Blutdruck messen

Von Lena Machetanz, Ärztin
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Beim Blutdruckmessen bestimmt der Arzt den Druck, der in den Arterien herrscht. Dieser ist abhängig von verschiedenen Faktoren: den Fliesseigenschaften des Blutes, der Pumpleistung des Herzens und den Eigenschaften der Blutgefässwände. Die Messung ist eine ungefährliche Routinemassnahme zur Diagnostik. Lesen Sie hier mehr über die Blutdruckmessung, wann sie durchgeführt wird und wie Sie selbst Ihren Blutdruck richtig messen können.

Blutdruck messen

Was ist Blutdruckmessen?

Die Blutdruckmessung ist eine Standarduntersuchung, mit der man den Druck in den Arterien (Schlagadern) bestimmt. Dieser ist vor allem abhängig von der Spannung der Gefässmuskulatur, der Dehnbarkeit der Gefässwand und der Menge Blut, die das Herz pro Minute in die Hauptschlagader pumpt. In Patientenakten oder Arztbriefen steht für den Blutdruck häufig das Kürzel "RR". Dahinter verbirgt sich der Nachname des Erfinders der Blutdruckmanschette, Scipione Riva-Rocci.

Misst der Arzt den Blutdruck, erhält er zwei Werte, den oberen (systolischen) und den unteren (diastolischen) Blutdruckwert:

  • Der systolische Wert entsteht während der Anspannung des Herzmuskels (Auswurfphase).
  • Der diastolische Wert ergibt sich, wenn nach dem "Herzschlag" erneut Blut in die Herzkammern fliesst (Füllungsphase).

Die ermittelten Werte gibt der Arzt in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) an.

Weiterführende Informationen: Blutdruckwerte

Welche Werte in den verschiedenen Altersstufen normal sind, lesen Sie im Beitrag Blutdruckwerte.

Wann misst man den Blutdruck?

Die Blutdruckmessung ist eine Routineuntersuchung, die zum Standard einer gründlichen ärztlichen Untersuchung gehört. Besonderen Stellenwert hat die Messung bei Patienten, die eine Grunderkrankung mit hohem Blutdruck haben, zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion, Nierenerkrankungen oder Diabetes Typ 2. Selbstverständlich kontrolliert der Arzt regelmässig die Blutdruckwerte von Herzkranken.

Was macht man beim Blutdruckmessen?

Zur Blutdruckmessung bieten sich zwei Verfahren an:

  • Die indirekte (unblutige) Blutdruckmessung über eine Blutdruckmanschette
  • Die direkte (blutige oder invasive) Blutdruckmessung über einen Katheter in einer Schlagader

Wann Blutdruck messen mit der direkten Methode notwendig ist, hängt von der Situation des Patienten ab. Die direkte Methode erlaubt eine kontinuierliche Messung, wie sie nur bei schweren Erkrankungen oder Verletzungen (Intensivstation), bei Operationen (Vollnarkose) oder speziellen diagnostischen Fragestellungen erforderlich ist.

Blutdruck messen mit der indirekten Methode

Um den Blutdruck indirekt nach Riva-Rocci zu messen, legt der Arzt dem Patienten eine luftleere Blutdruckmanschette um den Oberarm und pumpt sie auf. Der Druck der Manschette ist am Ende grösser als der arterielle Druck, die Arterie wird also abgedrückt, und der Arzt kann mit dem Stethoskop keine Strömungsgeräusche in der Ellenbeuge hören. Nun lässt er langsam die Luft aus der Manschette und blickt dabei auf die Druckanzeige.

Sobald der Manschettendruck den arteriellen Druck unterschreitet, kann wieder Blut durch die Arterie fliessen. Da sich die Schlagader beim Druckablassen nur langsam weitet, treten bei noch verengter Arterie Blutströmungsgeräusche auf (Korotkow-Geräusche). Der Beginn dieser Geräusche markiert den systolischen Blutdruck. Verschwinden beim weiteren Luftablassen die Geräusche wieder, zeigt dies den diastolischen Wert an.

Alternativ kann der Arzt oder die Pflegekraft den Blutdruck mit einem batteriebetriebenen Gerät messen. Dabei handelt es sich in der Regel um eine oszillometrische Blutdruckmessung. Das Messgerät bläst die Manschette automatisch auf, entlässt die Luft und registriert dabei die Schwingungen der pulsierenden Schlagader. Die errechneten Werte werden anschliessend auf einem kleinen Monitor angezeigt. Diese Messung wird von Geräten für den Hausgebrauch häufig auch am Handgelenk durchgeführt.

Blutdruck messen mit der direkten Methode

Der Arzt sticht eine Kanüle in eine Schlagader, meist am Arm oder in der Leiste. Diese schliesst er an einen mit Kochsalzlösung gefüllten Schlauch an. Über die Flüssigkeit im Schlauch wird die Blutdruckwelle zu einem Gerät (Druckwandler) weitergeleitet und so das mechanische Signal in ein elektrisches umgewandelt. Ein Monitor zeigt dann sowohl den systolischen als auch den diastolischen Blutdruck an. Gleichzeitig wird der Verlauf jeder einzelnen Pulswelle angezeigt, was weitere Rückschlüsse auf die Herz- und Gefässfunktion oder den Flüssigkeitshaushalt erlaubt.

24-Stunden-Bludruckmessung (Langzeitblutdruckmessung)

Die 24h-Blutdruckmessung ist keine Routineuntersuchung. Sie wird durchgeführt, wenn der Arzt den Verdacht auf schwankende Blutdruckwerte über den Tages- und Nachtverlauf hat (in der Nacht fällt der Blutdruck normalerweise etwas ab). Mit ihr lässt sich auch die Notwendigkeit und Wirksamkeit einer medikamentösen Bluthochdrucktherapie ermitteln.

Die Messung wird mit einem tragbaren Blutdruckmessgerät durchgeführt, der Patient muss dafür also nicht im Krankenhaus bleiben. Meist über 24 Stunden pumpt sich die Manschette in regelmässigen Abständen immer wieder selbst auf und misst den jeweiligen Blutdruck. Die erfassten Werte werden im Gerät gespeichert, sodass der Arzt sie am folgenden Tag auswerten kann.

Bei der 24-Std.-Blutdruckmesung ist es sinnvoll, besondere Vorkommnisse oder Aktivitäten im Alltag zu dokumentieren. Schreiben Sie am besten auf, ob und wann Sie besonderen Stress hatten, Sport getrieben oder geschlafen haben. Das erleichtert Ihrem Arzt später die Auswertung der Blutdruckwerte.

Wie kann ich selbst richtig Blutdruck messen?

Viele Patienten müssen zur Kontrolle auch zuhause regelmässig ihren Blutdruck selber messen. Das ist mit den üblichen Blutdruckmanschetten recht leicht. Am besten lassen Sie sich die korrekte Vorgehensweise einmal von Ihrem Hausarzt zeigen.

Folgendes sollten Sie beim Blutdruckmessen beachten:

  • Die Blutdruckmessung erfolgt standardmässig im Sitzen.
  • Führen Sie die Messung nicht gestresst und in Eile durch.
  • Sie sollten mindestens fünf Minuten zuvor ruhig und entspannt sitzen.
  • Versichern Sie sich, dass die Manschette luftleer ist und legen Sie sie in Herzhöhe an.
  • Falls Sie die Messung am Handgelenk durchführen, halten Sie das Handgelenk auf Herzhöhe.
  • Bei der Messung am herabhängenden Oberarm sitzt die Manschette zwar automatisch auf Höhe des Herzens. Dennoch sollte der Arm leicht gebeugt sein. Dazu genügt in der Regel, dass Sie Ihren Arm entspannt auf den Tisch legen.
  • Führen Sie während der Messung keine grösseren Bewegungen durch, weil das die Werte verfälschen kann.
  • Achten Sie auf eine richtige Manschettengrösse. Zu schmale Manschetten messen falsch hohe Werte, zu breite falsch niedrige. Messen Sie am besten den Umfang Ihres Oberarmes. Die Hälfte davon ist ein gutes Mass für die Manschettenbreite.
  • Zur besseren Verlaufskontrolle empfiehlt es sich, die beim Blutdruckmessen ermittelten Werte sorgfältig in ein Heft zu schreiben und dieses zu Ihren Arztbesuchen mitzunehmen.

Die meisten Geräte messen auch den Puls. Diesen sollten Sie ebenfalls notieren. Manche Geräte erkennen auch einen unregelmässigen Herzschlag. Ist Ihnen dieser nicht bekannt oder schlägt das Herz deutlich schneller als sonst, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen (vor allem bei weiteren Beschwerden). Zuvor sollten Sie aber erneut messen, beispielsweise auch mit der Hand den Puls fühlen, um eine Fehlmessung auszuschliessen.

Wie finde ich das passende Messgerät?

Viele handelsübliche Messgeräte liefern leider nur unzuverlässige Werte, die keine optimale Kontrolle des Blutdrucks ermöglichen. Die Deutsche Hochdruckliga testet daher regelmässig verschiedene Modelle und verleiht offizielle Prüfsiegel für deren Messgenauigkeit. Eine Liste der empfohlenen Messgeräte, mit denen Sie zuverlässig Ihren Blutdruck messen können, finden Sie auf der Website der Deutschen Hochdruckliga (www.hochdruckliga.de).

Blutdruck messen ohne Gerät?

Ohne Zuhilfenahme spezieller Geräte kann man den Blutdruck nicht messen. Hat man also kein Messgerät zur Verfügung, liefert lediglich der Puls Informationen über die Kreislaufsituation des Patienten. Der Blutdruck lässt sich so allerdings nicht berechnen oder schätzen, denn auch ein Patient mit niedrigem Puls kann einen hohen Blutdruck haben und umgekehrt.

Welche Risiken birgt das Blutdruckmessen?

Die indirekte Messmethode ist völlig ungefährlich und birgt keine Risiken für den Patienten. Die arterielle Blutdruckmessung über einen Katheter hingegen ist zwar eine minimale, aber dennoch invasive Massnahme. Über folgende Risiken dieses Verfahrens sollte der Patient daher informiert werden:

  • Arterienverschluss mit Minderversorgung des Gewebes
  • Blutung aus der Kanüle
  • Nachblutungen aus der Einstichstelle nach Entfernen des Katheters
  • Infektionen

Was muss ich nach dem Blutdruckmessen beachten?

Wenn Sie oder der Arzt mit der indirekten Methode den Blutdruck messen, gibt es keine besonderen Vorsichtsmassnahmen, die Sie beachten müssen. Schliesslich handelt es sich um eine völlig ungefährliche Routineuntersuchung.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Peter Borlinghaus
Quellen:
  • Deutsche Hochdruckliga e.V.: "Blutdruckmessung", unter: www.hochdruckliga.de (Abruf: 27.04.2022)
  • Kretz, F.-J. et al.: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. Springer Verlag, 6. Auflage, 2016
  • Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie: "Richtig Blutdruck Messen", unter: www.hochdruckliga.at (Abruf: 27.04.2022)
  • Pocket-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung und der Deutschen Hochdruckliga: Management der arteriellen Hypertonie (Version 2018)
  • Roewer, N. & Thiel, H.: Taschenatlas Anästhesie. Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2017
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