Apherese

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Die  Apherese (Blutwäsche) ist ein Verfahren, mit dem Blutbestandteile oder krankheitsverursachende Stoffe aus dem Blut entfernt werden.  Lesen Sie alles über die Apherese, wie sie funktioniert und welche Risiken sie birgt.

Apherese

Was ist eine Apherese?

Die Apherese ist ein Verfahren, das aus Blut oder Blutplasma gezielt Blutbestandteile oder krankheitsverursachende Stoffe entfernt. Dies geschieht ausserhalb des Körpers (extrakorporal) – mit Hilfe einer Apheresemaschine. Das gereinigte Blut beziehungsweise Blutplasma fliesst danach wieder in den Körper. Apheresen werden unterschieden in:

  • Erythrozytapherese:Gewinn von roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
  • Leukapherese: Gewinn von weissen Blutkörperchen (Leukozyten)
  • Stammzellapherese: Gewinn von Stammzellen
  • Thrombozytapherese: Gewinn von Blutplättchen (Thrombozyten)
  • Plasmapherese: Abtrennung des Blutplasmas vom Vollblut
  • Lipidapherese oder LDL-Apherese: Abtrennung von Cholesterin und Blutfetten
  • Apherese krankheitsverursachender Substanzen

Blut und Blutbestandteile

Vollblut besteht zu etwa 45 Prozent aus festen Bestandteilen, etwa 55 Prozent macht das Blutplasma aus, das als Transportmedium für Glukose (Zucker), Lipide (Fette), Proteine (Eiweiss), Hormone, Gerinnungsfaktoren und gelöste Gase dient.  Die festen Bestandteile des Blutes werden durch Zentrifugieren vom Plasma abgetrennt – sie setzen sich zusammen aus:

  • Erythrozyten:Rote Blutkörperchen, die den Sauerstoff zu den Zellen transportieren.
  • Leukozyten:Weisse Blutkörperchen, die für die Immunabwehr verantwortlich sind.
  • Thrombozyten:Blutplättchen, die das Blut bei Verletzungen gerinnen lassen.

Wann führt man eine Apherese durch?

Grundsätzlich lassen sich zwei Aphereseverfahren unterscheiden:

Präparative Apherese

Bei der präparativen Apherese werden Blutbestandteile zur späteren Verwendung als Therapeutikum gewonnen. Hierzu zählen vor allem Thrombozyten,Stammzellen, Erythrozyten und Leukozyten. Die Stammzellapherese ersetzt mittlerweile die Knochenmarkentnahme bei Krebspatienten, bei denen im Rahmen einer Chemo- oder Stahlentherapie das blutbildende System geschädigt wird. Die so gewonnenen Stammzellen werden dem Patienten nach der Therapie wieder zugeführt und beginnen den Neuaufbau des Blutes. Bei autologen Spenden handelt es sich, im Gegensatz zur allogenen Spende, bei Spender und Empfänger und dieselbe Person.

Therapeutische Apherese

Die therapeutische Apherese ist ein Reinigungsverfahren zur Entfernung von Stoffen aus dem Blut. So reinigt der Arzt bei der Lipidapherese das Blut bei schweren Fettstoffwechselstörungen zum Beispiel von LDL (low density lipoproteins) – einem Transporter für Cholesterin oder andere Fette. Die Lipidapherese kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Blutfettwerte durch Diät oder Medikamente nicht mehr gesenkt werden können. Bei Störungen der Nierenfunktion kommt als sogenanntes Nierenersatzverfahren die Dialyse zum Einsatz und reinigt das Blut von giftigen Stoffen. Die Leukapherese vermindert einen Überschuss an Leukozyten bei Krebserkrankungen des blutbildenden Systems (Leukämien). Greifen im Rahmen von Immunkrankheiten Zellen den eigenen Körper an, können diese durch die Plasmapherese entfernt werden.

Was macht man bei einer Apherese?

Vor allen präparativen Apheresen klärt Sie der Arzt über das Verfahren, mögliche Nebenwirkungen und Gefahren auf. Ausserdem achtet der Arzt bei der Abklärung der Krankengeschichte (Anamnese) besonders darauf, dass Sie  keine Magen-Darm-Erkrankungen, Allergien, Krampfleiden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Blutungsneigungen oder Infekte haben und genügend eigene Blutbestandteile besitzen.  Gerinnungsfördernde Medikamente müssen Sie eine Woche vor der Apherese absetzen.

Vor der eigentlichen Apherese legt der Arzt meist Kanülen (Hohlnadeln) in zwei Armvenen des Spenders. Aus der einen fliesst das Spenderblut in ein geschlossenes, steriles und nur einmal verwendbares Schlauchsystem. Dort wird ein gerinnungshemmendes Mittel (Antikogulanz) dem Blut hinzugefügt und die Mischung in einen Zellseparator weitergeleitet. Durch Zentrifugation werden die verschiedenen Blutkomponenten  voneinander getrennt. Zusätzlich werden einzelne Stoffe durch Filtration gewonnen. und das Blut dem Spender über die andere Armvene wieder zurückgeleitet. Das Antikoagulanz wird problemlos von der Leber abgebaut.

Bei der Stammzellapherese werden  die Stammzellen zunächst hormonell stimuliert und so aus dem Knochenmark in das Blut ausgeschwemmt.

Die therapeutische Apherese wird wie die präparative Apherese durchgeführt.. Speziell bei der LDL-Apheresebeziehungsweise Lipidapherese bewirkt die Zugabe von gerinnungshemmenden Mitteln (Heparin) oder bestimmten Antikörper eine Bindung von den Fetten zu grösseren Strukturen, die abgefiltert werden können.

Welche Risiken birgt eine Apherese?

Die Apherese ist ein gut verträgliches Verfahren.
Während der Apherese kann eine sogenannten vasovagalen Reaktion auftreten. Dabei erweitern sich die Gefässe, der Herzschlag verlangsamt sich und der Butdruck fällt ab. Typische Symptome sind Blässe, Benommenheit, Übelkeit und eine unregelmässige Atmung. Ausserdem kann sich die  Einstichstelle infizieren oder es bildet sich ein blauer Fleck (Hämatom). In sehr seltenen Fällen entsteht durch den Abbau des Citrates ein kurzzeitiger, akuter Calciummangel, der sich durch Frösteln, Kribbeln in den Fingerspitzen, Zehen, Lippen oder der Zunge äussert. Die Gabe von Calcium lindert die Symptome und verhindert sehr selten auftretende Herzrhythmusstörungen.

Was muss ich nach einer Apherese beachten?

Nach einer Apherese bleiben Sie mindestens eine halbe Stunde unter Aufsicht. Der Arzt misst Blutdruck und Pulsfrequenz zur Beurteilung der Kreislaufstabilität und versorgt die Einstichstelle. Ein Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig. Alle Beschwerden können auch nach Abschluss der Apherese noch auftreten und sollten umgehend durch einen Arzt abgeklärt werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Bundesärztekammer: Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie), Zweite Richtlinienanpassung 2010
  • Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie: Durchführung präparativer zellulärer Hämapheresen zur Gewinnung von Blutbestandteilen
  • Deutsches Hämapherese Zentrum Köln
  • Kiefel, V., Müller-Eckhardt, C.: Transfusionsmedizin und Immunhämatologie: Grundlagen – Therapie – Methodik, Springer Verlag, 4. Auflage 2010
  • Kretschmer, V., Gombotz, H.: Transfusionsmedizin – Klinische Hämotherapie: Kurzlehrbuch für Klinik und Praxis, Thieme Verlag, 1. Auflage 2008
  • Lippert, H.-D., Flegel, W.: Kommentar zum Transfusionsgesetz (TFG) und den Hämotherapie-Richtlinien, Springer Verlag, 1. Auflage 2013
  • Speckmann, E.-J. et al.: Physiologie, Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage 2008
  • Universitätsklinikum Mainz, Transfusionszentrale
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