Vorzeitige Wechseljahre
Vorzeitige Wechseljahre liegen vor, wenn die Eierstöcke schon vor dem 40. Lebensjahr ihre Arbeit einstellen. Davon betroffen ist etwa ein Prozent aller Frauen. Die Gründe für verfrühte Wechseljahre sind vielfältig. Manchmal stecken genetische Ursachen dahinter, oder eine andere Erkrankung ist der Auslöser. Lesen Sie hier alles Wichtige über vorzeitige Wechseljahre!
Vorzeitige Wechseljahre: Symptome
Vorzeitige Wechseljahre gehen mit dem endgültigen Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhöe) einher. Begleitend können Beschwerden auftreten, wie sie auch sonst in den Wechseljahren auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Scheidentrockenheit. Unbehandelt machen sich mit der Zeit weitere Folgen des Östrogenmangels bemerkbar wie zum Beispiel trockene Haut und Osteoporose.
Vorzeitige Wechseljahre: Definition
Wann aber spricht man von vorzeitigen Wechseljahren? Von vorzeitigen Wechseljahren sprechen Mediziner, wenn die Funktion der Eierstöcke schon vor dem 40. Lebensjahr erlischt. Die betroffenen Frauen haben also viel früher ihre letzte Regelblutung (Menopause) als normalerweise: Meist tritt die Menopause um das 50. Lebensjahr herum auf.
Die Fachbezeichnung für vorzeitige Wechseljahre lautet Climacterium (Klimakterium) praecox. Genau genommen ist der Begriff „Vorzeitige Wechseljahre“ aber nicht ganz richtig: Die „echten“ Wechseljahre entstehen dadurch, dass die Eierstockfunktion sich erschöpft. Bei den vorzeitigen Wechseljahren hat dagegen das Beenden der Eierstockfunktion ganz andere Ursachen. Die korrekte Bezeichnung für vorzeitige Wechseljahre wäre daher Prämature primäre Ovarialinsuffizienz (POF).
Vorzeitige Wechseljahre: Ursachen
Wie kann es passieren, dass bei manchen Frauen die Wechseljahre mit 30 oder 35 Jahren eintreten?
In einigen Fällen sind vorzeitige Wechseljahre medizinisch bedingt: So versetzt etwa das Entfernen der Eierstöcke (zum Beispiel aufgrund von Eierstockkrebs) eine Frau schlagartig in die Wechseljahre. Auch operative Eingriffe an den Eierstöcken wie bei Endometriose sowie Strahlen- und Chemotherapie bei Krebs können die Ursache für frühe Wechseljahre sein.
Rauchen kann ebenfalls der Grund sein, wenn sich etwa bei einer Frau die Wechseljahre mit 35 schon einstellen. Denn Nikotin schädigt die Gefässe und beeinträchtigt damit unter anderem auch die Blutversorgung der Eierstöcke. Im Schnitt kommen daher Raucherinnen zwei Jahre früher in die Wechseljahre als nicht-rauchende Altersgenossinnen.
Manchmal sind vorzeitige Wechseljahre die Folge von:
- bestimmten Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Systemischem Lupus erythematodes
- Viruserkrankungen (etwa eine Entzündung der Eierstöcke infolge von Mumps = Mumps-Oophoritis)
- Stoffwechselstörungen (wie Galaktosämie)
- Chromosomenanomalien (wie Turner-Syndrom)
Ausserdem treten vorzeitige Wechseljahre manchmal familiär gehäuft auf, was auf eine genetische Ursache schliessen lässt.
In vielen Fällen lässt sich trotz ausführlicher Untersuchungen auch überhaupt keine Ursache für vorzeitige Wechseljahre finden.
Vorzeitige Wechseljahre: Diagnose
Um festzustellen, ob eine Frau tatsächlich verfrüht in die Wechseljahre gekommen ist, wird der Arzt zuerst die Krankengeschichte erheben: Im Anamnesegespräch fragt er die Frau zum Beispiel nach Beginn und Art der Symptome sowie nach eventuell bestehenden Erkrankungen wie Schilddrüsenproblemen oder Lupus erythematodes. Wichtig zu wissen sind für den Arzt auch eventuelle medizinische Eingriffe wie Operationen im Unterleib oder Chemo- beziehungsweise Strahlentherapien.
Dann folgen eine körperliche und gynäkologische Untersuchung. Gewissheit bringt schliesslich eine Blutuntersuchung mit Messung der Hormonspiegel: So wird zum Beispiel die Konzentration der Östrogene und des FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) bestimmt. Weitere Untersuchungen können helfen, die Ursache der vorzeitigen Wechseljahre herauszufinden.
Vorzeitige Wechseljahre: Behandlung
Frauen, die vorzeitig in die Wechseljahre kommen, werden mit Hormonpräparate behandelt (Hormonersatztherapie). Damit sollen ernste Folgen des Östrogenmangels wie Osteoporose verhindert werden. Allerdings lässt sich mit der Hormonersatztherapie der Prozess nicht umkehren. Das bedeutet auch, dass betroffene Frauen in der Regel nicht mehr schwanger werden können – sehr schmerzhaft für Frauen, die vorzeitige Wechseljahre haben, aber noch Mutter werden möchten.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Berufsverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 09.03.2021)
- Gätje, R. et al.: Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2015
- Kleine-Gunk, B.: Das Frauen-Hormone-Buch, Georg Thieme Verlag, 2013
- Siegenthaler, W. & Blum, H.E.: Klinische Pathophysiologie, Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2006
- Stalla, G.K.: Therapielexikon Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Springer-Verlag, 2007