Zöliakie-Test

Von , Ärztin
Dr. med. R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

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Ein Zöliakie-Test – umgangssprachlich auch Glutenunverträglichkeitstest genannt – bestimmt spezielle Antikörper im Blutserum und ist massgeblich für die Diagnose Zöliakie. Damit der Test funktioniert, dürfen Betroffene Gluten aber noch nicht von ihrem Speiseplan gestrichen haben. Wie genau der Test abläuft und wer ihn macht, erfahren Sie hier.

Zöliakie-Test im Blut

Wie kann Zöliakie getestet werden?

Es gibt einen speziellen Bluttest, mit dem sich eine Zöliakie anhand bestimmter Werte nachweisen lässt. Voraussetzung dafür ist aber, dass Menschen mit Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit den Bluttest vor einer Ernährungsumstellung durchführen - also bevor sie auf Lebensmittel mit Gluten ganz oder grösstenteils verzichten. Sonst ist das Ergebnis mitunter nicht aussagekräftig.

Vor dem Test auf Glutenunverträglichkeit befragen Mediziner Patienten deshalb zu ihrem Konsum glutenhaltiger Lebensmittel: Die Betroffenen sollten regelmässig - das heisst bei mindestens ein bis zwei (idealerweise drei bis vier) Mahlzeiten am Tag - Lebensmittel mit Gluten verzehren (z.B. Brot, Nudeln).

Zöliakie: Antikörper gegen die Darmschleimhaut

Der Zöliakie-Test fokussiert sich auf den Nachweis bestimmter Immunglobuline (Antikörper) im Blut - und zwar Antikörper der Klasse A (Immunglobulin A) gegen die Transglutaminase und das Endomysium:

Die Transglutaminase (Gewebstransglutaminase, tTG) ist ein Eiweiss (Enzym) in der Darmschleimhaut, welches das im Gluten enthaltene Glutamin verarbeitet. Bei Zöliakie bildet der Körper Antikörper dagegen. Sie attackieren die Transglutaminase. In der Folge entzündet sich die Darmschleimhaut.

Zudem bildet das Immunsystem bei Zöliakie Antikörper gegen das Endomysium. Das ist eine Bindegewebsschicht in der Darmwand. Wenn die Antikörper sie angreifen, bauen sich die Zotten der Darmwand ab. Die Konzentration der Endomysium-Antikörper erlaubt daher einen Rückschluss darauf, wie stark die Darmzotten zurückgebildet sind.

Im Rahmen des Zöliakie-Tests lassen Mediziner neben den IgA gegen Transglutaminase (tTG-IgA) und Endomysium (EMA) üblicherweise auch die Gesamtmenge an Immunglobulinen A bestimmen.

Auf diese Weise lässt sich eine Glutenunverträglichkeit beim Grossteil der Betroffenen nachweisen: Eine Zöliakie gilt als sehr unwahrscheinlich, wenn der Zöliakie-Test bei einer normalen IgA-Konzentration negativ ausfällt.

Zöliakie-Test bei IgA-Mangel

In seltenen Fällen geht eine Zöliakie mit einem IgA-Mangel einher. Für die Diagnose ist das problematisch: Produziert der Körper insgesamt zu wenig IgA-Antikörper, lassen sich mitunter auch keine IgA gegen die Transglutaminase oder das Endomysium nachweisen.

Der Zöliakie-Test auf die genannten Antikörper führt bei einem IgA-Mangel also mitunter zu einem falsch-negativen Ergebnis: Der Test gibt fälschlicherweise Entwarnung.

Deshalb muss man in solchen Fällen beim Test auf Glutenunverträglichkeit auf eine andere Antikörper-Klasse ausweichen - Immunglobuline G (IgG) gegen die Transglutaminase, das Endomysium oder Gliadin (genauer: deaminierte Gliadinpeptide, dGP) untersucht. Die dGP entstehen, wenn das Enzym Transglutaminase den Glutenbestandteil Gliadin verarbeiten.

Fällt ein solcher IgG-Test bei Menschen mit IgA-Mangel positiv aus, spricht das für eine Zöliakie.

Weil die IgG-Antikörper aber etwas weniger zuverlässig eine Zöliakie anzeigen als IgA-Antikörper, empfehlen Experten zur Absicherung der Diagnose eine Gewebeanalyse: Im Rahmen einer Magenspiegelung entnehmen Mediziner eine Gewebeprobe aus dem Zwölffingerdarm und lassen sie im Labor auf Zöliakie-typische Veränderungen untersuchen.

Wie läuft der Test ab?

Wie testet man eine Glutenunverträglichkeit nun genau? Dafür ist eine Blutprobe nötig, die ein Arzt oder eine Ärztin aus einer Vene des Patienten entnimmt (venöse Blutabnahme).

Diese Probe wird dann in ein medizinisches Labor geschickt und dort auf die speziellen Antikörper untersucht, die für eine Glutenunverträglichkeit sprechen.

Zöliakie-Selbsttest

Inzwischen bieten verschiedene Hersteller Zöliakie-Selbsttests für zu Hause an (auch "Gluten-Selbsttest" genannt). Es handelt sich dabei um Schnelltests.

Experten raten von diesen jedoch aufgrund ihrer Ungenauigkeit ab. Sie sind kein Ersatz für eine ausführliche ärztliche Untersuchung, inklusive der professionellen Bluttestung und einer eventuellen Gewebeprobegewinnung aus dem Dünndarm.

Ähnliche Schnelltests, die anstelle von Blut mit Stuhl- oder Speichelproben arbeiten, sind bei Zöliakie meist ebenfalls nicht zuverlässig genug.

Ablauf eines Zöliakie-Selbsttests

Ein Zöliakie-Selbsttest ist vergleichbar mit einem Schwangerschaftstest. Jedoch benötigt man dafür statt Urin einen kleinen Blutstropfen. Zur Gewinnung und Analyse dieses Bluttropfens enthält das Testset eine Lanzette, ein kleines Kapillarröhrchen, eine Testlösung in einem Reaktionsgefäss, eine Pipette und eine Testkassette. Und so funktioniert es:

  • Man sticht sich mit der Lanzette in die Innenfläche des vordersten Fingerglieds (Fingerbeere), sodass ein kleiner Blutstropfen austritt.
  • Diesen Blutstropfen nimmt man mit dem kleinen Kapillarröhrchen auf.
  • Das Röhrchen gibt man in das flüssigkeitsgefüllte Reaktionsgefäss und schüttelt es etwas.
  • Mittels der Pipette gibt man nun einen Tropfen der Lösung auf das dafür vorgesehene Feld innerhalb der Testkassette.
  • Nach wenigen Minuten lässt sich das Ergebnis anhand eines Farbumschlags ablesen.

Wo kann man den Zöliakie-Test machen?

Den Zöliakie-Test (Glutenunverträglichkeits-Test) führt in der Regel ein Arzt oder eine Ärztin durch, der oder die auf Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert (Gastroenterologe, Gastroenterologin). Ihr Hausarzt wird Sie bei Bedarf dorthin überweisen.

Zöliakie-Selbsttests für zu Hause sind inzwischen bei Online-Händlern und in Drogeriemärkten zu finden. Einen Glutenunverträglichkeits-Test bietet zudem auch manche Apotheke an. Mit ihnen lassen sich die für Zöliakie typischen Antikörper Transglutaminase- und Endomysium-Antikörper im Blut ebenfalls nachweisen. Experten raten von dieser Art Test allerdings ab, da nur ein Arzt oder eine Ärztin eine Zöliakie zuverlässig diagnostizieren kann.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Ove Schaffalitzky de Muchadell
Autor:
Dr. med. R. Schwarz
Dr. med.  R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

ICD-Codes:
K90
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Baenkler, H.-W. et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2022
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Zöliakie (Stand: Dezember 2021), unter: https://register.awmf.org (Abrufdatum: 24.08.2023)
  • Sitzmann, F. C.: Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2012
  • Widhalm, K.: Ernährungsmedizin, Deutscher Ärzte-Verlag, 4. Auflage, 2020
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