Medikamente zur Raucherentwöhnung
Studien zeigen, dass jene Raucherinnen und Raucher, die sich der gesundheitlichen Folgen ihres Verhaltens bewusst sind, meistens aufhören wollen. Doch der Rauchstopp ist ein Kraftakt, die Rückfallquote von Neo-Nichtrauchern ist hoch.
Über Tabakrauch aufgenommenes Nikotin hat nämlich die Eigenschaften einer Droge mit hohem Abhängigkeitspotenzial.
Wie werden Sie Nichtraucher?
Mit dem Rauchen aufzuhören, erfordert in erster Linie Disziplin und einen eisernen Willen. Wer es damit alleine nicht schafft, sollte sich beim Arzt über unterstützende Möglichkeiten informieren. Neben nicht-medikamentösen Ansätzen (u.a. verhaltenstherapeutische Methoden, Gruppentherapie) gibt es auch einige Medikamente, die den Weg zum Leben als Nichtraucher etwas erleichtern.
++ Mehr zum Thema: Nicht-Medikamentöse Ansätze ++
Allen voran verschiedenste Präparate zur Nikotinersatztherapie, die es mittlerweile in Form von Kaugummi über Inhalatoren bis hin zum Pflaster gibt. Mit Bupropion und Vareniclin stehen zwei weitere Substanzen zur Verfügung, deren Gebrauch allerdings aufgrund ihrer möglichen Nebenwirkungen vorher ausführlich mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprochen werden sollte.
Nikotinersatztherapie (NET)
Durch eine Nikotinersatztherapie werden in den ersten Wochen der Rauchentwöhnung die Entzugserscheinungen gemindert. Die Wirkungsdauer der Produkte unterscheiden sich stark. Daher sollte die Darreichungsform, oder auch eine Kombination aus unterschiedlichen Präparaten, immer mit dem Arzt besprochen werden.
++ Mehr zum Thema: Nikotinersatztherapie ++
Nicht-nikotinhaltige Medikamente
Bupropion
Das Antidepressiva Bupropion wird oft in Verbindung mit einer motivationsfördernden Therapie zur Rauchentwöhnung eingesetzt. Es mindert die Entzugssymptomatik und hemmt das Verlangen zu rauchen.
++ Mehr zum Thema: Bupropion zur Rauchentwöhnung ++
Vareniclin
Vareniclin bindet im Gehirn an nikotinische Acetylcholinrezeptoren, über die auch Nikotin seine Wirkung vermittelt. Die Nervenzellen werden auf die gleiche Weise wie beim Zigarettenrauchen, aber weniger stark aktiviert. Zusätzlich hemmt Vareniclin die Bindung von Nikotin an diese Rezeptoren und schwächt seine Wirkung auf das Belohnungszentrum ab, das sonst beim Zigarettenrauchen stimuliert wird und zur Abhängigkeit führt.
Die Therapie mit Vareniclin wird ein bis zwei Wochen vor Rauchstopp begonnen. In der ersten Woche wird die Dosis langsam auf zweimal 1 mg täglich gesteigert. Die gesamte Einnahmedauer beträgt 12 Wochen.
Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem:
- Übelkeit
- Psyche: abnorme Träume, Schlafstörungen, Panikreaktionen, Depression, Suizidgedanken
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Magen-/Darm-Symptome
- Müdigkeit
- generelle Symptome der Raucherentwöhnung
- Herzinfarkt
- Überempfindlichkeit (Angioödeme, schwere Hautreaktionen)
Was soll man bei der Einnahme von Vareniclin beachten?
- Dieses Medikament wird nur Menschen über 18 Jahre verschrieben.
- Besteht eine Niereninsuffizienz, soll dieses Medikament je nach Schweregrad geringer dosiert eingesetzt werden.
- Die Wechselwirkung mit Alkohol wurde nicht geprüft.
- In Schwangerschaft und Stillzeit ist Vareniclin nur nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung einzusetzen.
- Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen müssen stärker auf psychische Nebenwirkungen achten und sollen häufiger zu Kontrollen beim verschreibenden Arzt gehen.
- Vareniclin soll nicht mit Nikotinpräparaten kombiniert werden, da es zu einer Verstärkung der Nikotinnebenwirkungen kommen kann.
- Aktuelle Studien legen nahe, dass Vareniclin eventuell die Gefahr erhöht, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Naltrexon
Der Einsatz von Naltrexon, einem Opioidrezeptorantagonist, wird in der Therapie der Nikotinsucht diskutiert, seine Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen.
Nortriptylin
Das Antidepressivum Nortriptylin hat sich als wirksam in der Rauchentwöhnung erwiesen, ist in Österreich aber dazu nicht zugelassen.
Angstlösende Medikamente & andere Antidepressiva
Andere Antidepressiva sowie angstlösende Medikamente (Anxiolytika) sind bei der Raucherentwöhnung nicht wirksam.
++ Mehr zum Thema: Therapie der Nikotinsucht ++
Autoren:
Dr. med. Lisa Demel, Irmgard Homeier
Medizinisches Review:
Prim. Univ.Doz. Dr. Michael Studnicka