TACE

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Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Die TACE (transarterielle Chemoembolisation) ist ein minimal-invasives Verfahren zur Behandlung von Lebertumoren. Sie kombiniert die direkte Gabe von Chemotherapeutika in den Tumor mit einer gezielten Verstopfung von Blutgefässen. Lesen Sie alles über das Verfahren, wie es funktioniert und welche Risiken es birgt.

TACE

Was ist eine TACE?

TACE steht für Trans-Arterielle Chemo-Embolisation. Häufig spricht man auch nur von Chemoembolisation. Es handelt sich dabei um eine Behandlung, die Ärzte bei einem Krebs der Leber oder der Gallengänge einsetzen.

Im Rahmen einer TACE geben Ärzte ein Chemotherapeutikum (Wirkstoff, der das Zellwachstum hemmt) direkt in den Tumor. Ziel einer TACE ist, dass der Lebertumor teilweise abstirbt und sein Wachstum gestoppt wird.

Das Chemotherapeutikum bringen die Ärzte mithilfe eines kleinen Schläuchleins (Katheter) über die Blutbahn ein. Anschliessend werden die Blutgefässe im Tumorgebiet verschlossen. Dies verstärkt den Effekt des Medikaments. Gleichzeitig wird der Tumor von der Blutversorgung abgeschnitten.

Experten unterscheiden zwischen zwei Formen:

  • konventionelle TACE (cTACE): Hier benutzt man ein Gemisch aus einem Chemotherapeutikum und einem öligen Kontrastmittel. Ein sogenanntes Embolisat verschliesst die Blutgefässe des Tumors.
  • Drug-eluting Bead TACE (DEB-TACE): Hier verwenden Ärzte winzige, mit einem Krebsmittel beladene Kügelchen. Sie dienen auch dazu, die Blutgefässe zu blockieren, die den Tumor versorgen.

Laut derzeitigem Wissensstand können die beiden Verfahren als gleichwertig angesehen und je nach Risikoprofil des Patienten ausgewählt werden.

Wann führt man eine TACE durch?

Die TACE kommt bei folgenden Krebsarten zum Einsatz:

Die TACE ist meist ein palliatives Verfahren. Das bedeutet, dass nicht die Heilung, sondern eine Verlängerung des Lebens und eine Verbesserung der Lebensqualität das Ziel sind. Es gibt aber auch Situationen, in denen Ärzte eine Heilung des Krebses anstreben und eine TACE durchführen:

  • TACE zur Überbrückung (Bridging): In frühen Stadien von Leberkrebs kann eine heilende Lebertransplantation in Frage kommen. Die TACE hält den Krebs in Schach, solange die Betroffenen auf das Spenderorgan warten.
  • TACE zur Tumorverkleinerung (Downsizing, Downstaging): Manchmal können Ärzte noch nicht operieren oder transplantieren, weil der Krebstumor zu gross dafür ist. Die TACE soll den Tumor verkleinern und so eine OP ermöglichen.

Voraussetzungen für eine TACE

Ein guter, sogenannter Child-Pugh-Score ist eine wichtige Voraussetzung für eine TACE. Anhand dieser Kriterien teilen Ärzte die Schwere einer Leberzirrhose ein, die einem Leberzellkrebs häufig zugrunde liegt. Ärzte ermitteln den Score anhand von fünf Kriterien: den Blutwerten Bilirubin, Albumin und Quick-Wert (Laborwert zur Blutgerinnung), dem Aszites im Ultraschall (Flüssigkeit in der Bauchhöhle) und der hepatischen Enzephalopathie (Funktionsstörung des zentralen Nervensystems). Ausserdem achtet das Behandlungsteam darauf, dass die betroffene Person in guter körperlicher und geistiger Verfassung ist.

Gründe gegen eine Chemoembolisation (Kontraindikationen)

Es gibt einige Umstände, die in der Regel gegen den Einsatz einer TACE sprechen oder das Risiko für Komplikationen wie ein Leberversagen erhöhen. Dazu gehören:

  • deutlich eingeschränkte Leberfunktion (Leberschwäche mit schlechtem Child-Pugh-Score)
  • nicht behandelbare Störung der Blutgerinnung
  • schlechter Blutfluss in der Leber
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
  • bestimmte Befallsmuster oder ein sehr ausgedehnter Befall der Leber durch den Tumor
  • schlechter Allgemeinzustand
  • Blutvergiftung
  • Schwangerschaft
  • Allergien gegen die verwendeten Stoffe

Was macht man bei einer TACE?

Die Vorbereitung zur TACE beinhaltet immer eine ausführliche Aufklärung durch den behandelnden Arzt, eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), um Anzahl und Ort der Leberschädigungen und die Gefässanatomie beurteilen zu können sowie eine Kontrolle der Blutwerte. Bei der TACE handelt es sich um einen minimal-invasiven Eingriff der nur sehr kleine Verletzungen von Haut und Weichteilen erfordert.

Während der Operation werden über einen intravenösen Zugang Schmerzmittel und gegebenenfalls weitere Medikamente verabreicht, um Schmerzen oder Übelkeit zu reduzieren. Der Operateur punktiert eine Leistenarterie und legt dort eine „Schleuse“, um einen Blutaustritt zu vermeiden und Instrumente leicht einführen zu können. Ein spezieller Sondierungs-Katheter wird nun über die Leistenarterie und die Hauptschlagader (Aorta) bis zur Leberarterie geschoben. Durch Röntgen werden mithilfe von Kontrastmittel der Tumor, die Gefässe und die Lage der Katheterspitze sichtbar gemacht.

Über den Sondierungs-Katheter wird ein weiterer Katheter in die Leberarterie vorgeschoben und dort positioniert, wo später die Leberarterie verschlossen (embolisiert) werden soll. In speziellen Fällen wird ein sogenannter Superselektivkatheter verwendet, der um ein Vielfaches kleiner als die normalen Katheter ist und bis in kleinste Abgänge der Leberarterie eingeführt werden kann. Man spricht hierbei auch von einer superselektiv durchgeführten TACE oder S-TACE.

Anschliessend injiziert der Arzt eine ölige Flüssigkeit (Lipiodol), die die Flussgeschwindigkeit des Blutes in den Tumorgefässen verringert und damit zusätzlich die Wirkung des Chemotherapeutikums verlängert. Da das Lipiodol mit einem Röntgenkontrastmittel gemischt ist, kann der Operateur die Gefässe erneut kontrollieren. Gegebenenfalls können zusätzlich Gelatine- oder Plastikpartikel eingeführt werden, die die Gefässe verschliessen (Embolisation) und zu einer weiteren Flussverlangsamung führen. Im nächsten Schritt wird das Chemotherapeutikum – am häufigsten werden Doxorubicin, Epirubicin, Cisplatin und Mitomycin C verwendet – langsam injiziert.

Abschliessend wird das Gefäss noch einmal embolisiert und die Blutgefässe, die den Tumor versorgen, komplett verschlossen. Nach der Entfernung der Katheter und der Schleuse wird die Punktionsstelle versorgt. Je nach Tumor und Therapieerfolg wird die TACE typischerweise zwei bis drei Mal im Abstand von jeweils vier bis sechs Wochen wiederholt.

Das neuere DEB-TACE-Verfahren verläuft im Grunde wie die oben beschriebene konventionelle TACE (cTACE). Allerdings verabreichen Ärzte hier statt dem öligen Gemisch mikroskopisch kleine, mit Chemotherapeutika beladene Perlen (Drug-Eluting Beads = DEB). Diese Kügelchen setzen dann das Chemotherapeutikum über einen längeren Zeitraum direkt im Tumor frei.

Welche Risiken birgt eine TACE?

Neben den allgemeinen Risiken wie Infektionen oder Nachblutungen, die mit jeder Operation einhergehen können, treten im Rahmen einer TACE in manchen Fällen spezifische Komplikationen auf. Dazu zählen:

  • Postembolisations-Syndrom (PES) mit Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Fieber – das PES wird durch den raschen Tumorzerfall hervorgerufen
  • Leberversagen
  • Arterielle Embolien (Blutgerinnsel, die über die Blutbahn in andere Organe wandern)
  • Gefässverschlüsse
  • Kontrastmittelreaktionen
  • Haarausfall und Übelkeit
  • Verminderung der Anzahl der weissen Blutkörperchen
  • Entzündungen und Geschwüre der Mundschleimhaut
  • Knochenmarkdepression

Was muss ich nach einer TACE beachten?

Auf die TACE folgt eine mehrstündige Überwachungsphase, in der sowohl Blutdruck als auch Puls des Patienten regelmässig überwacht werden. Zusätzlich wird das Blutbild kontrolliert. Um Nachblutungen zu verhindern, sollten Sie ungefähr 24 Stunden Bettruhe einhalten und sich körperlich für ein bis zwei Tage schonen. Mithilfe einer Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) kontrolliert der Arzt einige Zeit nach dem Eingriff den Behandlungserfolg und kann dann weitere Therapieschritte planen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
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  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie: Das Buch für Fort- und Weiterbildung plus DVD mit über 1.000 Befunden, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2011
  • Piscaglia, F. et Ogasawara, S.: Patient Selection for Transarterial Chemoembolization in Hepatocellular Carcinoma: Importance of Benefit/Risk Assessment, in: Liver Cancer 2018; 7 (1): 104–119; doi: 10.1159/000485471
  • Radeleff, B.: Angiofibel: Interventionelle angiographische Diagnostik und Therapie, Springer-Verlag, 1. Auflage, 2013
  • Schmoll, H.-J. (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Reference Medizin, 5. Auflage, 2020
  • Song, J. E. et Kim, D. Y.: Conventional vs drug-eluting beads transarterial chemoembolization for hepatocellular carcinoma, in: World J Hepatol. 2017 Jun 28; 9(18): 808–814, doi: 10.4254/wjh.v9.i18.808
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