Nierentransplantation

Von Lena Machetanz, Ärztin
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Unter Nierentransplantation versteht man die Verpflanzung einer Spenderniere in einen nierenkranken Patienten. Bei Nierenversagen ist sie die einzige Therapiemöglichkeit neben der Dialyse. Die Spenderniere kann entweder von einem Verstorbenen oder einem Angehörigen des Patienten kommen. Lesen Sie alles Wichtige über die Nierentransplantation, wann sie notwendig wird und was Sie nach einer Nierentransplantation beachten müssen

Nierentransplantation

Wann benötigt man eine Nierentransplantation?

Eine Nierentransplantation ist manchmal die einzige Überlebenschance für Patienten mit Nierenversagen. Das paarige Organ ist nämlich lebensnotwendig: Die Nieren scheiden Stoffwechselendprodukte und körperfremde Substanzen aus. Ausserdem regulieren sie den Wasserhaushalt des Körpers und bilden Hormone. Verschiedene Erkrankungen können zu einem unumkehrbaren Nierenversagen führen:

  • Diabetes mellitus
  • wiederholte Nierenbeckenentzündung
  • Schrumpfniere, zum Beispiel durch langdauerende Einnahme von Schmerzmitteln
  • zystische Nierenkrankheit (Zystennieren - genetisch bedingte Erkrankung, bei der sich überall in den Nieren flüssigkeitsgefüllte Hohlräume bilden)
  • Harnrückstau in die Nieren mit Gewebeschädigung
  • Nierenkörperchen-Entzündung (Glomerulonephritis)
  • Nierenschädigung durch Bluthochdruck (Nephrosklerose)

Versagt die Niere, wird der Patient zunächst an eine Maschine angeschlossen, welche die Nierenfunktion übernimmt - ein Dialysegerät. Es sorgt für eine künstliche Blutwäsche (Dialyse), also das Herausfiltern von "harnpflichtigen" Substanzen (= Substanzen, die normalerweise mit dem in den Nieren produzierten Urin ausgeschieden werden). Diese Dialysetherapie bringt allerdings erhebliche Alltagseinschränkungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen für den Patienten mit sich. Einzige Hoffnung auf ein weitgehend normales Leben bietet dann meist die Nierentransplantation.

Die erste Nierentransplantation wurde 1954 in den USA durchgeführt.

Die Nieren-Lebendspende

Die meisten Organtransplantate (wie Herz, Lunge oder Hornhaut) stammen von Verstorbenen. Die Niere stellt eine Ausnahme dar: Denn auch ein gesunder Mensch kann eine seiner beiden Nieren an einen Nierenkranken spenden. Derzeit stammen in Deutschland etwa 25 Prozent aller Spendernieren von Lebenden. Es hat sich gezeigt, dass eine Lebendspende-Niere besser und länger funktioniert als die Niere eines Verstorbenen. Das liegt unter anderem an der genauen Planbarkeit der Nierentransplantation und einer kürzeren Wartezeit auf das Organ seitens des Empfängers.

Was muss ich nach der Nierentransplantation beachten?

Nach der Nierentransplantation werden Sie, sofern keine Probleme auftreten, noch für ein bis zwei Wochen im Transplantationszentrum betreut. In dieser Zeit stimmt der Arzt die notwendige immunsuppressive Therapie individuell auf Sie ab: Sie brauchen nämlich lebenslang Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), damit es das fremde Organ nicht abstösst. Die Dosierung dieser Medikamente wird so gewählt, dass man eine möglichst gute Wirkung bei möglichst wenige Nebenwirkungen erzielt.

Eine immunsuppressive Therapie ist nur dann nicht notwendig, wenn die der Spender und der Empfänger der Niere eineiige Zwillinge sind.

Vor der Operation wird Ihnen ein Blasenkatheter gelegt, über den Sie den Urin ausscheiden können. Der Katheter muss für etwa fünf bis sechs Tage belassen werden. Dann erst sind die Operationsnähte an der Harnblase verheilt, und der Katheter kann entfernt werden.

Meistens produziert die transplantierte Niere gleich Urin. In manchen Fällen dauert es allerdings einige Zeit, bis sich die verpflanzte Niere vom Eingriff erholt hat und ihre Funktion wieder aufnimmt. Bis dahin ist eine Dialysetherapie nötig. 

Nierentransplantation: Lebenserwartung und Erfolgsaussichten

Von 100 transplantierten Nieren funktionieren ein Jahr nach dem Eingriff noch 88, nach fünf Jahren noch 75. Das ergab eine europaweite Studie mit den Daten aus dem Zeitraum von 1990 bis 2019.

Die Erfolgsaussichten einer Nierentransplantation sind also im Allgemeinen recht gut - eine transplantierte Niere erfüllt im Schnitt etwa 15 Jahre ihre Aufgabe im "fremden" Körper. Im Einzelfall kann die Prognose aber anders ausfallen - abhängig etwa vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, von der Grunderkrankung, welche die Nierentransplantation notwendig gemacht hat, sowie von eventuellen Folge- und Begleiterkrankungen.

Sobald eine transplantierte Niere ihre Arbeit nicht mehr verrichten kann, wird der Patient wieder dialysepflichtig; eventuell ist dann eine erneute Nierentransplantation notwendig.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: "Nierentransplantation", unter: www.inernisten-im-netz.de (Abruf: 02.06.2021)
  • Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO): DSO-Jahresbericht 2020, unter: www.dso.de
  • Keller, C. & Geberth, S.: Praxis der Nephrologie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2010
  • Klinikum der Universität München: "Nierentransplantation“, unter: www.klinikum.uni-muenchen.de (Abruf: 02.06.2021)
  • Organspende - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "Die Nierentransplantation“, unter: www.organspende-info.de (Abruf: 02.06.2021)
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