Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren

Von , Wissenschaftsjournalistin
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

In den Wechseljahren stellt sich der Hormonhaushalt des weiblichen Körpers um. Mit sinkendem Östrogenspiegel nimmt auch die Muskelmasse ab und die Gelenkknorpel degenerieren. Lesen Sie hier, wann Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren auftreten und was Sie dagegen tun können.

Frau in den Wechseljahren mit Knieschmerzen

Ursachen von Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren

Muskel- und Gelenkschmerzen kommen in den Wechseljahren häufig vor. Grund dafür ist nicht unbedingt, dass Frauen mit zunehmendem Alter „einrosten“, denn auch sportlich aktive Frauen sind mitunter betroffen. Die Ursache liegt vielmehr häufig in der Hormonumstellung: In den Wechseljahren sinkt der Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen.

Wofür Gelenke Östrogen brauchen

Östrogen fördert die Flüssigkeitsversorgung der Gelenkhäute sowie des Bindegewebes um die Gelenke herum und unterstützt die Durchblutung. Lässt beides nach, werden die Gelenke steifer, verlieren an Beweglichkeit und werden anfälliger für Abnutzung.

Ausserdem benötigen manche Immunzellen Östrogen, um ihrer Abwehrarbeit richtig nachkommen zu können. Ist dies nicht der Fall, wird der Körper – und damit auch Knorpel und Gelenke – anfälliger für Entzündungen. Eine verbreitete entzündliche Gelenkerkrankung ist die Arthritis, deren Entstehung die Wechseljahre begünstigen.

Der Einfluss von Östrogen auf die Muskulatur

Östrogen hat zudem Einfluss auf die Struktur und Funktion der Muskulatur. Sinkt der Östrogenspiegel während der Wechseljahre, wirkt sich das auch auf Muskelmasse und Muskelkraft aus.

Die Muskeln werden nicht nur weniger und schwächer, sondern verlieren auch an Elastizität. Verhärten sie, kann das Schmerzen verursachen – zumal Östrogen auch dafür verantwortlich ist, dass der Körper schmerzlindernde Botenstoffe freisetzt. Die Folge: Muskelschmerzen in den Wechseljahren werden wahrscheinlicher.

Schmerzen durch Osteoporose

Östrogenmangel begünstigt auch den Knochenabbau. Daher steigt bei Frauen vor allem nach den Wechseljahren das Risiko, Osteoporose (Knochenschwund) zu entwickeln. Osteoporose verursacht anfangs oft keine Beschwerden. Im weiteren Verlauf können jedoch Schmerzen im Rücken oder in den Beinen - insbesondere am Knie - auftreten. Später häufen sich Knochenbrüche.

Ausführliche Informationen erhalten Sie im Beitrag zu Osteoporose.

Wann und wo treten die Gelenk- und Muskelschmerzen auf?

Prinzipiell können in jeder Phase der Wechseljahre Gelenk- und Muskelschmerzen auftreten. Besonders häufig bemerken Frauen diese Beschwerden jedoch in der Perimenopause, also in den Jahren vor und nach der letzten Regelblutung, sowie in der Postmenopause, die zwölf Monate nach der letzten Periode beginnt.

Die Peri- und Postmenopause sind die beiden Abschnitte der Wechseljahre, in denen der Östrogenspiegel merklich sinkt. Der Östrogenmangel kann sich auf den ganzen Körper auswirken, etwa Knochen, Muskeln und Gelenke. Am häufigsten betroffen von Gelenk- und Muskelschmerzen in den Wechseljahren sind Beine und Rückenpartie, konkret:

  • Hüfte
  • Knie
  • Nacken
  • Rücken
  • Schultern

Wie lange die Muskelschmerzen und Gelenkbeschwerden in den Wechseljahren anhalten, ist individuell verschieden. In manchen Fällen gehen die Muskel- und Gelenkschmerzen nach den Wechseljahren wieder weg oder bessern sich. Sie können aber aufgrund des dauerhaft niedrigen Östrogenspiegels auch nach den Wechseljahren bestehen.

Insbesondere Rücken- und Knieschmerzen in und nach den Wechseljahren sollten Sie ärztlich abklären lassen. Diese Beschwerden könnten ein Hinweis sein, dass Sie eine Osteoporose entwickelt haben.

Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren: Was tun?

Beschwerden in den Wechseljahren wie Gelenkschmerzen und schmerzende Muskeln sind kein Schicksal, das Sie tatenlos ertragen müssen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um entgegenzuwirken. Wenden Sie sich als Erstes an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, um Ihre Schmerzen richtig diagnostizieren und behandeln zu können.

Das macht der Arzt

Arzt oder Ärztin werden zunächst einmal prüfen, welche Ursache die Muskel- und Gelenkbeschwerden haben. Ist es ein wechseljahrbedingter Hormonmangel, ist die sogenannte Hormonersatztherapie (HRT oder Hormontherapie) eine der häufigsten Behandlungsformen gegen Wechseljahrbeschwerden.

Die Medizinerin oder der Mediziner gleicht bei der HRT den Hormonmangel mithilfe von Medikamenten aus, um unter anderem Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren zu lindern. Solche Medikamente sind in Form von Sprays, Gel, Tabletten oder Pflastern erhältlich.

Durch die Hormonersatztherapie soll die Hormonzusammensetzung nicht in den Zustand versetzt werden, wie er vor den Wechseljahren war. Ziel ist vielmehr, gezielt die Beschwerden zu lindern, die der Östrogenmangel verursacht. Zu den typischen Symptomen der Wechseljahre zählen Hitzewallungen ebenso wie depressive Verstimmungen, Leistungs- und Konzentrationsstörungen oder eben auch Muskel- und Gelenkschmerzen.

Nachteil der HRT: Unter Langzeitanwendung besteht die Gefahr, dass die Medikamente unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. So erhöht sich mitunter zum Beispiel das Risiko für Krebserkrankungen der Brust und der Gebärmutterschleimhaut und zumindest bei entsprechender erblicher Vorbelastung werden auch Verstopfungen der Blutgefässe (Thrombosen) wahrscheinlicher.

Das können Sie selbst tun

Je nach Ausprägung der Beschwerden ist nicht immer eine Hormonersatztherapie notwendig. Betroffene können versuchen, milde Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren natürlich zu behandeln. Eindeutige Wirksamkeitsnachweise fehlen hier aber häufig.

  • Akupunktur: Die Behandlung mit den feinen Nadeln empfinden viele Betroffene als hilfreich gegen Gelenkschmerzen in den Wechseljahren.
  • Bewegung: Gelenkschonende körperliche Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Pilates stärken die Muskulatur und mobilisieren die Gelenke. Auch Physiotherapie kann hilfreich sein.
  • Ernährung: Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen. So unterstützen Sie Ihren Organismus, Entzündungen einzudämmen. Bestimmte anti-entzündlich wirkende Lebensmittel (wie Kurkuma) und Nährstoffe (etwa Vitamin C) können Ihnen womöglich helfen, Muskel- und Gelenkschmerzen zu verhindern.
  • Wärme: Manche Betroffene empfinden Wärme bei Muskel- und Gelenkschmerzen (nicht nur) in den Wechseljahren als angenehm. Legen Sie beispielsweise eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf.
  • Homöopathie und pflanzliche Mittel: Bei Muskel- und Gelenkschmerzen gelten das homöopathische Mittel Rhus toxicodendron und die Heilpflanzen Arnika, Brennnessel, Beinwell oder Teufelskrallenwurzel als lindernd. Wem eher Kälte statt Wärme gut tut: Pfefferminz- oder Eukalyptusöl haben kühlende Wirkung.

Sprechen Sie zuerst mit Ihrem Arzt, bevor Sie pflanzliche oder homöopathische Mittel einnehmen.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Quellen:
  • Chidi-Ogbolu, N. et Baar, K.: Effect of Estrogen on Musculoskeletal Performance and Injury Risk, in: Frontiers in Physiology 2019, Januar, Volume 9; doi: 10.3389/fphys.2018.01834
  • Ko, J. et Park Y.-M.: Menopause and the Loss of Skeletal Muscle Mass in Women, in: Iranian Journal of Public Health 2021, 50(2): 413-414; doi: 10.18502/ijph.v50i2.5362
  • Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: Wechseljahre – Krebsrisiko durch Hormone?, unter: www.krebsinformationsdienst.de (Abrufdatum: 20.04.2023)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) et al.: Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen, Stand: Januar 2020, unter: www.register.awmf.org (Abrufdatum: 11.04.2023)
  • Lu, Ch.-b. et al.: Musculoskeletal Pain during the Menopausal Transition: A Systematic Review and Meta-Analysis, in: Neural Plast. 2020; 2020: 8842110; doi: 10.1155/2020/8842110
  • Online-Information des Royal College of Ostetricians & Gynaecologists: Treatment for symptoms of the menopause, unter: www.rcog.org.uk (Abrufdatum: 11.04.2023)
  • Watt, F.: Musculoskeletal pain and Menopause, in: Post Reproductive Health 2018, Volume 24, Issue 1; doi: 10.1177/2053369118757537
  • Yelland, S. et al.: The role of diet in managing menopausal symptoms: A narrative review, in: Nutrition Bulletin 2023, Volume 48, Issue 1, Pages i-iv, 1-155; doi: 10.1111/nbu.12607
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich