Lithotripsie

Von Andreas Hofmann
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Als Lithotripsie bezeichnet man die Zertrümmerung von Gallen-, Harn-, und Nierensteinen. Diese sammeln sich in den Ausführungsgängen der Organe und verursachen starke Schmerzen. Zur Gallen-, Harn- und Nierensteinentfernung stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung. Lesen Sie alles über die Verfahren der Lithotripsie, wann sie durchgeführt werden und welche Risiken sie bergen.

Lithotripsie

Was ist eine Lithotripsie?

Unter einer Lithotripsie verstehen Mediziner die Zertrümmerung von sogenannten Konkrementen, also Ablagerungen wie Nieren-, Harn- oder Gallensteine, die aus verschiedenen Stoffen entstehen. Verursachen diese Beschwerden, kann eine Lithotripsie notwendig werden. Es stehen dabei verschiedene Verfahren zur Auswahl:

  • Extrakorporale Stosswellen-Lithotripsie
  • Harnleiterspiegelung
  • Perkutane Nephrolitholapaxie
  • Gallengangsspiegelung

Wann führt man eine Lithotripsie durch?

Eine Lithotripsie kann notwendig werden, wenn sich innerhalb von Organen Steine (Konkremente) bilden, die der Körper nicht mehr alleine abbauen oder ausscheiden kann. Bei Nierensteinen empfehlen Mediziner beispielsweise ab einem Durchmesser von fünf Millimetern eine Lithotripsie. Bei kleineren Steinen sind meist konservative Massnahmen wie zum Beispiel eine reichliche Flüssigkeitsaufnahme, Wärmeanwendungen oder körperliche Bewegung  ausreichend.

Nieren- und Harnsteine

Für die Harnbildung sind die Nieren verantwortlich. Sie filtern das Blut und scheiden unter anderem Gifte, Salze und überschüssiges Wasser aus. Der Urin fliesst dann über die Harnleiter in die Harnblase, wo er gespeichert wird.

Urin setzt sich aus verschiedenen Stoffen zusammen, die sich bei bestimmten Erkrankungen, geringer Trinkmenge oder falscher Ernährung anreichern und Steine bilden können. Diese finden sich anfangs nur in den Nieren, später lösen sie sich und werden mit den Harn in die Blase gespült. Kleine Steine sind dabei nicht zu spüren, grosse bleiben jedoch im Harnleiter stecken und verursachen dort stärkste krampfartige Schmerzen (Koliken). Ausserdem besteht die Gefahr eines Nierenversagens, weil sich der Harn bis in die Niere zurückstaut und diese schädigt.

Gallensteine

Die Leber bildet unter anderem die Gallenflüssigkeit, die eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung spielt und in der Gallenblase gespeichert wird.

Bei vielen älteren Menschen enthält die Gallenblase Steine, die jedoch meist keine Beschwerden verursachen. Wenn sich ein  Gallenstein löst und in den Gallengang gelangt, können ähnlich wie bei Nierensteinen starke, kolikartige Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Bei Beschwerden werden Gallengangsteine in der Regel endoskopisch operativ entfernt, bei Steinen in der Gallenblase kommt eine Gallenblasenentfernung im Rahmen einer Bauchspiegelung in Betracht. Seltener wird die Lithotripsie eingesetzt.

Was macht man bei einer Lithotripsie?

Schmerzstillende Medikamente verringern nicht nur den Stress des Patienten, sondern entkrampfen auch die Muskulatur der Ausführungsgänge. Dies erleichtert die Ausscheidung des nach der Lithotripsie zertrümmerten Steins.

Extrakorporale Stosswellen-Lithotripsie

Die extrakorporale Stosswellen-Lithotripsie (ESWL) ist ein führendes Verfahren in der Harn- und Nierensteinentfernung. Dabei werden Stosswellen – besonders starke Schallwellen – die mithilfe eines Geräts ausserhalb des Körpers (extrakorporal) erzeugt werden, direkt auf den Stein gerichtet. Dieser zerbricht dadurch in kleine Stücke und kann dann endoskopisch entfernt oder ausgeschieden werden.

Harnleiterspiegelung

Bei einer Harnleiterspiegelung führt der Arzt ein halbstarres oder flexibles Instrument über die Harnröhre und die Blase in den Harnleiter ein. Sobald er den Stein erreicht hat, führt er die Lithotripsie mit einem am Instrument befestigten Laser, der die Stosswellen erzeugt, durch. Mit speziellen Greifinstrumenten werden die einzelnen Bruchstücke herausgeholt oder später mit dem Urin ausgeschieden. Die Harnleiterspiegelung kommt beispielsweise nach einer erfolglosen Stosswellen-Lithotripsie zum Einsatz.

Perkutane Nephrolitholapaxie

Bei der perkutanen Nephrolitholapaxie (PCNL)handelt es sich um eine endoskopische, also operative Nierensteinentfernung in Vollnarkose, bei der nur ein kleiner Schnitt notwendig ist. Der Arzt führt zunächst eine spezielle Schiene in den Harnleiter der betroffenen Seite ein über die der Harn abfliesst. Während der Operation kontrollierter mit einem Ultraschallgerät oder mithilfe eines Computertomografen die Niere. Nun sticht er mit einer Hohlnadel (Kanüle) durch die Haut (perkutan) in Richtung Niere und führt anschliessend durch den Stichkanal ein Nephroskop, also ein Gerät zur Nierenspiegelung, ein. Die eigentliche Lithotripsie erfolgt mit Ultraschall- oder Lasersonden. Die Steinbruchstücke werden über den Harnleiter ausgespült und der Wundkanal vernäht.

Gallengangsspiegelung

Bei einer Gallengangsspiegelung führt der Arzt ein medizinisches Instrument (Endoskop), mit dem er die Lithotripsie im Gallengang durchführt, über den Mund, die Speiseröhre und den Magen in den Dünndarm ein. Dabei kontrolliert er mithilfe eines Röntgengerätes den gemeinsamen Ausführungsgang der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse, der in den Dünndarm mündet. Um eine erneute Blockade des Gallengangs zu verhindern, erweitert der Chirurg mit einem Schnitt oftmals die Mündung des Ausführungsganges am Dünndarm. Die Steinbruchstücke werden mithilfe des normalen Galleflusses meist über den Darm ausgeschieden.

Welche Risiken birgt eine Lithotripsie?

Bei der extrakorporalen Stosswellen-Lithotripsie können Schmerzen entstehen, die mit Schmerzmitteln behandelt werden. Neben Blutungen können als mögliche Folge der Behandlung Störungen des Herzrhythmus auftreten.

Kurzzeitig kann sich nach der Harnleiterspiegelung Blut im Urin befinden, gelegentlich leiden die Patienten unter Fieber und bekommen Antibiotika verordnet. In sehr seltenen Fällen wird während des Eingriffs der Harnleiter – bis hin zu einem kompletten Riss –  verletzt. Sehr selten vernarbt der Harnleiter nach der Lithotripsie so sehr, dass der Urin nicht mehr in die Blase fliessen kann und sich bis in die Niere zurückstaut.

Bei einer Gallengangsspiegelung kann das Endoskop die Darmwand oder Gallengänge verletzen oder durchstossen. Grössere Verletzungen müssen erneut operiert werden. Auch Blutungen, Infektionen der Gallenwege oder eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung sind nach der Lithotripsie im Rahmen einer Gallengangsspiegelung möglich.

Sofern die Ursache der Steinbildung weiter besteht, können nach der Lithotripsie wieder Steine auftreten und eine erneute oder erweiterte Therapie notwendig machen.

Was muss ich nach einer Lithotripsie beachten?

Nach einer Lithotripsie sollten Sie auf Warnzeichen achten, um Komplikationen schnell zu bemerken. Dazu zählen zum Beispiel Schmerzen, Unwohlsein oder Blut im Urin. Nach der Entfernung von Gallensteinen im Rahmen einer Gallengangsspiegelung sollten Sie ausserdem auf roten beziehungsweise schwarz gefärbten Stuhl sowie auf Durchfälle achten. Suchen Sie in diesen Fällen sofort Ihren Arzt auf.

Um eine erneute Steinbildung mit einer weiteren Lithotripsie zu vermeiden, sind insbesondere die Behandlung einer möglichen Grunderkrankung und eine angepasste Ernährung hilfreich. Dazu gehören  beispielsweise eine salz- und eiweissarme Diät und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Hautmann, R. & Gschwend, J.: Urologie, Springer Verlag, 5. Aufl., 2014
  • Herold, G.: Innere Medizin 2015, Selbstverlag, 1. Auflage, 2015
  • Hofmann, R. et al.: Ultraschall in der Urologie, Springer Verlag, 2012
  • S2k-Leitlinie „Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe“. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (Gültig bis 31.03.2018)
  • Schmelz, H. et al.: Facharztwissen Urologie: Differenzierte Diagnostik und Therapie, Springer Verlag, 3. Aufl., 2014
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