Penisprothese

Von Andreas Hofmann
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Eine Penisprothese ist ein Implantat, das chirurgisch in den Penis eingebracht wird. Es ermöglicht die Versteifung des Penis und damit Geschlechtsverkehr. Eine Penisprothese ist die letzte Therapiemöglichkeit von Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion). Lesen Sie alles über das Operationsverfahren, wann es durchgeführt wird und welche Risiken es birgt.

Penis-Prothese

Was ist eine Penisprothese?

Eine Penisprothese dient als künstlicher Schwellkörperersatz. Sie wird im Rahmen einer Operation in den Penis eingesetzt, sodass bei ihrem Einsatz der operierte Penis in seiner Form und Härte einem normal erigierten Glied ähnelt. Ein solches Penis-Implantat verschafft Patienten mit Erektionsstörungen die Möglichkeit, nach fehlgeschlagenen Behandlungsversuchen wieder Geschlechtsverkehr zu haben. Je nach Bauart und Festigkeit des Materials unterscheiden Mediziner drei Arten der Penisprothese:

  • Rigide Penisprothese: formstabil und dauerhaft hart
  • Semirigide Penisprothese: hart, aber biegbar
  • Hydraulische Penisprothese: flüssigkeitsgefülltes Implantat

Die rigide Penisprothese wird heute nicht mehr verwendet, da der Penis bei diesem Implantat dauerhaft künstlich erigiert ist. Dies empfinden Patienten im Alltag als sehr unpraktisch und belastend. Eine Weiterentwicklung dieser Prothese ist das semirigide Implantat, das meist aus Silikon mit einem darin eingebetteten Metallgeflecht besteht. Diese Penisprothese wird vor dem Geschlechtsverkehr nach oben gebogen. Dadurch entsteht eine annähernd natürliche Penisform. Bei Nichtgebrauch wird die Penisprothese wieder nach unten gebogen, damit der dauerhaft erigierte Penis leichter zu verbergen ist.

Heutzutage setzen Ärzte vor allem das hydraulische Penis-Implantat ein. Diese Penisprothese wird vor dem Geschlechtsverkehr manuell mit Flüssigkeit gefüllt, wodurch sich der Penis aufrichtet und hart wird. Die Flüssigkeit ist in einem künstlichen Reservoir neben der Harnblase gespeichert und wird mithilfe einer kleinen Handpumpe, die der Arzt während der Operation im Hodensack platziert, in die Implantate gesaugt. Der Patient kann durch Betätigung der Pumpe somit eine Erektion herbeiführen. Im Alltag aber bleibt der Penis schlaff. Dies empfinden sowohl die Patienten als auch ihre Partnerinnen beziehungsweise Partner als angenehme und praktikable Lösung.

Wann verwendet man eine Penisprothese?

Eine Penisprothese bekommen vor allem Männer mit erektilen Dysfunktionen, also einer Erektionsstörung. Bei der erektilen Dysfunktion kommt es aufgrund verschiedener Ursachen zu keiner ausreichenden Erektion, der Penis wird also nicht mehr grösser und steif. Geschlechtsverkehr ist dadurch gar nicht oder nur erschwert möglich. Dies ist für die Patienten eine grosse psychische Belastung. Eine Penisprothese wird allerdings erst eingesetzt, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichen. Dazu zählen vor allem:

  • Behandlung einer möglichen Grunderkrankung, beispielsweise Testosteronmangel
  • Medikamente zur Verbesserung der Penisdurchblutung
  • Psychotherapie bei Ängsten und Vermeidungsverhalten
  • Penispumpe zur Vergrösserung des Penis durch ein Vakuum
  • Einspritzen von Wirkstoffen in die Schwellkörper
  • Chirurgische Eingriffe an Penisvenen oder Penisarterien zur Verbesserung der Schwellkörperdurchblutung

Inzwischen wird eine Penisprothese auch für den Aufbau eines künstlichen Glieds herangezogen. Dies kann zum Beispiel nach schweren Penisverletzungen oder bei transsexuellen Menschen vonnöten sein.

Wie macht man eine Penisprothese?

Zu Beginn der Operation wäscht und desinfiziert der Arzt den Intimbereich sorgfältig und deckt den Bereich anschliessend mit sterilen Tüchern ab. Dabei ist der Patient normalerweise in Vollnarkose, er bekommt von dem Eingriff also nichts mit. Im Anschluss eröffnet der Operateur mit einem Schnitt die Schwellkörper im Bereich der Peniswurzel und entfernt das innenliegende Bindegewebe. Dadurch entsteht Platz für das Penis-Implantat aus Kunststoff. In jeden der beiden Schwellkörper wird nun eine solche Prothese eingesetzt.

Eine rigide beziehungsweise semirigide Penisprothese benötigt keine weiteren Vorrichtungen, bei der hydraulischen muss der Arzt jedoch noch das Flüssigkeitsreservoir neben der Harnblase einsetzen und fixieren. Ausserdem bringt er die kleine Pumpe in den Hodensack ein und verbindet alle Teile mit dünnen Schläuchen, damit die Flüssigkeit auch in die künstlichen Schwellkörper fliessen kann. Diese besteht im Normalfall aus Kochsalzlösung oder reinem Wasser. Zuletzt überprüft der Arzt, ob alle Schläuche dicht sind und vernäht die Operationswunde.

Welche Risiken birgt eine Penisprothese?

Beim Eingriff am Penis kann unter anderm die Harnröhre oder Nervenbahnen verletzt werden. Zu lange Prothesen oder auch die Narben der Operation führen in seltenen Fällen dazu, dass der Penis sich nach einer Seite hin krümmt.

Die häufigste Komplikation ist aber eine ander: Bei einem von dreissig ansonsten gesunden Patienten befallen Bakterien oder andere Keime trotz hygienischer Arbeitsweise die neue Prothese. Die Infektion äussert sich vor allem durch Schmerzen, Rötungen, Schwellungen und Funktionseinschränkungen der Penisprothese. In diesem Fall versucht der Arzt, die Infektion mit Antibiotika zu bekämpfen. Meistens reicht diese Behandlung aber nicht aus, weswegen er das Implantat entnimmt. Zu einem späteren Zeitpunkt kann er dann im Rahmen einer weiteren Operation eine neue Penisprothese einsetzen.

Grundsätzlich gilt, dass hydraulische Systeme mit einer höheren Komplikationsrate verbunden sind als semirigide Penisprothesen.

Verletzungen der Eichel

Problematisch ist ausserdem, dass bei der Anwendung einer hydraulischen Penispumpe zwar die Schwellkörper, nicht jedoch die Eichel selbst hart wird. Diese hängt beim künstlich erigierten Glied schlaff nach unten. Das erschwert nicht nur den Geschlechtsverkehr, sondern führt möglicherweise beim Eindringen in die Scheide auch zu Verletzungen an der Eichel.

Druckgeschwüre und Blutungen

Gerade querschnittsgelähmte Patienten oder Diabetiker haben Schwierigkeiten, den Implantatdruck durch zu stark anzuheben, da sie einen möglichen Dehnungsschmerz im Penis nicht beziehungsweise nur vermindert wahrnehmen. Die Folge von zu stark gefüllten oder zu grossen Implantaten sind Gewebeschädigungen, die zu Blutungen oder Geschwüren führen. Auch eine Verletzung der Harnröhre ist dabei möglich.

Was muss ich mit einer Penisprothese beachten?

Gerade in der Anfangszeit nach der Implantation einer Penisprothese sollten Sie beim Geschlechtsverkehr vorsichtig sein, um sich einerseits an die neuen Umstände zu gewöhnen und andererseits das Risiko von Verletzungen zu verringern. Achten Sie ausserdem auf Schmerzen und Rötungen im Bereich der Nähte. Bei möglichen Komplikationen sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Erwartungen an die Penisprothese

Umfragen haben ergeben, dass neun von zehn Frauen mit der Penisprothese ihres Partners zufrieden sind. Auch wenn das grundsätzlich sehr vielversprechend klingt, muss der Arzt vor der Operation darauf hinweisen, dass das Penis-Implantat keine natürliche Erektion erzeugt wie bei einem gesunden Penis. Prothese beziehungsweise Implantat verbessert lediglich den Härtegrad des Penis, er ist aber mit Penisprothese deutlich kürzer oder schmäler als ein normal erigiertes Glied. Obwohl neuere Schwellkörper die Fähigkeit besitzen, sich sowohl in die Breite als auch in die Länge auszudehnen, kann auch eine Penisprothese keine normale Erektion erzeugen. Wenn dies beiden Partnern bewusst ist, ermöglicht die Penisprothese aber ein erfüllendes Sexualleben. 

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Geschwend, E. & Hautmann, R.: Urologie, Springer Verlag, 5. Aufl., 2014
  • Nieschlag, E. et al.: Andrologie – Grundlagen und Klinik der reproduktiven Gesundheit des Mannes, Springer Verlag, 3. Aufl., 2009
  • Schmelz, H. et al.: Facharztwissen Urologie: Differenzierte Diagnostik und Therapie, Springer Verlag, 3. Aufl., 2014
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