird über die Nieren ausgeschieden und sorgt als Bilirubin im Urin für die charakteristische Gelbfärbung.
Bei Gallenwegserkrankungen wie Gallensteinen oder Tumoren ist der Gallenabfluss gestört. Dann kann das Bilirubin nicht vollständig über die Gallenwege ausgeschieden werden. Seine Konzentration im Blut steigt, und der Farbstoff wird im Gewebe abgelagert. Die Haut und insbesondere die Bindehaut der Augen können sich dadurch gelb färben (Gelbsucht). Bei einem kompletten Verschluss der Gallenwege ist der Stuhl hell („sandfarben“) und der Urin dunkel gefärbt.
Wann wird Bilirubin im Blut bestimmt?
Der Bilirubinwert wird bestimmt, um die Funktion von Leber und Gallenwegen zu untersuchen und die Ursache einer Gelbsucht abzuklären. Zudem lässt sich über den Bilirubinwert der Erfolg einer Therapie bei Gelbsucht überwachen. Dafür bestimmt man die Konzentration des gesamten und des direkten Bilirubins im Blutserum.
Bilirubin - Normalwerte
Der Normbereich für Gesamt-Bilirubin ist altersabhängig:
Bilirubin gesamt | |
0 bis 1 Tag | bis 8,7 mg/dl |
2 Tage | 1,3 - 11,3 mg/dl |
3 Tage | 0,7 - 12,7 mg/dl |
4 bis 6 Tage | 0,1 - 12,6 mg/dl |
7 Tage bis 17 Jahre | 0,2 - 1,0 mg/dl |
ab 18 Jahre | 0,3 - 1,2 mg/dl |
Beim direkten Bilirubin gilt für alle Altersstufen ein Normbereich von < 0,2 mg/dl.
Aus der Differenz von Gesamt-Bilirubin und direktem Bilirubin errechnet sich das indirekte Bilirubin.
Wann ist der Bilirubin-Wert erniedrigt?
Zu geringe Bilirubinkonzentrationen haben keinen Krankheitswert.
Wann ist der Bilirubin-Wert erhöht?
Der Bilirubinwert kann durch verschiedene Faktoren ansteigen. Dabei erlauben die Anteile (direktes Bilirubin, indirektes Bilirubin) oft schon erste Rückschlüsse auf die möglichen Ursachen. In diesen Fällen steigt das indirekte Bilirubin:
- wenn vermehrt Blutkörperchen zugrunde gehen (Hämolyse)
- nach grossflächigen Verbrennungen
- bei einem gestörten Bilirubinabbau (z.B. Morbus Meulengracht)
Indirektes Bilirubin und direktes Bilirubin steigen gleichzeitig bei Schäden des Lebergewebes. Dazu gehören beispielsweise:
- Leberentzündung (Hepatitis)
- Leberzirrhose oder Fettleber
- Leberkrebs oder Lebermetastasen
- Vergiftungen mit Alkohol, Drogen oder Pilzen
- Schädigung der Leberzellen durch Medikamente oder Infektionen mit Salmonellen oder Leptospiren
Das direkte Bilirubin allein ist erhöht bei einem Rückstau der Gallenflüssigkeit in die Leber durch Blockade des Gallenabflusses. Ursachen sind zum Beispiel:
- Verengungen der Gallenwege nach Entzündungen
- Gallensteine mit Verlegung des Gallengangs
- Tumoren im Gallengang, im Bereich seiner Zusammenführung mit dem Gang der Bauchspeicheldrüse oder der Einmündung in den Dünndarm
Weisen die Laborwerte lediglich die Werte für „Bilirubin gesamt“ und „Bilirubin indirekt“ aus, ergibt sich durch Substraktion des indirekten Bilirubins der Wert für direktes Bilirubin. Neugeborene haben für einige Tage erhöhte indirekte Bilirubinwerte, weil ihre Leber noch nicht voll funktionsfähig ist.
Bilirubinwert erhöht
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Was macht man bei veränderten Bilirubinwerten?
Ist die Bilirubinkonzentration im Blut zu hoch, muss die Ursache geklärt werden. Leicht erhöhte Werte ohne Beschwerden weisen auf einen Morbus Meulengracht hin und werden nach einiger Zeit kontrolliert. Bei einem sehr hohen Bilirubinwert muss man den Gehalt im Blut schnell senken.
Bei Erwachsenen bedeutet das, die Ursachen der hohen Bilirubinwerte zu therapieren. Neugeborene erhalten über mehrere Stunden eine Strahlentherapie mit ultraviolettem Licht. Das Licht baut das überschüssige Bilirubin in der Haut ab. Dadurch sinkt auch die Bilirubinkonzentration im Blut.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Classen, M. et al.: Innere Medizin. Urban & Fischer Verlag. 6. Auflage 2009
- Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 20.03.2019)
- Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2012
- Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik, Urban&Fischer Verlag, 4. Auflage 2009
- Universitätsklinikum Essen, Zentrallabor: Referenzwerteverzeichnis für Erwachsene und Kinder (Stand: Juni 2018)
- Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias Verlag, 2009