Sauerstofftherapie

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Bei der Sauerstofftherapie wird die Atemluft eines Patienten mit lebenswichtigem Sauerstoff angereichert. So können bei schweren Lungenerkrankungen wie COPD oder einem Lungenemphysem die Organe trotzdem noch ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Lesen Sie hier, wann eine Sauerstofftherapie wichtig ist, wie sie abläuft und was dabei zu beachten ist!

Sauerstofftherapie

Was ist eine Sauerstofftherapie?

Mit dem Begriff Sauerstofftherapie bezeichnet man üblicherweise die Langzeitsauerstofftherapie (engl. LTOT = long-term oxygen therapy). Mit dieser wird ein schwerer, chronischer Sauerstoffmangel (Hypoxämie) über eine kontinuierliche oder täglich mehrstündige (über 15 Stunden) Sauerstoffzufuhr therapiert. Langfristig verbessert die Sauerstofftherapie so die Lebensqualität von Patienten mit schweren Lungenerkrankungen oder Herzschwäche. In schweren Fällen kann sie sogar lebensnotwendig sein.

Eine kurzfristige Sauerstofftherapie kann das Überleben von Patienten nach Unfällen oder bei Kohlenmonoxidvergiftung sichern.

Von der klassischen Sauerstofftherapie (langzeitig oder kurzfristig) zu unterscheiden ist die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie. Dabei handelt es sich um ein Verfahren aus dem Bereich der Alternativmedizin, dessen Wirksamkeit bislang nie bewiesen wurde und das sehr umstritten ist und daher in diesem Artikel nicht behandelt wird.

Hyperbare Sauerstofftherapie

Eine andere Art der medizinischen Sauerstoffanwendung ist die hyperbare Sauerstofftherapie, beispielsweise bei Tinnitus. Mehr darüber erfahren Sie im Artikel Hyperbare Sauerstofftherapie.

Wann macht man eine Sauerstofftherapie?

Die Sauerstofftherapie wird bei Erkrankungen eingesetzt, bei denen eine ausreichende Sauerstoffzufuhr nicht anders gewährleistet werden kann. Die Sauerstoffaufnahme in den roten Blutkörperchen reicht bei diesen Krankheiten nicht aus, um die Organe des Körper ausreichend zu versorgen.

Ein solcher chronischer Sauerstoffmangel wird als chronisch hypoxämische respiratorische Insuffizienz bezeichnet. Sie ist definiert als mehrfacher Abfall des Sauerstoffdrucks im Blut unter 55 mmHg innerhalb von drei Wochen unter Ruhebedingungen und bei normaler Luftsauerstoffkonzentration, bestimmt über eine Blutgasanalyse. Bei Patienten mit COPD und gleichzeitiger sekundärer Polyglobulie (Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen) und/oder einem "Lungenherz" (Cor pulmonale) ist eine Sauerstofftherapie bereits bei einem Abfall des Sauerstoffdrucks im Blut unter 60 mmHg angezeigt.

Die häufigsten Erkrankungen mit Hypoxämie sind:

Tritt die Hypoxämie nur nachts auf oder verbessert sich der Gesundheitszustand eines Patienten durch eine Sauerstofftherapie nicht, muss die Sauerstofftherapie durch eine andere Behandlung ersetzt oder ergänzt werden.

Was macht man bei einer Sauerstofftherapie?

Eine ausführliche Diagnostik über Zeitpunkt, Ursachen und Schwere des Sauerstoffmangels ist die Voraussetzung für die Verordnung einer Sauerstofftherapie. Dann bestimmt man mittels Blutgasanalyse den Sauerstoffdruck und die Sauerstoffsättigung im Blut des Patienten. Anhand dieser Messwerte lässt sich die individuell benötigte Sauerstoffmenge ermitteln.

In den meisten Fällen wird der Sauerstoff über eine sogenannte Nasenbrille, Nasenmaske oder Nasensonde appliziert. Sehr selten wird ein spezieller Katheter verwendet, der über einen Schnitt in der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes in die Lunge eingeführt wird.

Oftmals werden für die Sauerstofftherapie elektrisch betriebene stationäre Systeme – sogenannte Sauerstoffkonzentratoren – eingesetzt, die auch nachts beim Schlafen angewendet werden können. In anderen Fällen kommen mobile Druckflaschen zum Einsatz, mit denen die Betroffenen während der Sauerstofftherapie auch beweglich sind. Für ausreichend mobile Patienten hat sich ein Flüssigsauerstoffsystem mit tragbarem Sauerstofftank bewährt. Der Tank wird ungefähr alle zwei Wochen neu befüllt oder ausgetauscht.

Welche Risiken birgt eine Sauerstofftherapie?

Nebenwirkungen einer verordnungsgemäss durchgeführten Sauerstofftherapie sind zwar sehr selten, können aber auch bei korrekter Anwendung auftreten:

  • Der einströmende Sauerstoff kann die Nasenschleimhaut austrocknen. Ein Atemluftbefeuchter sowie pflegende Salben können dem entgegenwirken.
  • Die Geräte für die Sauerstofftherapie stellen eine potenzielle eine Infektionsquelle für Bakterien und Pilze dar.
  • Übersteigt die Sauerstoffkonzentration im Blut normale Werte, kann dies den Atemantrieb hemmen und den Kohlendioxidgehalt im Blut ansteigen lassen. Dies löst Benommenheit aus und kann sogar in eine lebensbedrohliche sogenannte CO2-Narkose münden.
  • Aus den Geräten ausströmender reiner Sauerstoff kann sich leicht entzünden.

Was muss ich bei einer Sauerstofftherapie beachten?

Wichtig ist eine konsequente und langfristige Sauerstofftherapie in der vom Arzt festgelegten Flussmenge. Die Applikationsdauer sollte bei chronischer Hypoxämie 15 Stunden nicht unterschreiten, da sich die positiven Wirkungen auf das Krankheitsbild mit der Therapiedauer weiter verbessern.

Besonders wichtig: Bei einer laufenden Sauerstofftherapie dürfen Sie nicht rauchen, denn der Sauerstoff kann Bart, Haare, die Kleidung des Patienten oder brennbare Materialien in der Umgebung schnell entzünden. Am besten, Sie verzichten ganz auf das Rauchen - auch Ihrer angeschlagenen Gesundheit zuliebe.

Setzen Sie die ärztlich verordnete Sauerstofftherapie niemals eigenmächtig ab.

Eine regelmässige Kontrolle und Hygiene der verwendeten Geräte und Sauerstoffsonden gewährleistet die komplikationslose Verwendung.

Falls sich Ihr Befinden trotz Sauerstofftherapie verschlechtert, sollten Sie nicht zögern, Ihren Arzt zu kontaktieren. 

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • COPD-Deutschland e.V.: "Langzeit-Sauerstofftherapie", unter: www.copd-deutschland.de (Abruf: 29.04.2021)
  • Lungeninformationsdienst am HelmholtzZentrum München: "Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie" (Stand: 21.03.2012), unter: www.lungeninformationsdienst.de
  • S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP): "Langzeit-Sauerstofftherapie" (Stand: 23.07.2020)
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