Wechseljahre: Wenig Wirkung von Phytoöstrogenen

Können Phytoöstrogene Abhilfe schaffen gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren? Eine neue Vergleichsstudie lässt starke Zweifel daran aufkommen.
Wenn die Drüsen altersbedingt ihre Hormonproduktion einstellen - betroffen sind meist Frauen ab 50 - beginnen die Wechseljahre.
Zu den häufigsten Beschwerden während der Menopause gehören Hitzewallungen. Viele Frauen über 50 leiden unter der plötzlich aufsteigenden Wärme, die Haut rötet sich, kurz darauf sinkt die Körpertemperatur ab, man friert.
Traditionell werden diese Beschwerden mit einer Hormonersatztherapie behandelt. Die Hormone, die der Körper nicht mehr selbst produzieren kann, werden ersetzt. Es geht dabei vor allem um die Zufuhr von Östrogen in Form von Tabletten. Nicht zuletzt weil diese Ersatztherapie immer wieder mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht wird, wünschen sich viele Patientinnen eine natürliche Alternative.
Systematische Übersicht
Diese Alternative kommt in Form so genannter "Phytoöstrogene" daher. Zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel, die diese hormonähnliche Naturstoffe enthalten, sind auf dem Markt erhältlich. Forscher der renommierten Cochrane-Collaboration, die zu medizinischen Themen systematische Übersichtsarbeiten durchführt, äußern nun Zweifel an der Wirksamkeit dieser Produkte. Die Wissenschaftler untersuchten, ob die pflanzliche Therapie betroffenen Frauen hilft, Hitzewallungen in den Griff zu bekommen.
Fazit: Nach Vergleich und Auswertung der verschiedenen Forschungsarbeiten ließ sich kein Beweis für die Wirkung von Phytoöstrogenen finden.
Hilft nicht ...
Auch die Hypothese, asiatische Frauen hätten aufgrund erhöhter Soja-Zufuhr weniger Wechselbeschwerden, lässt sich nicht nachvollziehen. Der Soja-Diät konnten die Cochrane-Forscher nur ein nicht genügendes Zeugnis ausstellen. Wenig besser sieht die Wirkung bei Rotklee-Extrakten aus. Seit zehn bis 15 Jahren sind diese Produkte, die hormonähnliche Isoflavone enthalten, vor allem in Europa beliebt. Zwei Studien, die eine Wirkung bei diesen Produkten feststellten, werden von den Experten als wenig seriös eingeschätzt.
... schadet nicht
Einzig und allein das Isoflavon Genistein zeigt laut den Cochrane-Fachleuten eine eingeschränkte Wirkung. Bei Frauen mit schweren Hitzewallungen, denen andere Therapien nicht geholfen haben, könnte hoch dosiertes Genistein eingesetzt werden. In allen anderen Fällen gibt es zur traditionellen Hormonersatztherapie auch weiterhin keine seriöse Alternative. Zumindest eine gute Nachricht gibt es: die wirkungslosen Nahrungsergänzungsmittel scheinen zumindest keine Nebenwirkungen zu haben.
Autoren:
Mag. (FH) Axel Beer
Redaktionelle Bearbeitung:
Philip Pfleger
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