Lose Zahnspange

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Eine lose Zahnspange korrigiert Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer. Sie wird auch lockere Zahnspange (fachlich: aktive Platte) genannt und kann vom Patienten selbstständig eingesetzt und wieder herausgenommen werden. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Varianten von herausnehmbarer Zahnspange, wann man sie anwendet und welche Risiken sie bergen.

Lose Zahnspange

Aktive Platten

Aktive Platten (lose Zahnspange) bestehen aus einem Grundkörper aus Kunststoff, der individuell angefertigt wird. Er wird mit Hilfe von Klammern im Ober- beziehungsweise Unterkiefer gehalten. Zusätzlich sorgen Schrauben und Drahtfedern aus Edelstahl für einen anhaltenden Druck auf die Zähne, durch den vor allem bei Kindern eine zügige Korrektur der Zahn- bzw. Kieferstellung erreicht wird. In regelmässigen Zeitabständen werden die Schrauben und Federn nachgezogen. Das macht der Patient selber mit einem Stellschlüssel.

Die lose Zahnspange muss jeden Tag für etwa 16 Stunden getragen werden. Man sollte sie nur zum Essen, Schlafen und beim Sport herausnehmen. Jeden Tag ist die herausnehmbare Zahnspange mit Zahnbürste und Zahnpasta oder mit Reinigungstabletten zu säubern.

Aktivator, Bionator und Fränkel-Funktionsregler

Es gibt auch herausnehmbare Geräte, die im Gegensatz zur aktiven Platte keinen direkten Druck auf das Gebiss ausüben. Es zählen dazu der Aktivator, der Bionator und der Fränkel-Funktionsregler. Das sind funktionskieferorthopädische Geräte, welche die Zungen-, Kau- und Lippenfunktion regulieren:

  • Der Aktivator dient der Regulierung der Haltung im Unterkiefer und Oberkiefer.
  • Der Bionator soll die Bisslage ändern beziehungsweise eine Bisserhöhung induzieren.
  • Der Fränkel-Funktionsregler wird zur Behandlung von Wachstums- und Lageanomalien beider Kiefer eingesetzt wird.

Bei allen drei Varianten handelt es sich um einen Kunststoffkörper, die ohne Schrauben und Drahtfedern auskommen. Stattdessen wird hier die Kraft, welche die Kiefermuskulatur beim Kauen, Schlucken und Sprechen aufbringt, auf Zähne und Kiefer umgelenkt und zur Korrektur genutzt. Dies ist aber nur in der Wachstumsphase bei Kindern möglich. Auch diese Arten von loser Zahnspange müssen täglich für etwa 16 Stunden im Mund bleiben.

Gesichtsbogen (Headgear, Facebow)

Der Gesichtsbogen besteht aus Metallbögen, die meistens an den oberen Backenzähnen befestigt werden, und aussen anliegenden Gurten oder einer Kopf-Kappe. Durch den ausgeübten Zug wird das Wachstum des Oberkiefers nach vorne verlangsamt. Der Gesichtsbogen nutzt ebenfalls das Wachstumspotential im Kindesalter und muss täglich zwischen 12 und 24 Stunden getragen werden. Eine Kombination von Gesichtsbogen und Aktivator ist ebenfalls möglich.

Passive Platten (Retentionsschienen)

Wenn die Behandlung mit einer Zahnspange beendet ist, kann es passieren, dass sich die Zähne wieder in ihre alte Position zurückschieben. Auch wenn das Wachstum bei Jugendlichen noch nicht vollständig abgeschlossen ist, können sich unausgewogene Muskelkräfte auf das Ergebnis negativ auswirken. Angeborene Anomalien der Kieferform und der Zahnstellungen können sogar lebenslang zu einem Rezidiv führen.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn sich nach Beendigung der aktiven Behandlungsphase noch eine Retentionsphase anschliesst. In dieser Phase verwendet man passive Platten, die nur eine Haltefunktion haben. Sie werden unter Umständen sogar ein Leben lang angewendet.

Welche Vorteile bietet eine lose Zahnspange?

Da die Zahnspange lose im Mund sitzt, kann sie jederzeit zur Mundhygiene herausgenommen werden. Sie kann auch schon bei Kindern mit Milchgebiss angewendet werden. Besonders geeignet ist die lose Zahnspange für eine Verbreiterung der Zahnbögen sowie die Korrektur eines zu grossen Abstandes zwischen den vorderen Zähnen. Wenn der Unterkiefer vorverlagert werden soll, hilft die lose Zahnspange unter Nutzung des Wachstums. Auch Funktionsstörungen des Gebisses oder der Muskulatur lassen sich so korrigieren.

Welche Nachteile bietet eine lose Zahnspange?

Die lose Zahnspange kann Zähne und Kiefer nur begrenzt formen und benötigt dafür auch mehr Zeit als eine feste Zahnspange. Ausserdem ist vor allem in der Anfangszeit das Schlucken und Sprechen erschwert. Für einen optimalen Therapieerfolg muss die lose Zahnspange täglich eingesetzt werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Stefanie Sperlich
Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Behandlung mit herausnehmbarer Zahnspange" (Stand: 18.12.2019), unter: www.gesundheitsinformation.de
  • Kahl-Nieke, B.: Einführung in die Kieferorthopädie: Diagnostik, Behandlungsplan, Therapie: mit 10 Tabellen, Deutscher Ärzteverlag, 1. Auflage 2010
  • Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung: "Herausnehmbare kieferorthopädische Geräte", unter: www.kzbv.de (Abruf: 16.07.2020)
  • Patienteninformation der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): "Festsitzende oder herausnehmbare kieferorthopädische Apparatur?", unter: www.dgzmk.de (Abruf: 16.07.2020)
  • Patienteninformationen der Verbraucherzentale: "Feste Spange, lose Klammer - Welche Behandlungsformen gibt es?" (Stand: 27.06.2019), unter: www.verbraucherzentrale.de
  • Sander, F. et al.: Kieferorthopädie, Thieme-Verlag, 2. Auflage 2011
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