Sitzbad

Von Daniel Ganter
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Ein Sitzbad mit entsprechenden Zusätzen kann verschiedene Beschwerden lindern. Es gilt vor allem bei Erkrankungen des Anal- und Genitalbereichs wie Hämorrhoiden und Scheidenentzündung als hilfreich. Hier erfahren Sie alles Wesentliche über Sitzbäder, wann sie durchgeführt werden und welche Risiken bestehen.

Sitzbad

Was ist ein Sitzbad?

Das Sitzbad ist eine Form der Balneotherapie (Bädertherapie), also der medizinischen Anwendung von Bädern unter Verwendung natürlicher Mittel wie Heilwasser oder Heilerde. Die Balneotherapie ist ein Teilgebiet der Hydrotherapie.

Der Patient sitzt bei einem Sitzbad so in einer Wanne, dass nur der Unterkörper im Wasser ist. Wassertemperatur und eventuelle Badezusätze richten sich nach den zu behandelnden Beschwerden. Im Fokus stehen Erkrankungen des Genital- und Analbereichs und der umgebenden Hautpartien. Hier kann ein Sitzbad andere Behandlungsmassnahmen unterstützen.

Lassen Sie vor einem Sitzbad Ihre Beschwerden von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abklären. Er oder sie kann die Ursache ermitteln und einschätzen, ob sich ein Sitzbad zur Behandlung eignet.

Wann führt man ein Sitzbad durch?

Je nach Wassertemperatur eignet sich ein Sitzbad zur Behandlung verschiedener Beschwerden.

Warmes Sitzbad

Ein warmes Sitzbad kann allein schon aufgrund der Wassertemperatur die Durchblutung steigern und die Muskulatur entspannen. Je nach Badezusatz kommen weitere Effekte hinzu, etwa eine entzündungshemmende oder haut- und schleimhautpflegende Wirkung. Grundsätzlich kommt das warme Sitzbad in Betracht bei:

Temperaturansteigendes Sitzbad

Das temperaturansteigende Sitzbad ist hilfreich bei:

  • Analfissuren
  • Verstopfung (Obstipation)
  • wiederkehrenden Entzündungen der Blase oder Prostata
  • Reizblase (überaktive Blase mit häufigem Harndrang)
  • Nieren- und Darmkoliken sowie Nierensteinen
  • Schmerzen am Steissbein und Muskelverspannungen
  • Menstruationsbeschwerden (inkl. übermässig starker oder ausbleibender Regelblutung)

Kalte Sitzbäder sind vergleichsweise unangenehm und werden heute kaum noch angewendet.

Was macht man bei einem Sitzbad?

Beim Sitzbad sind nur der Unterleib und der Ansatz der Oberschenkel mit Wasser bedeckt. Spezielle Sitzbadewanne (z.B. als Einsatz für die Toilette) erleichtern diese Position. Sie sind im Sanitärfachhandel erhältlich.

Prinzipiell ist ein Sitzbad aber auch in der normalen Badewanne möglich: Dazu lehnen Sie sich mit dem Rücken an den Wannenrand und lagern die Beine hoch, zum Beispiel auf einem Duschhocker. Für Kleinkinder eignet sich das Waschbecken oder eine grosse Schüssel für ein Sitzbad.

Der ausserhalb des Wassers befindliche Körper sollte während des Sitzbades warmgehalten werden (z.B. mit Badelaken, Decke, Socken). Bezüglich Wassertemperatur und Badedauer gelten folgende Empfehlungen:

  • Beim warmen Sitzbad wird bei einer Wassertemperatur von etwa 37 °C für zehn bis 15 Minuten gebadet.
  • Beim temperaturansteigenden Sitzbad gibt man während der Anwendung immer mehr warmes Wasser hinzu, sodass die Temperatur langsam von 36 °C auf 40 °C ansteigt. Auch hier beträgt die Badedauer zehn bis 15 Minuten.
  • Für kalte Sitzbäder wählt man eine Wassertemperatur von etwa 18 °C. Die Anwendungsdauer ist deutlich kürzer als bei warmen Sitzbädern.

Unmittelbar nach einem warmen oder temperaturansteigenden Sitzbad kann man sich mit kaltem Wasser kurz abkühlen.

Zusätze für das Sitzbad

Kamille, Eichenrinde und andere Heilpflanzen sind mögliche Badezusätze. Es gibt aber noch andere Zusätze, die man verwenden kann, wie zum Beispiel beim sogenannten Kaliumpermanganat-Sitzbad. Entscheidend ist, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Beispiele:

  • Kamillenblüten: entzündungshemmend, antibakteriell und wundheilungsfördernd. Hilfreich bei verschiedenen entzündlichen Hautveränderungen, beispielsweise des äusseren Genitalbereichs der Frau (Vulvitis).
  • Eichenrindenextrakt: Die enthaltenen Gerbstoffe wirken zusammenziehend (adstringierend) auf das Gewebe. Hilfreich bei leichten Entzündungen der Haut sowie Brennen, Nässen und Juckreiz wie beispielsweise bei Hämorrhoiden.
  • Hamamelis (Blätter oder Rinde): zusammenziehend, entzündungshemmend und schmerzlindernd, z.B. bei Hämorrhoiden.
  • Kaliumpermanganat: desinfizierend und juckreizlindernd. Oft verordnet bei Windeldermatitis

Manche Pflanzenheilmittel sind vor allem für Allergiker ungeeignet und können die Beschwerden sogar verschlimmern. Lassen Sie sich daher vorher ärztlich oder in der Apotheke beraten, welche pflanzlichen Mittel sich in Ihrem Fall eignen.

Beispiel: Sitzbad bei Windeldermatitis

Ein Sitzbad für Kinder mit Windeldermatitis (Entzündung der Haut im Bereich der Windel) kann so zubereitet werden:

  • mit Eichenrindenextrakt: 25 bis 50 Gramm davon mit einem Liter kochendem Wasser übergiessen, eine Viertelstunde ziehen lassen und den Sud anschliessend ins Badewasser geben.
  • mit Stiefmütterchenkraut: Zwei bis drei Esslöffel davon in einem Liter kochendem Wasser ziehen lassen und anschliessend dem Badewasser zugeben.
  • mit Kamille: 25 Gramm Kamillenblüten in einem Liter heissen Wasser ziehen lassen und (eventuell gemeinsam mit 10 bis 20 ml Kamillentinktur) ins Badewasser geben.

Welche Risiken birgt ein Sitzbad?

Sitzbäder belasten je nach Konstitution den Kreislauf. Bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen können schon geringe Änderungen von Herzfrequenz und Blutdruck bedrohlich sein. Auch ein Hochlagern der Beine während des Sitzbades kann sich negativ auf das Herzkreislaufsystem auswirken. Bei Herz-Kreislauferkrankungen (wie Herzschwäche) sollten Sie daher vor dem Sitzbad Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten. Möglicherweise wird er Ihnen von dem Sitzbad dringend abraten.

Bei Hämorrhoiden sollte das Badewasser nicht zu heiss sein!

Falsch gewählte Temperaturen – also zu heisse oder zu kalte Wassertemperaturen – können Hautirritationen verursachen.

Badezusätze können die Haut reizen und allergische Reaktionen auslösen.

Was muss ich nach einem Sitzbad beachten?

Nach einem Sitzbad sollten Sie sich vollständig abtrocknen und erkrankte oder verletzte Hautpartien nur vorsichtig abtupfen. Insbesondere Hautfalten sollten trocken sein.

Gönnen Sie Ihrem Körper nach einem Sitzbad ausreichend Ruhe - legen Sie sich gegebenenfalls eine Stunde hin.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Bäumler, S.: Heilpflanzenpraxis heute, Badn 2 - Rezepturen und Anwendung, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2013
  • Beer, A.-M. & Adler, M.: Leitfaden Naturheilverfahren für die ärztliche Praxis, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2012
  • Bühring, U. et al.: Heilpflanzen in der Kinderheilkunde, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2012
  • Kraft, K. & Stange, R.: Lehrbuch Naturheilverfahren, Georg Thieme Verlag, 2010
  • Rohde, H.: Lehratlas der Proktologie, Georg Thieme Verlag, 2007
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