Kernspintomografie

Von Lena Machetanz, Ärztin
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Die Kernspintomografie ist ein bildgebendes Verfahren und wird auch als Magnetresonanztomografie, kurz MRT, bezeichnet. Sie ist vor allem für die Darstellung von Weichteilen und Organen geeignet. Lesen Sie hier alles Wichtige über die MRT-Untersuchung, wann sie angewendet wird, welche Risiken sie birgt und was Sie als Patient vor und nach der Kernspintomografie beachten müssen.

Kernspintomografie

Was ist eine Kernspintomografie?

Was ist ein MRT? Das fragen viele Patienten, wenn der Arzt eine solche Untersuchung anordnet. Die Abkürzung MRT steht für Magnetresonanztomografie, auch Kernspintomografie (Kernspintomographie) oder umgangssprachlich Kernspin genannt. Es handelt sich dabei um ein häufig angewendetes bildgebendes Verfahren, mit dessen Hilfe präzise Schnittbilder des Körpers in hoher Auflösung erstellt werden. Anhand dieser Bilder kann der Arzt Organstrukturen und -funktionen beurteilen. Wird der ganze Körper mittels Kernspintomografie untersucht, spricht man von einem Ganzkörper-MRT. Es lassen sich aber auch nur einzelne Körperteile oder Organe untersuchen. Beispiele:

  • Dünndarm-MRT (Sellink, Hydro-MRT)
  • Abdominal-MRT (Abdomen = Bauchraum)
  • Herzkranzgefässe (Kardio-MRT, manchmal auch unter Belastung als Stress-MRT)
  • Schädel (craniale) MRT (cMRT)
  • Gelenke (zum Beispiel MRT-Schulter oder Kniegelenk)

Weiterführende Informationen: MRT - Kopf  

Wann eine Kernspintomografie des Kopfes sinnvoll ist und wie die Untersuchung genau abläuft, lesen Sie im Beitrag MRT: Kopf.

Weiterführende Informationen: MRT - Knie

Welche Krankheitsbilder und Verletzungen im Kniegelenk sich mittels Kernspintomografie feststellen lassen, erfahren Sie im Beitrag MRT: Knie.

Weiterführende Informationen: MRT - HWS  

Wie die Kernspintomografie der Halswirbelsäule abläuft und wann sie durchgeführt wird, lesen Sie im Beitrag MRT: HWS.

MRT: Funktionsweise und physikalische Grundlagen

Die Kernspintomografie nutzt die Tatsache aus, dass sich Atomkerne um ihre eigene Achse drehen. Diese Rotation wird Kernspin genannt und erzeugt um jeden Kern ein kleines Magnetfeld. Auch die überall im menschlichen Körper vorkommenden Wasserstoffatome zeigen diesen Kernspin. Normalerweise weisen ihre Rotationsachsen in unterschiedliche Richtungen. Das ändert sich aber bei der Kernspintomografie:

Das MRT-Gerät (Kernspintomograph) ist in der Regel eine grosse Röhre, in die der Patient auf einer Liege hineingeschoben wird. Der ringförmige Magnettunnel erzeugt ein starkes Magnetfeld, entlang dessen sich die Wasserstoffatome im Körper des Patienten parallel ausrichten. Dann sendet das MRT-Gerät kurze Radiowellen-Impulse aus, welche die Wasserstoffatome kurzzeitig aus ihrer Position bringen. Ausserdem nehmen die Atome dabei etwas Energie auf. Nach jedem Impuls kehren sie wieder in die parallele Ausrichtung zurück. Diesen Vorgang bezeichnet man als Relaxation. Die zuvor aufgenommene Energie, welche die Wasserstoffatome dabei wieder abgeben, wird aufgezeichnet. Da die verschiedenen Gewebe im Körper einen unterschiedlichen Wassergehalt aufweisen, ergeben sich unterschiedliche Signale, aus denen der Computer die MRT-Bilder berechnet.

MRT-Sequenzen

Die vom MRT-Gerät abgegebenen elektromagnetischen Pulse bezeichnet der Radiologe als Sequenzen. Die verschiedenen Sequenzen stellen Gewebe unterschiedlich dar. Häufig verwendete Sequenzen bei der Kernspintomografie sind zum Beispiel:

  • Spin-Echo-Sequenz (SE)
  • Gradientenechosequenz (GRE) (für Kalkablagerungen oder Blutungen)
  • Fluid attenuated inversion recovery(FLAIR-MRT für entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose)
  • Spin-Echo fat saturation (SE fs)

MRT: T1-/T2-Gewichtung

Wie beschrieben, bezeichnet man die Rückkehr der Atome in ihre Ausgangsposition als Relaxation. Der Computer berechnet daraus die Schnittbilder. Je nachdem, ob er sich dabei an der Längs- oder der Querausrichtung der Atome orientiert, sprich man von einer T1- beziehungsweise T2-Gewichtung. Bei der T1-Gewichtung erscheinen fetthaltige Gewebe heller als ihre Umgebung, bei der T2-Gewichtung werden Flüssigkeiten dargestellt.

Kernspintomografie mit Kontrastmittel

Für manche Fragestellungen muss der Arzt dem Patienten vor der Kernspintomografie ein Kontrastmittel verabreichen. Meist wird das Kontrastmittel einfach in eine Vene des Patienten gespritzt, wo es sich über den Blutkreislauf im ganzen Körper ausbreitet. Bei der Hydro-MRT für Untersuchungen des Verdauungstrakts kann der Patient das Kontrastmittel auch trinken; es breitet sich dann im Magen-Darm-Trakt aus. Bei der Sellink-MRT kann der Patient das Kontrastmittel über eine Dünndarmsonde erhalten.

Weiterführende Informationen: MRT - Kontrastmittel

Alles Wichtige über den Einsatz von Kontrastmitteln bei der Kernspintomografie lesen Sie im Beitrag MRT-Kontrastmittel.


Unterschied: CT – MRT

Ein wichtiger Unterschied (MRT / CT) betrifft die Strahlenbelastung: Die Computertomografie (CT) arbeitet mit Röntgenstrahlen, was für den Patienten eine Strahlenbelastung bedeutet. Bei der Kernspintomografie hingegen werden Magnetfelder und Radiowellen erzeugt und diese bergen keine Strahlenbelastung.

Nachteilig ist der grössere Zeitaufwand beim MRT: Dauer der Untersuchung liegt zwischen 30 und 45 Minuten. Die Computertomografie dagegen ist mit einer durchschnittlichen Dauer von 10 Minuten deutlich schneller und damit auch die Methode der Wahl bei Notfällen, in denen der Arzt so schnell wie möglich ein Schnittbild des Körpers benötigt. Die Entscheidung, ob ein Patient eher von MRT oder CT profitiert, muss der Arzt also auch immer abhängig von der Verdachtsdiagnose treffen.  

Wann führt man eine Kernspintomografie durch?

Im Gegensatz zur CT, die besonders wasserarme Strukturen wie Knochen gut darstellen kann, ist die Kernspintomografie die Methode der Wahl, wenn man Weichteile genauer begutachten will. Häufig wird sie deshalb bei der Krebsdiagnostik eingesetzt, um etwa den Verlauf einer Tumorerkrankung zu beurteilen oder Metastasen ausfindig zu machen. Auch in folgenden Fällen veranlasst der behandelnde Arzt oft eine MRT:

  • MS (Multiple Sklerose)
  • entzündliche Erkrankungen des Knochens
  • entzündliche Erkrankungen der Organe (Bauchspeicheldrüse, Gallenblase etc.)
  • Abszesse und Fisteln
  • Missbildungen und Aussackungen der Gefässe (wie Aneurysmen)
  • Gelenkschäden (Arthrose, Verletzungen der Sehnen, Knorpel und Bänder)

Was macht man bei einer Kernspintomografie?

Im Vorfeld klärt der Arzt Sie über das Ziel der Untersuchung, den Ablauf sowie mögliche MRT-Nebenwirkungen auf. Sie erfahren auch, ob Sie zur Untersuchung nüchtern erscheinen müssen (etwa bei Dünndarm-MRT).

Für die Untersuchung müssen Sie nach Möglichkeit alle metallhaltigen und magnetisierbaren beziehungsweisen elektronischen Gegenstände ablegen, also zum Beispiel Schmuck, Piercings, Schlüssel, Münzen, Haarklammern, Hörgeräte, herausnehmbaren Zahnersatz, Büstenhalter (mit Metallbügeln), Brille, Uhr, Magnetkarten (Kreditkarten), Gürtel und Handy. Das starke Magnetfeld, das vom MRT-Gerät erzeugt wird, kann solche Gegenstände erhitzen (Verbrennungsgefahr) oder wie Geschosse beschleunigen. Umgekehrt können die Gegenstände möglicherweise das Magnetfeld beeinträchtigen, was sich negativ auf die Bildqualität auswirkt.

Haben Sie einen Herzschrittmacher oder ein anderes implantiertes Gerät, sollten Sie Ihren Arzt vor der Kernspintomografie unbedingt darüber informieren. Da durch die Kernspintomographie die Funktion des empfindlichen Geräts gestört werden könnte, muss der Arzt entscheiden, ob Sie die Untersuchung überhaupt durchlaufen dürfen. Im Zweifelsfall muss er zuvor beim Hersteller nachfragen.

Ausserdem können sich Metallteile im Körper bei der Kernspintomografie verschieben oder so stark erhitzen, dass Verbrennungen entstehen können. Besondere Vorsicht geboten ist deshalb bei:

  • Prothesen mit Metallanteil
  • im Körper befindliche Nägel, Platten oder Schrauben (zum Beispiel nach Knochenbrüchen eingesetzt)
  • Verhütungsspiralen
  • Stents
  • Metallsplitter, die nach Unfällen oder Schussverletzungen im Körper verblieben sind

Informieren Sie Ihren Arzt vor der Kernspintomografie auch über eventuelle Tätowierungen oder Permanent-Make-up, denn einige der Farbstoffe enthalten ebenfalls Metallpartikel. Im MRT kann es dadurch zu Hautreizungen bis hin zu Verbrennungen kommen. Normales Make-up muss eventuell vor der Kernspintomografie entfernt werden.

Für die Untersuchung müssen Sie sich auf die fahrbare, schmale Liege vor dem MRT-Gerät legen. Dann werden Sie in die Röhre geschoben. Solange die Untersuchung andauert, sollten Sie möglichst still liegen, damit scharfe Bilder erstellt werden können. Eventuell müssen Sie zwischendurch auch kurz die Luft anhalten – eine entsprechende Anweisung erhalten Sie über einen Lautsprecher.

Die MRT-Untersuchung wird von lauten Klopfgeräuschen begleitet, die durch das Zu- und Abschalten der Magnetspulen entstehen. Sie bekommen daher im Vorfeld einen Gehörschutz oder schalldichte Kopfhörer mit Musik.

MRT: Platzangst in der Röhre

Wenn Sie an Platzangst (Klaustrophobie) leiden, sollten Sie dies dem Arzt im Vorfeld mitteilen. Damit Sie die Enge in der Röhre besser ertragen, kann er Ihnen ein angstlösendes Medikament geben. Bei extremer Platzangst kann die Kernspintomografie auch in einer Kurzzeitnarkose durchgeführt werden. Das gilt auch für ein MRT bei Kindern. Manche Kliniken und Praxen bieten auch das sogenannte offene MRT an, bei welcher der Patient weniger beengt ist.

Offene MRT

Eine offene MRT (open MRI) ist für Patienten, die unter Platzangst leiden, eine gute Alternative. Auch Patienten mit starkem Übergewicht, die einfach aus Platzgründen nur schwer im üblichen MRT-Gerät zu untersuchen sind, profitieren von der offenen MRT.

Ein weiterer, besonders wichtiger Vorteil ist, dass der Arzt durch die offene Röhre jederzeit Zugang zum Patienten hat. So kann er zum Beispiel unter Bildkontrolle Proben aus krebsverdächtigen Knoten entnehmen oder lokal wirksame Medikamente verabreichen.

Nicht alle radiologischen Praxen und Kliniken verfügen über einen offenen Kernspintomografen. Falls Sie es vorziehen, in einem offenen System untersucht zu werden, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Er kann Ihnen eventuell eine geeignete Praxis empfehlen. Alternativ können Sie selbst im Internet recherchieren, welche Radiologen eine offene MRT anbieten.

Kernspintomografie: Besondere Verfahren

Ein Sonderfall ist die sogenannte Upright-MRT, bei der der Patient nicht auf einer Liege liegt, sondern in einem offenen System sitzen oder stehen kann. So kann der Arzt insbesondere die Wirbelsäule unter den bei normalen Bedingungen herrschenden Belastungen beurteilen.

Für bestimmte Fragestellungen verwendet der Arzt auch kombinierte Verfahren, zum Beispiel die PET/MRT, bei der zusätzlich Stoffwechselvorgänge sichtbar gemacht werden. PET steht für Positronen-Emissions-Tomografie.

Welche Risiken birgt eine Kernspintomografie?

Die Kernspintomografie ist ein sehr sicheres, schmerzloses diagnostisches Mittel. Lediglich Schwangere im ersten Drittel und Patienten mit sensiblen Implantaten oder Metallteilen im Körper erhalten nur bei absoluter Notwendigkeit eine Kernspintomografie.

Nebenwirkungen, die sich durch das Kontrastmittel ergeben können, sind:

  • Hitzegefühl
  • Kopfschmerzen
  • Kribbel- oder Taubheitsgefühl
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Unverträglichkeitsreaktionen

Sofern man im Vorfeld der Kernspintomografie nach Möglichkeit alle metallhaltigen und magnetisierbaren  Gegenstände abgelegt hat, sind von dieser Seite keine Gefahren (wie Verbrennungen) zu erwarten.

MRT & Schwangerschaft

Bisher konnte keine schädigende Wirkung der Kernspintomografie auf ein ungeborenes Kind nachgewiesen werden. Da allerdings nicht auszuschliessen ist, dass die Radioimpulse den Embryo in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten gefährden, sollte die Untersuchung nur in begründeten Fällen durchgeführt werden. Eine MRT bei Schwangerschaft im späteren Stadium ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht gefährlich.

Was muss ich nach einer Kernspintomografie beachten?

Wenn Sie für die Kernspintomografie ein Beruhigungsmittel erhalten haben, sollten Sie für mindestens 24 Stunden kein Fahrzeug führen. Falls die Kernspintomografie ambulant stattfindet, organisieren Sie sich also am besten bereits vorher jemanden, der Sie abholen kann.

Die aufgenommenen MRT-Bilder stehen direkt nach der Untersuchung zur Verfügung. Allerdings muss der Arzt diese zuerst noch beurteilen und einen Befund erstellen. Den MRT-Befund erhalten Sie dann in der Regel innerhalb weniger Tage auf dem Postweg, manchmal müssen Sie ihn auch selbst in der radiologischen Praxis abholen. Sie bekommen zusätzlich eine CD, auf der die Schnittbilder gespeichert sind. Bringen Sie Befund und CD der Kernspintomografie zum nächsten Termin bei Ihrem behandelnden Arzt mit.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Markus Kirchgeorg
Quellen:
  • Abteilung für Neuroradiologie, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, unter www.umm.uni-heidelberg.de (Abrufdatum: 02.02.2022)
  • Breitenseher, M.: Der MR-Trainer, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2013
  • Die Radiologie München, unter www.die-radiologie.de (Abrufdatum: 02.02.2022)
  • Hamm, B. et al.: MRT von Abdomen und Becken, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2014
  • Online-Informationen des Deutschen Krebsforschungszentrum, unter www.krebsinformationsdienst.de (Abrufdatum: 02.02.2022)
  • Prinz, C.: Basiswissen Innere Medizin, Springer Verlag, 1. Auflage, 2012
  • Scheffel, H. et al.: Praxisbuch MRT Abdomen und Becken, Springer Verlag, 1. Auflage, 2012
  • Schneider, F. et Frink, G.: Funktionelle MRT in Psychiatrie und Neurologie, Springer Verlag, 2 Auflage, 2013
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