Kompressionsverband

Von Lena Machetanz, Ärztin
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Ein Kompressionsverband ist ein aus elastischen Binden bestehender Verband, der an den Beinen angelegt wird. Er verbessert die Pumpfunktion der Venen und steigert den Abstrom von Blut und Lymphflüssigkeit. Lesen Sie, wann ein Kompressionsverband angelegt wird.

Kompressionsverband

Was ist ein Kompressionsverband?

Ein Kompressionsverband ist ein Wickelverband aus elastischen Stoffbinden. Er wird um ein Bein gelegt wird, wobei man einen optimal dosierte Kompression erzeugen kann. Diese Kompression unterstützt den Rückstrom von Blut aus den tiefen Beinvenen zum Herzen. Zusätzlich wird die Aufnahme von Gewebeflüssigkeit in die Lymphgefässe durch den Kompressionsverband gefördert.

Man unterscheidet verschiedene Techniken bei der Kompressionstherapie. Es zählen dazu:

  • Kompression nach Pütter
  • Kompression nach Fischer
  • Kompression mit Kornährenverband

Ein Kompressionsverband kann sowohl von einem Arzt oder einer Ärztin als auch von entsprechend geschultem Pflegepersonal angelegt werden.

Wann legt man einen Kompressionsverband an?

Grundsätzlich werden Kompressionsverbände zum Beispiel nach Operationen zur Vorbeugung von Wasseransammlungen (Ödemen) und Blutgerinnseln (Thrombosen) angelegt. Bei folgenden Konstellationen kommt er zum Einsatz:

Ein Kompressionsverband darf nicht angelegt werden, wenn durch den Druck, den der Verband auf das Gewebe ausübt, eine Mangeldurchblutung entstehen könnte. Dieses Risiko besteht zum Beispiel bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) oder einer Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizienz). Auch bei Venenverschlüssen oder schweren Störungen des Berührungsempfindens ist ein Kompressionsverband nicht sinnvoll.

Kompressionsverband oder Kompressionsstrumpf?

Sowohl der Kompressionsverband als auch der Kompressionsstrumpf fördern den Rückstrom von venösem Blut und Lymphflüssigkeit aus den Beinen zum Körperstamm. Mit dem Kompressionsverband lassen sich geschwollene Beine zunächst gut entstauen, da er sich mit jedem Wickeln dem aktuellen Schwellungszustand des Beines anpasst. Der Kompressionsstrumpf kann leichter angelegt werden, also auch vom Patienten selbst. Somit kommt der Strumpf oft in der Dauertherapie zum Einsatz.

Was macht man bei einer Kompressionstherapie?

Zuerst entkleidet sich der Patient, sodass die Beine behandelt werden können, und legt sich auf den Rücken. Der Arzt hebt nun das Bein und winkelt den Fuss des Patienten im Sprunggelenk um 90° an.

Kompressionsverband: Wickeltechnik nach Pütter

Der Arzt beginnt nun mit dem Anlegen des Verbandes und wickelt dazu die erste Stoffbinde knapp unterhalb der Zehen, beginnend von innen nach aussen, um den Vorfuss. Die Zehen bleiben frei, damit der Arzt kontrollieren kann, ob sie ausreichend durchblutet werden. Anschliessend werden Fuss und Unterschenkel aufsteigend rundherum umwickelt. Auf Höhe des Knies fixiert der Arzt die Binde mit einem Pflasterstreifen, damit sie bei Bewegung nicht verrutscht und wickelt vom Aussenknöchel aus eine zweite Stoffbinde in gegenläufiger Richtung der ersten Binde nach oben. Auch hier wird das Ende mit einem Pflasterstreifen oder einer Heftklammer befestigt. Der Kompressionsverband nach Pütter bedeckt nur Fuss und Unterschenkel, es kann aber auch der Oberschenkel mit einbezogen werden. Dazu umwickelt der Arzt den Oberschenkel vom Knie aufwärts bis zur Leiste mit zwei bis drei weiteren Binden.

Kompressionsverband: Wickeltechnik nach Fischer und Kornährenverband

Bei der Wickeltechnik nach Fischer werden die Stoffbinden streng spiralförmig um das Bein gelegt, während beim Kornährenverband die Binden achtenförmig um das Bein laufen.

Kompressionsverband richtig anlegen

Grundsätzlich sollte ein Kompressionsverband nach folgendem Muster angelegt werden:

  • Die einzelnen Binden müssen sich überlappen und sollten faltenfrei sein.
  • Das Sprunggelenk sollte rechtwinklig positioniert sein.
  • Der Anpressdruck der Stoffbinden sollte vom Fuss bis zum Knie hin abnehmen.
  • Der Verband darf keine Druckstellen, Schnürfurchen oder Schmerzen verursachen.
  • Die Ferse sollte bedeckt sein.
  • Empfindliche Körperstellen, wie zum Beispiel Knochenvorsprünge, sollten ausreichend mit Watte gepolstert werden.

Welche Risiken birgt ein Kompressionsverband?

Bei zu festem Anlegen des Verbandes wird das Bein nur noch schlecht durchblutet und Gewebe kann absterben (Nekrose). Ausserdem können Druckschäden an Nerven entstehen. Störungen des Berührungsempfindens, Taubheitsgefühle oder schmerzhaftes Kribbeln sind die Folge. Um Komplikationen zu vermeiden, kontrolliert der Arzt regelmässig den Verband.

Was muss ich mit einem Kompressionsverband beachten?

Beim Anlegen des Kompressionsverbandes sollten Sie bereits darauf achten, ob der Verband drückt, einschneidet oder Schmerzen verursacht. Gehen Sie dazu auch einige Zeit umher, und kontrollieren Sie danach erneut, ob der Verband verrutscht oder aber zu fest gewickelt ist. Achten Sie auf Kribbeln oder Taubheitsgefühle – sie können ein Zeichen für eine Mangeldurchblutung des Beines sein. Bei Beschwerden sollten Sie rasch Ihren Arzt informieren. Hat sich die Schwellung des Beines im Laufe der Zeit zurückgebildet, kann Ihnen der Arzt statt dem Kompressionsverband auch angefertigte Kompressionsstrümpfe verschreiben.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Kirschnick, O.: Pflegetechniken von A-Z, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2010.
  • Leitlinie „Phlebologischer Kompressionsverband (PVK)“, Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (Stand 2009)
  • Thiemes Altenpflege in Lernfeldern, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2008.
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