Stimmbänder im Labor gezüchtet

Forschern ist es erstmals gelungen, voll funktionsfähige Stimmbänder im Labor zu züchten. Die neue Errungenschaft könnte vielen Menschen mit Stimmbandschäden neue Hoffnung geben.
Die menschliche Stimme – wir benutzen sie andauernd und ohne darüber nachzudenken. Ihre Bedeutung in unserem alltäglichen Leben ist unumstritten. So stellt sie eines der wichtigsten Mittel dar, um zu kommunizieren, unsere Gefühle zu vermitteln und unsere Persönlichkeit auszudrücken. Damit das funktioniert, bedarf es einem speziellen Gewebe mit einem ausgeklügelten System: unserer Stimmbänder (Stimmlippen).
Haben Menschen Gewebsschäden an den Stimmbändern, die beispielsweise durch Krankheiten wie Krebs hervorgerufen wurden, können Stimmstörungen (Dysphonie) auftreten. Diese können wiederum die verbale Kommunikation stark beeinträchtigen. Forscher der University of Wisconsin haben nun einen Weg gefunden, Menschen mit Stimmbandschäden ihre Stimme wieder zu geben: gezüchtete Stimmbänder.
Komplexes System
Stimmbänder bestehen aus einem sehr komplexen System. Beim Sprechen oder Singen werden unsere Stimmbänder zueinander gezogen, beim Ausatmen werden sie in Schwingung versetzt und es entstehen Schallwellen, die wir als Laute oder Töne wahrnehmen. Ist das Gewebe unserer Stimmbänder beschädigt, kann dies zu Stimmstörungen (Dysphonie) führen.
Menschliche Stimmbandzellen
Um Menschen mit Dysphonie zu einer voll funktionsfähigen Stimme wieder zu verhelfen, schufen die Forscher aus zwei verschiedenen menschlichen Zelltypen des Stimmbandgewebes und der Stimmbandschleimhaut neue Stimmbänder. Dazu entnahmen sie Zellen aus dem Stimmbandgewebe von Patienten, kultivierten sie auf einem mit Nährlösung umspülten Kollagengerüst, und konnten so neue funktionsfähige Stimmbänder züchten.
Die künstlich erzeugten Stimmorgane waren genau so elastisch und stabil wie natürliche Stimmbänder. Auch die Genaktivität, die im Stimmbandgewebe enthaltenen Proteine und akustische sowie schwingungsmechanische Leistungen waren vergleichbar mit denen von natürlichen Stimmbändern.
Transplantiert wurde das im Labor gezüchtetes Stimmband noch nicht - dazu bedarf es noch weiterer Untersuchungen. Trotzdem ist dieser Erfolg ein bedeutender erster Schritt für eine zukünftige Therapie für Menschen mit Stimmstörungen.
Autoren:
Tanja Unterberger, Bakk. phil.
Redaktionelle Bearbeitung:
Katrin Derler, BA
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