Belastungs-EKG

Von Lena Machetanz, Ärztin
Aktualisiert am
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Bei einem Belastungs-EKG leitet der Arzt über Elektroden die elektrischen Herzaktionen ab, während der Patient sich körperlich anstrengt. Dadurch lassen sich bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit (KHK) feststellen und Aussagen über die individuelle körperliche Fitness des Patienten treffen. Lesen Sie hier mehr über das Belastungs-EKG, den genauen Ablauf und wann es durchgeführt wird.

Belastungs-EKG

Wann macht man ein Belastungs-EKG?

Manche Herzkrankheiten zeigen sich erst bei körperlicher Anstrengung. Insbesondere bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) ist das Ruhe-EKG häufig unauffällig. Im Belastungs-EKG hingegen kann die Erkrankung durch Rhythmusstörungen oder EKG-Veränderungen diagnostiziert werden. Weitere Gründe für ein Belastungs-EKG sind:

  • Kontrolle nach Herzinfarkt oder Bypass-Operation
  • Belastungsbedingte Herzrhythmusstörung
  • Verlaufsbeurteilung einer behandelten Rhythmusstörung
  • Bluthochdruck (Frage nach Belastungshypertonie)
  • Beurteilung der individuellen Leistungsfähigkeit
  • Kontrolle des Erfolgs einer medikamentösen Behandlung (etwa gegen Bluthochdruck)

Das Belastungs-EKG ist eine Sonderform des EKG. Wie ein Ruhe-EKG durchgeführt wird, lesen Sie im Text EKG.

Wann darf man kein Belastungs-EKG machen?

Bei bestimmten Erkrankungen darf kein Belastungs-EKG durchgeführt werden. Zu diesen Kontraindikationen zählen vor allem verschiedene Herzerkrankungen:

Ebenfalls gegen ein Belastungs-EKG sprechen ein Riss in der Hauptschlagader (Aortendissektion), eine Verengung der Hauptschlagader, schwerer Bluthochdruck, eine akute Embolie (wie Lungenembolie), ein akuter Infekt sowie relevante Störungen des Elektrolythaushaltes.

Belastungs-EKG: Ablauf

Wie beim Ruhe-EKG klebt der Arzt auch hier Elektroden auf die Haut des Patienten und verbindet diese über Kabel mit einem EKG-Gerät. Dieses 12-Kanal-EKG zeichnet nun die Herzaktion auf, während der Patient körperlich aktiv ist, zum Beispiel auf einem Laufband oder einem stationären Fahrrad (Fahrradergometer).

Im Optimalfall sollte der Patient mit freiem Oberkörper am Belastungs-EKG teilnehmen. Bei enger Kleidung können die Elektroden nicht gut angebracht werden. Wenn Sie sich mit Kleidung wohler fühlen, sollten Sie ein weites Oberteil tragen.

Am Sportgerät lassen sich unterschiedliche Belastungsphasen einstellen, die der körperlichen Belastung im Alltag entsprechen:

  • 25 bis 50 Watt: normales Gehen
  • 75 bis 100 Watt: Treppensteigen oder langsames Radfahren
  • 125 bis 150 Watt: Joggen oder schnelles Radfahren
  • mehr als 150 Watt: starke sportliche Belastung

Die Belastung wird alle zwei Minuten um 25 Watt gesteigert, bis die maximale Herzfrequenz (220 minus Lebensalter) erreicht oder der Patient erschöpft ist. Nach der Belastung wird der Patient weitere sechs Minuten beobachtet, um den Rückgang der Herzfrequenz zu beurteilen.

Belastungs-EKG: Dauer

Ein Belastungs-EKG dauert ungefähr 15 Minuten. In seltenen Fällen muss es aus medizinischen Gründen vorzeitig abgebrochen werden. Das ist zum Beispiel bei gefährlichen EKG-Veränderungen der Fall. Auch wenn der Blutdruck übermässig ansteigt (>250 mmHg systolisch und >120 mmHg diastolisch) und/oder der Patient plötzlich Beschwerden entwickelt, beendet man die Untersuchung sofort.

Der Sinn eines Belastungs-EKG ist natürlich, dass es eine körperliche Anstrengung gibt. Trotzdem sollte Ihnen zum Beispiel nicht schwindelig werden. Wenn Sie sich unwohl fühlen oder Bedenken haben, sprechen Sie das medizinische Fachpersonal an und äussern Sie Ihre Sorgen.

Belastungs-EKG: Werte und Daten

Neben der Leistung – gemessen in Watt – überprüft der Arzt auch das subjektive Leistungsempfinden des Patienten. Dazu gibt ihm dieser während der Untersuchung Rückmeldung, wie sich die Belastungsschwere anfühlt. Zur Überwachung und Diagnostik werden ausserdem der Blutdruck und die Herzfrequenz ermittelt.

Belastungs-EKG: Auswertung

Die Herzfrequenz in Ruhe beträgt 60 bis 80 Schläge pro Minute und steigt natürlicherweise unter körperlicher Belastung an.

Um den Soll-Wert der Leistungsfähigkeit zu ermitteln, nutzt der Arzt beim Belastungs-EKG folgende Faustregel: Von einer Herzfrequenz von 220 Schlägen pro Minute wird die Anzahl der Lebensjahre des Patienten abgezogen. Daraus ergibt sich dessen individuelle Belastungsgrenze.

Leidet der Patient unter einer Herzerkrankung, sieht der Arzt oft typische Veränderungen im EKG. Gerade bei Patienten, bei denen eine Herzkrankheit aber noch nicht bekannt ist und/oder die keine Beschwerden haben, kann das Belastungs-EKG auch falsche Normalbefunde liefern.

Das heisst, dass sich keine Auffälligkeiten zeigen, obwohl der Patient eine KHK hat. Deshalb ergänzen Ärzte das Belastungs-EKG meist um weitere Untersuchungen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Peter Borlinghaus
Quellen:
  • Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Urban & Fischer Verlag, 8. Auflage, 2017
  • Nationale Versorgungsleitlinie: Chronische KHK, 6.Auflage, 2022
  • Schunkert, H. et Kromer, E. P.: Belastungs-EKG, in: Rationelle Diagnostik und Therapie bei koronarer Herzkrankheit; 53-64; doi: 10.1007/978-3-642-93582-4
  • So, C.-S.: Praktische EKG-Deutung, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
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