Hemikolektomie

Von Andreas Hofmann
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Eine Hemikolektomie ist die chirurgische Entfernung eines Teils des Dickdarmes. Diese Operation kommt beispielsweise bei Darmkrebs oder chronischen Entzündungen des Dickdarms zur Anwendung. Lesen Sie alles über das Operationsverfahren, wann es durchgeführt wird und welche Risiken es birgt.

Hemikolektomie

Was ist eine Hemikolektomie?

Bei der Hemikolektomie wird ein Teil des Dickdarms operativ entfernt. Der verbleibende Teil trägt aber weiter zur Verdauung bei. Das ist der wesentliche Unterschied zur sogenannten Kolektomie, also der Darmentfernung des gesamten Colons ab dem Dünndarm. Je nachdem, welches Stück entnommen wird, sprechen Mediziner von einer „Hemikolektomie rechts“ beziehungsweise einer „Hemikolektomie links“.

Der Aufbau des Dickdarms

Der Dickdarm hat die Aufgabe dem Speisebrei, der aus dem Dünndarm (Ileum) kommt, Wasser zu entziehen. Auf dem Weg zum Enddarm mengt er dem Kot zusätzlich Schleim bei, damit dieser besser gleiten kann. Gleichzeitig ist der Dickdarm von zahllosen Bakterien bevölkert, die helfen, Ballaststoffe zu verdauen und das Immunsystem zu trainieren. Um diesen Funktionen nachzukommen, besteht der menschliche Dickdarm aus folgenden Abschnitten:

  • Grimmdarm (Kolon):
    • Blinddarm (Coecum): Ist an der Schnittstelle zwischen Dünn- und Dickdarm zu finden
    • aufsteigender Teil (Colon ascendens): führt vom rechten Unterbauch in den Oberbauch
    • Querteil (Colon transversum): verläuft vom rechten Oberbauch zum linken Oberbauch
    • absteigender Teil (Colon descendens): führt vom linken Oberbauch in den rechten Unterbauch
    • Sigma (Colon sigmoideum): dieser S-förmige Teil verbindet den Dick- mit dem Enddarm
  • Mastdarm / Enddarm (Rektum): letzter Abschnitt, der zum Anus führt (der Mastdarm wird bei der Hemikolektomie üblicherweise nicht entfernt)

Wann führt man eine Hemikolektomie durch?

Grundsätzlich versuchen Ärzte, so wenig Darm wie möglich zu entfernen. Ist das aufgrund der Ausdehnung einer Erkrankung aber nicht möglich, bedarf es einer Hemikolektomie oder sogar einer kompletten Kolektomie.

Ein häufiger Operationsgrund ist eine Krebserkrankung des Dickdarms, zum Beispiel das kolorektale Karzinom. Hierbei gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich zu entfernen. Allerdings ist es wichtig, einen grossen Sicherheitsabstand einzuhalten, um den Krebsherd vollständig zu entfernen. Dies wird oftmals nur durch eine Hemikolektomie gewährleistet.

Neben Dickdarmkrebs kann eine Hemikolektomie auch durch andere Krebsformen notwendig werden. Nämlich, wenn sich im Dickdarm Metastasen gebildet haben. Das passiert etwa beim Eierstockkrebskrebs oder Tumoren im Bereich der Nieren.

Ein weiterer Grund für eine Hemikolektomie sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Hierbei sind Teile des Dickdarms chronisch entzündet, was zu Beschwerden wie Blutungen und Durchfällen bis hin zu Stuhlinkontinenz führen kann. Sind medikamentöse Therapien ausgereizt, ist es in manchen Fällen notwendig werden, die betroffenen Darmteile zu entfernen.

Auch eine Divertikulitis, bei der sich Ausstülpungen der Darmwand entzünden, kann Anlass für eine Hemikolektomie bieten. Ebenso machen gelegentlich Blutungen oder ein Gefässverschluss, bei dem das Darmgewebe nicht mehr mit Blut versorgt wird, eine Hemikolektomie notwendig.

Was macht man bei einer Hemikolektomie?

Bei einer Hemikolektomie wird der Patient in Vollnarkose operiert. Er bekommt von der Operation also nichts mit und hat keine Schmerzen. Bevor der Operateur mit dem eigentlichen Eingriff beginnt, bekommt der Patient intravenös ein Antibiotikum verabreicht. So sollen Entzündungen verhindert werden, die durch die hohe Bakteriendichte im Darm bei einer Darmoperation entstehen können. Nachdem die Haut vollständig desinfiziert wurde, öffnet der Chirurg die Bauchhöhle mit einem grossen Schnitt die Mitte des Bauches. Dann wird das Darmgewebe herausgelöst, inklusive der Blut- und Lymphversorgung des entsprechenden Darmabschnittes. Grundsätzlich unterscheidet man dabei grob zwei Formen der Hemikolektomie:

  • Rechtsseitige Hemikolektomie: Es wird der Bereich zwischen dem Ende des Dünndarms und dem Colon transversum entfernt.
  • Linksseitige Hemikolektomie: Dabei wird der Darmabschnitt zwischen Colon transversum und Colon sigmoideum entfernt.

Um die Verdauung nach der Operation weiter zu ermöglichen, werden die offenen Darmenden anschliessend dicht miteinander vernäht, sodass der Speisebrei wieder hindurch wandern kann. Diesen Vorgang bezeichnet man bei der Hemikolektomie rechts als Ileotransversostomie, da hier der Dünndarm (Ileum) mit dem Colon transversum vernäht wird. Bei der Hemikolektomie links wird diese Verbindung auch als Transversosigmoideostomie bezeichnet. In seltenen Fällen ist es notwendig, zusätzlich noch einen künstlichen Darmausgang anzulegen.

Im Anschluss überprüft der Chirurg, ob die Naht dicht ist und keine grösseren Nachblutungen auftreten. Dies kann er beispielsweise mit einer Darmspiegelung erkennen, die noch während der Operation erfolgt. Bevor der Bauch verschlossen wird, legt der Arzt meist noch sogenannte Drainagen ein. Das sind Schläuche, die das Wundwasser sammeln und abführen. Dies unterstützt nach einer Hemikolektomie die schnelle Wundheilung.

Welche Risiken birgt eine Hemikolektomie?

Wie jede Operation birgt auch die Hemikolektomie Risiken. So kann es trotz grosser Sorgfalt bei der Desinfektion zu Infektionen im Bereich der Nähte kommen, wenn natürlich vorkommende Bakterien aus dem Darm in die Wunde gelangen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer Entzündung des Bauchfells und zu einer Blutvergiftung führen. Dies wird aber durch die vorbeugende Gabe von Antibiotika in den meisten Fällen verhindert.

Auch kann es während oder nach der Hemikolektomie im Bereich der Wunden stark bluten. Im ersteren Fall kommen noch während der OP Blutkonserven zum Einsatz, bei Nachblutungen muss aber schnell erneut operiert werden, um die Blutung zu stoppen.

Da es sich bei der Hemikolektomie um einen grossen Eingriff handelt, können während der OP auch andere Organe wie der Dünndarm oder Nerven verletzt werden.

Eine langfristige Komplikation sind narbige Verwachsungen im Bereich der Nähte. Diese können im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss führen, wodurch der Stuhl nicht mehr weiter befördert werden kann (Briden-Ileus). In diesem Fall ist meist ein weiterer Eingriff notwendig.

Künstlicher Darmausgang
Aufgrund der Ileotransversostomie beziehungsweise der Transversosigmoideostomie muss im Normalfall kein künstlicher Darmausgang angelegt werden, da der Stuhl weiterhin auf natürlichem – wenn auch verkürztem – Wege zum Enddarm befördert wird. Wenn es aber während der Hemikolektomie zu Komplikationen kommt, kann die vorübergehende oder manchmal auch dauerhafte Anlage eines künstlichen Darmausgangs notwendig sein.

Was muss ich nach einer Hemikolektomie beachten?

Auch wenn Sie nach einer solch umfangreichen Operation noch sehr schwach sind, sollten Sie die Bettlägerigkeit so kurz wie möglich halten, um den Körper schneller wieder zu mobilisieren. In den Wochen nach der Operation ist es allerdings besser, Sie verzichten auf das Heben schwerer Lasten, um die Hautnaht am Bauch nicht zu schädigen.

Während des Krankenhausaufenthalts werden Sie bei schwierigen Tätigkeiten vom Pflegepersonal unterstützt, zum Beispiel bei der Körperpflege oder beim Ankleiden. Es ist ausserdem sehr wichtig, dass Sie auf Warnzeichen wie Schmerzen, Fieber, Schwäche oder eine harte Bauchdecke zu achten, da diese Symptome auf drohende Komplikationen hinweisen können. Informieren Sie in diesem Fall dringend einen Arzt, am besten Ihren Chirurgen, der den Eingriff durchgeführt hat..

Kostaufbau und Verdauung

Sofern es bei der Hemikolektomie keine Komplikationen gab, können Sie schon wenige Stunden nach der Operation unter medizinischer Beobachtung wieder mit dem Kostaufbau beginnen. Am Anfang besteht die Nahrung zwar nur aus Flüssigkeit, zum Beispiel Tee und Brühe, doch schon am nächsten Morgen gibt es oftmals ein kleines Frühstück. Dies hat den Vorteil, dass Ihr Magen-Darm-Trakt schnell wieder aktiv wird und sich leichter umgewöhnen kann.

Grundsätzlich müssen Sie zunächst auf stark blähende Lebensmittel, zum Beispiel faserhaltige Gemüse wie Kohl, verzichten, um die Nähte nicht zu stark zu beanspruchen. Was Sie am Anfang essen sollten und was nicht, erfahren Sie bei einer Ernährungsberatung. Meist wird diese noch während des Krankenhausaufenthalts nach der Hemikolektomie angeboten. Der Stuhl wird nach der OP meistens weicher, weil der Eindickungsvorgang durch den verkürzten Dickdarm abgekürzt ist. Meist findet Stuhlgang deshalb mehrmals täglich statt. Im Normalfall normalisiert sich das aber nach einiger Zeit, da sich der Dickdarm nach einer Hemikolektomie an die neuen Gegebenheiten anpasst.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Quellen:
  • Korenkov, M. et al.: Gastrointestinale Operationen und technische Varianten, Springer, 2013
  • Leitlinienprogramm Onkologie: Patientenleitlinie – Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium (Stand Dezember 2014)
  • S3-Leitlinie „Kolorektales Karzinom“, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (Stand August 2014)
  • Schwarz, N. & Reutter, K.: Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thieme, 7. vollständig überarbeitete Auflage, 2012
  • Siewert, J. et al.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie, Springer, 3. Auflage, 2011
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