Liposuktion

Von 
und , Medizinjournalistin
Dr. med. Philipp Nicol

Dr. med. Philipp Nicol ist freier Autor der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Als Liposuktion (Fettabsaugung) bezeichnet man die operative Entfernung von Fettgewebe. Meist geschieht dies aus kosmetischen Gründen. Manchmal können aber auch krankhafte Veränderungen wie Lipödeme eine Fettabsaugung nötig machen. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Liposuktion, welche Risiken sie birgt, welche Kosten damit verbunden sind und wann die Kassen den Eingriff bezahlen.

Liposuktion

Was ist eine Liposuktion?

Bei der Liposuktion wird überschüssiges Fett mithilfe einer kleinen Kanüle abgesaugt. Das Verfahren wird seit den 1970er Jahren  angewandt, und inzwischen ist die Liposuktion eine der häufigsten kosmetischen Operationen. Man unterscheidet verschiedene Techniken der Liposuktion:

  • Feuchte Liposuktion (Tumeszens-Liposuktion): Fettabsaugung nach Spülung mit einer Mischung aus Arzneimitteln zur lokalen Betäubung, Adrenalin und Bicarbonat. Diese Technik ist Mittel der Wahl zur Fettabsaugung.
  • Trockene Liposuktion: Fettabsaugung ohne vorherige Spülung

Zusätzlich können Ultraschallbehandlungen das Fettgewebe aufweichen und so das anschliessende Absaugen erleichtern. Dazu zählen die "Power Assisted Liposuction" (PAL), die "Ultraschall-assistierende Aspirationslipektomie" (UAL) und die "Vibrations-assistierte Liposuktion" (VAL).

Liposuktion: Indikationen

Die Liposuktion kann man einsetzen:

  • bei krankhafter, nicht ernährungsbedingter Fettgewebsvermehrung (z. B. Lipödem - tumor- oder hormonell bedingt)
  • als Vorbereitung bei einer plastischen Operation ("Lappenmobilisierung")
  • zur Fettgewinnung bei Eigenfetttransplantation (z. B. bei Narbenkorrektur)

Orangenhaut (Cellulite) kann durch eine Fettabsaugung meist nicht reduziert werden. Die Dellen können sich nach der Fettabsaugung sogar verstärken, so dass die Cellulite stärker sichtbar wird.

Liposuktion: Kontraindikationen

In folgenden Fällen sollte keine Liposuktion durchgeführt werden:

Liposuktion bei Übergewicht

Eine alleinige Fettabsaugung ist nicht zur Gewichtsabnahme geeignet und kein Ersatz für eine Diät oder körperliche Bewegung. Sie hat in erster Linie kosmetische Effekte.

Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass das entfernte Fett im Übermass nachgebildet werden kann. Der Mechanismus dahinter ist unklar. Vermutlich sorgen die durch das vorherige Übergewicht weiter bestehenden hormonellen Signale für den erneuten Fettaufbau. Dem können Sie am besten über eine veränderte Ernährung und verstärkte körperliche Bewegung entgegenwirken!

Welche Risiken birgt eine Fettabsaugung?

Die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen hängt unter anderem mit der Menge des entfernten Fettgewebes zusammen. Das lokale Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) und Adrenalin können die Funktion des Herz-Kreislaufsystems beeinträchtigen. Versehentliche Verletzungen von Bauchorganen und Blutgefässen können zu Infektionen und Embolien führen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Komplikationen bei einer Liposuktion oft aufgrund von folgenden Fehlern auftraten:

  • mangelnde Hygiene mit nachfolgenden Infektionen
  • zu grosse Mengen abgesaugten Fettes (über 4000 ml in einem Eingriff)
  • keine ausreichende Überwachung während und nach der OP

Deswegen sollten Sie vor dem Eingriff sicherstellen,

  • dass der Operateur nur die gewünschte Menge Fett absaugt (denn häufig erfolgt die Vergütung der Operateure in Abhängigkeit der Menge des abgesaugten Fettes).
  • dass Sie den Eingriff in einer Praxis oder Klinik durchführen lassen, wo Sie 24 Stunden nach dem Eingriff überwacht werden.

Bedenken Sie auch, dass es durch Fettabsaugung zu Narben, Blutungen, Blutergüssen, verstärkter Dunkelfärbung der Haut (Hyperpigmentierung), Nervenverletzungen und Wundheilungsstörungen kommen kann. Auch Verhärtungen sind nach einer Liposuktion möglich. Bis zu 20 Prozent der Eingriffe resultieren in kosmetisch unbefriedigenden Ergebnissen (z.B. asymmetrisches Hautniveau mit "Kopfsteinpflaster"-ähnlichem Aussehen).

Um die genannten Risiken zu umgehen, bieten immer mehr Institute Methoden zur Fettabsaugung ohne OP an. Dazu gehören zum Beispiel Injektionen mit speziellen Wirkstoffen zum Abbau von Fettzellen ("Fett-weg-Spritze") sowie die Laserunterstützte Liposuktion, bei der zusätzlich zur Fettabsaugung Fettzellen mit dem Laser eliminiert werden.

Wo ist eine Fettabsaugung möglich?

Theoretisch lässt sich jedes Fettpolster absaugen. Besonders häufig und einfach zu behandeln sind Fettdepots per Fettabsaugung am Bauch (auch beim Mann), an den Beinen, insbesondere den Oberschenkeln (Reiterhosen), an den Knieinnenseiten sowie an der Hüfte. Auch die Fettabsaugung im Gesicht, etwa am Kinn, das Fettabsaugen an "Hamsterbacken" und am Hals gehören zum Standardrepertoire vieler Anbieter - ebenso wie die Fettabsaugung an den Oberarmen, am Rücken, an der Taille und am Po. Möglich ist es ausserdem, am Knie Fett abzusaugen, und auch die Waden sind für eine Fettabsaugung geeignet.

Einige Ärzte bieten eine kombinierte Bauchdeckenstraffung mit Fettabsaugung an. Dies sollte jedoch nach allgemeiner Empfehlung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen in zwei separaten Eingriffen erfolgen, um das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.

Grundsätzlich sollte eine Liposuktion immer von einem erfahrenen Facharzt durchgeführt werden, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Häufig sind dies plastische Chirurgen oder Dermatologen. Lassen Sie sich Zeit bei der Auswahl des richtigen Operateurs. Lesen Sie zum Beispiel Erfahrungsberichte im Internet oder fragen Sie Betroffene.

Besprechen Sie mit dem Arzt im Vorfeld den genauen Umfang der Fettabsaugung. Äussern Sie klar Ihre Wünsche und Vorstellungen. Nur dann kann der Mediziner einschätzen, ob diese Ziele realistisch zu erreichen sind, sodass Sie hinterher nicht die Fettabsaugung als misslungen betrachten.

Fragen Sie den Arzt auch, ob ein Anästhesist die OP begleiten wird, der bei Komplikationen schnell eingreifen kann - insbesondere, wenn Sie die Liposuktion ambulant machen lassen.

Was kostet eine Fettabsaugung und wer trägt die Kosten?

Die Kosten für die Fettabsaugung hängen davon ab, wie umfangreich der Eingriff ist und ob nur eine oder gleich mehrere Körperstellen per Fettabsaugung behandelt werden sollen. Wird zum Beispiel eine Fettabsaugung am Bauch durchgeführt, ist mit höheren Liposuktion-Kosten zu rechnen als etwa bei einer begrenzten Fettabsaugung am Kinn.

Zu den OP-Kosten kommen weitere Kosten hinzu, beispielweise für die Voruntersuchung und Nachbehandlung.

Eine Liposuktion aus kosmetischen Gründen muss man in Deutschland, Österreich und in der Schweiz aus eigener Tasche bezahlen. Die Kosten für eine operative Fettabsaugung bei einem Lipödem können unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenversicherung (anteilig) übernommen werden.

Was macht man bei einer Liposuktion?

Vor der Operation markiert der Arzt mit einem Stift die entsprechenden Areale zum Fettabsaugen (Oberschenkel, Bauch usw.) auf der Haut. Bei der Liposuktion wird dann über einen kleinen Hautschnitt eine wenige Millimeter dicke Kanüle in das Fettgewebe vorgeschoben. Über sie wird Spülflüssigkeit mit Betäubungsmittel, Bicarbonat und Adrenalin im Verhältnis 1:1 zum abgesaugten Fett eingespritzt.

Während das in der Spülung enthaltene Betäubungsmittel wirkt, sorgt das Bicarbonat für ein Aufplatzen der Fettzellen und erleichtert dadurch das Absaugen. Das Adrenalin verringert den Blutverlust. Nach einer Einwirkzeit von ungefähr einer Stunde werden Fett und Flüssigkeit abgesaugt. Insgesamt sollten nicht mehr als vier Liter Fett abgesaugt werden.

Der Eingriff dauert zwischen 20 Minuten und zwei Stunden.

Was muss ich nach einer Liposuktion beachten?

Schmerzen und Blutungen nach der Fettabsaugung sind normal und vergehen meist rasch. Wie lange es zu Wassereinlagerungen nach der Fettabsaugung kommt, hängt von der professionellen Nachbehandlung mit Kompressionsmaterialien ab. In der Regel wird noch auf dem Operationstisch ein Kompressionsverband oder eine festes Mieder nach der Fettabsaugung angelegt. Dadurch kann sich die Haut nach dem Eingriff besser zusammenziehen.

Zudem verhindert der Verband, dass sich die beim Fettabsaugen entstandenen Hohlräume mit Gewebsflüssigkeit füllen oder andere sichtbare Nachwirkungen entstehen. Gefördert wird auch die langfristige Heilung mithilfe der Kompressionstherapie. Rund sechs bis acht Wochen sollten Sie Kompressionsstrümpfe bzw. Kompressionshosen tragen.

Nach grösseren OPs sollten Sie 24 Stunden überwacht werden, sodass im Notfall schnell eingegriffen werden kann. Blutungen nach der Operation fallen unter Umständen nicht sofort auf. Anzeichen dafür können Schwindel, Schwäche, Übelkeit, Schwitzen oder Herzrasen sein, besonders wenn Sie sich aufsetzen. Gehen Sie sofort zum Arzt, wenn Sie diese Symptome nach einer Fettabsaugung bemerken.

Fahren Sie direkt nach der Operation nicht selber mit dem Auto. Auf Vollbäder sollten Sie für einige Wochen verzichten. Auch körperliche Anstrengungen und sportliche Aktivitäten sollten - vor allem nach grösseren Eingriffen - für etwa vier Wochen ausgesetzt werden.

Nach ein bis zwei Wochen wird der Arzt die erste Kontrolle durchführen und die Fäden entfernen. Eine weitere kosmetische Kontrolle folgt nach drei bis vier Monaten, wenn die grösstmögliche Hautschrumpfung eingetreten ist.

Die Heilungszeit nach der Fettabsaugung kann mehrere Wochen beanspruchen. Bis sich erste sichtbare Ergebnisse nach der Fettabsaugung einstellen, können vier bis sechs Monate vergehen. Manchmal zeigt sich das finale Resultat erst nach einem oder sogar 1,5 Jahren.

Spezielle Cremes oder Salben zur Pflege der Haut sind nach dem Fettabsaugen in der Regel nicht nötig. Wenn die Rückbildung der überschüssigen Haut nach einer Liposuktion nicht zufriedenstellend verläuft, kann im Anschluss eine operative Hautstraffung erfolgen. Seriöse Ärzte warten aber mehrere Monate, bevor sie diese Behandlung empfehlen.

Fazit

Eine Fettabsaugung birgt immer ein Risiko. Wenn Sie sich aber von einem ausgewiesenen Spezialisten behandeln lassen, verringert sich dieses Risiko. Zudem stehen dann die Chancen gut, dass die Liposuktion zu kosmetisch guten Ergebnissen führt.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. med.  Philipp Nicol

Dr. med. Philipp Nicol ist freier Autor der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Baier, P.: Majorkomplikationen und Todesfälle nach kosmetischer Liposuktion im deutschsprachigen Raum zwischen 1998 und 2002 (Dissertation Universität Bochum, 2010)
  • Berger, A. & Hierner, R.: Plastische Chirurgie, Springer Verlag, 2017
  • British Association of Plastic Reconstructive and Aesthetic Surgeons (BAPRAS): "Summary document on liposuction safety & recommendations" (Stand: 2020), unter: www.bapras.org.uk
  • Coleman, W.P. et al.: “Guidelines of care for liposuction”, in: J Am Acad Dermatol 2001;45:438-47
  • Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen: "Allzu viel ist ungesund: Bauchdeckenstraffung und Fettabsaugung stellen zusammen eine Kombination potentieller Komplikationen dar", Pressemitteilung vom 28.03.2009, unter: www.dgpraec.de
  • Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC): Fettabsaugung/Liposuktion, unter: www.dgaepc (Abruf: 01.04.2022)
  • Gemeinsamer Bundesausschuss: Abschlussbericht Beratungsverfahren nach § 135 Absatz 1, § 137c und § 136 Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 SGB V Liposuktion bei Lipödem im Stadium III, Stand: Dezember 2019, unter: www.g-ba.de
  • Grazer, F. und de Jong, R.: Fatal outcomes from liposuction: census survey of cosmetic surgeons, in: Plastic and Reconstructive surgery 2000, Jan;105(1):436-46
  • Kardorff, B.: Selbstzahlerleistungen in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin, 2. Auflage, Springer Verlag 2015
  • Metelmann, H. R. und Hammes, S.: Lasermedizin in der Ästhetischen Chirurgie, Springer Verlag 2015
  • S1-Leitlinie "Lipödem" der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (Stand: 2015; in Überarbeitung)
  • Schweizerische Eidgenossenschaft: Anhang 1 der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV), Ausgabe vom 1. Januar 2022, unter: www.bag.admin.ch
  • Shiffman, M. & Di Giuseppe, A.: Liposuction – Principles and Practice, Springer Verlag, 2013
  • Verein ChronischKrank Österreich: Lipödem Österreich (Stand: 2015), unter: https://chronischkrank.at
  • Vereinigung Lipödem Schweiz: Broschüre "Lipödem - Krankheitsbild und Therapiemöglichkeiten" (Stand: März 2017), unter: www.lv-schweiz.ch
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